Die Reiterstaffel der Polizei

Der Gedanke hoch zu Ross für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, spricht dich an? Du bist gerne bei, beziehungsweise auf Pferden unterwegs und interessierst dich für die Polizeiarbeit? Die Reiterstaffel der Polizei verbindet genau diese beiden Aspekte. Was die Aufgaben dieser Sondereinheit sind und wie du ein Polizist der Reiterstaffel wirst, zeigen wir dir in diesem Text. 

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Aufgaben und Arbeitsalltag

Die Einsatzgebiete der berittenen Polizei sind sehr vielseitig. Sie können beispielsweise in den nachstehenden Situationen eingesetzt werden: 

  • Großveranstaltung wie Fußballspiele, Umzüge, Versammlungen, Demonstrationen, Open-Air-Konzerte und Volksfeste
  • Absperr- und Suchmaßnahmen im Gelände 
  • Fahndungen 
  • Evakuierungen 

Zusätzlich zu den genannten Situationen führt die Reiterstaffel Patrouillenritte durch. Speziell in Parkanlagen, Naturschutzgebieten, Fußgängerzonen und in unwegsamen Gelände finden diese Ritte statt. Diese Patrouillen dienen beispielsweise der Vermeidung von Autodiebstählen, Vandalismus und Umweltverschmutzungen. 

Neben den speziellen Aufgabengebieten gehören natürlich auch die alltäglichen Polizeiaufgaben zu der Reiterstaffel. Wenn sie zufällig in der Nähe eines Unfalls sind, so nehmen sie diesen natürlich auf. Auch das Schreiben von Strafanzeigen, das Aussprechen von Verwarnungen und die Organisation, dass ein Falschparker abgeschleppt wird, gehören zu den Aufgaben.

Zusätzlich zu den polizeitypischen Aufgaben trägt jeder Polizeibeamter der berittenen Polizei die Verantwortung für das Wohlbefinden seines Pferdes. Das heißt, er ist für die Pflege, Fütterung und das Ausmisten des Stalles verantwortlich. 

Die Arbeitszeit der berittenen Polizei ist abhängig von der Auftragslage. Während der Fußballsaison sind die Reiter regelmäßig im Einsatz. Die Reiterstaffel arbeitet im Schichtdienst, jedoch gehört die Arbeit am Wochenende eher zum Regel- als zum Ausnahmefall. 

Vorteile der berittenen Polizei

Doch wieso gibt es überhaupt eine gesonderte Reiterstaffel? Alle obigen Aufgaben könnten auch von normalen Fußkräften übernommen werden. Die berittene Polizei hat aber einige Vorteile gegenüber den Beamten zu Fuß. 

Die Pferde, die bei der Polizei eingesetzt werden, haben ein Stockmaß von mindestens 1,70 Meter. Daher haben die Reiter einen höheren Aussichtspunkt mit einer Augenhöhe von etwa drei Metern. Anders als Kameras sind sie nicht ortsgebunden und können so Gefahren, Personen und Unregelmäßigkeiten viel früher erkennen. Außerdem bietet die erhöhte Position einen gewissen zusätzlichen Schutz für die Beamten. 

Nicht nur die Reiter erkennen Unregelmäßigkeiten früher, sie werden auch früher als die Fußkräfte wahrgenommen. Aufgrund der muskulösen Erscheinung der Pferde, werden so potentielle Straftäter abgeschreckt. Speziell während Fußballspielen hat sich der Einsatz der berittenen Polizei als deeskalierend herausgestellt. Für friedliche Bürger sorgt der Anblick für ein höheres Sicherheitsgefühl. 

Die Erfahrungen der Polizeien haben gezeigt, dass bei kritischen Situationen ein Polizeireiter die Situation schneller kontrollieren kann. Das liegt mitunter daran, dass die Wirkung des Polizeireiters auf sein Gegenüber um ein Vielfaches imposanter ist, als auf einen Beamten zu Fuß. So können beispielsweise Demonstrationen oder Sitzblockaden mit Polizeireitern besser unter Kontrolle gehalten werden.

Pferde sind selbst dann noch mobil, wenn es mit dem Auto oder dem Motorrad nicht mehr weiter geht. Fußtruppen können sich noch in etwas unwegsameres Gelände bewegen, haben jedoch nicht die Geschwindigkeit, die ein Pferd aufbringen kann. Außerdem sind Pferde sehr ausdauernd, so dass eine Verfolgung über lange Zeit aufrechterhalten werden kann. 

Pferde werden als Sympathieträger gewertet. Sie sind zwar groß und muskulös, jedoch auch weich und flauschig. Dadurch entsteht ein gehäufter Bürgerkontakt. Die Bürger interessieren sich für die Tiere und nehmen eher den Kontakt zu den Beamten auf, als sie es bei Beamten in einem Streifenwagen tun würden. Dadurch wird eine verstärkte Bürgernähe und Vertrauen erlangt. 

Pferde sind umweltfreundlich. Speziell für den Einsatz in Wäldern, Parks und Naturschutzgebieten sind Pferde angemessener als Streifenwagen oder Motorräder. 

Ausbildung 

Die Ausbildung der Reiterstaffel hat einen sehr hohen Stellenwert. Die Reiter und die Pferde werden speziell auf den Polizeieinsatz geschult. Wie genau diese Ausbildung jeweils aussieht, zeigen wir dir in den nächsten Abschnitten. 

Pferd

Die Polizei kauft sich bei Bedarf etwa drei bis fünf Jahre alte Pferde ein. Diese sind zu dem Zeitpunkt normalerweise bereits angeritten. Das heißt, sie kennen die Grundkommandos und sind an einen Reiter gewöhnt. Trotzdem sind sie noch jung genug, ein spezielles Polizeitraining zu absolvieren. Grundsätzlich werden nur kastrierte Hengste (sogenannte Wallache) eingesetzt. Sie gelten als besonders ruhig und tolerant. 

Das Training der Pferde beinhaltet nicht nur Einheiten der Dressur, des Springens und des Geländereitens. Es werden noch weitere Schwerpunkte in der Außenausbildung, der Abgewöhnung des Fluchtreflexes und der Gewöhnung an Sondersituationen gelegt. 

Die Außenausbildung besteht in der Gewöhnung an den Straßenverkehr und an fremde Menschen in nächster Nähe. Die Abgewöhnung des Fluchtreflexes hat besondere Priorität. Ein Pferd ist normalerweise ein Fluchttier. Für die Polizeiarbeit ist es jedoch unerlässlich, dass das Tier auch in Gefahrensituationen ruhig und kontrollierbar bleibt. Der Fluchtreflex wird mit der Gewöhnung an unterschiedliche optische und akustische Reize vermindert. Zur Gewöhnung an Sondersituationen gehört beispielsweise der Umgang mit Feuer, Geschossen und dem Bewurf mit Gegenständen. 

Während der etwa ein- bis eineinhalbjährigen Ausbildung gilt die Regel „step-by-step” und „vom Einfachen zum Schwierigen”. Die Pferde werden ganz langsam an die einzelnen Ziele herangeführt. Beispielsweise soll das Pferd, wie oben bereits erwähnt, bei einem Bewurf ruhig bleiben. Dies wird mit Hilfe eines weichen Balls trainiert. Das Pferd darf sich den Ball zuerst in aller Ruhe ansehen und beschnuppern. Der Reiter berührt das Pferd anschließend nach und nach ganz sanft mit dem Ball an verschiedenen Körperstellen. Wenn das Pferd dies ohne Zucken toleriert, lässt der Reiter den Ball auf das Pferd fallen. Wird auch dies toleriert, bewirft er das Pferd vorsichtig mit dem Ball. Wenn auch dies keinen Stress verursacht, wird der Ball gegen einen größeren und schwereren getauscht und wieder langsam von vorne begonnen. Dieser Ablauf findet über mehrere Tage statt.

Zum Ende des Ausbildung steht dem Tier eine Prüfung bevor. Es muss die gelernten Fertigkeiten präsentieren und sich in nachgestellten Ernstsituationen angemessen verhalten. Wenn das Pferd die Prüfung bestanden hat, gehört eine kontinuierliche Weiterbildung zum Programm. 

Untauglichkeit 

Doch was passiert, wenn das Pferd die Prüfung nicht besteht oder aufgrund des Alters nicht mehr eingesetzt werden kann? Die Pferde werden daraufhin zum Verkauf freigegeben. Der Verkauf findet als Versteigerung statt. Die Termine hierfür werden in Anzeigenblättern oder auf diversen Internetseiten bekannt gegeben. 

Im Einsatz bleiben die Polizeipferde bis sie etwa 20 Jahre alt sind. Ein Pferd kann jedoch bis zu 30 Jahre alt werden. Die Polizei legt daher großen Wert darauf, dass die Tiere einen schönen Lebensabend als Senioren genießen können. 

Reiter

Zu einem gut ausgebildeten Pferd gehört natürlich ein mindestens ebenso gut ausgebildeter Reiter. Doch wie genau kommt man eigentlich an eine Stelle der berittenen Polizei? 

Schritt eins: Ausbildung bei der Polizei 

Zuerst musst du dich bei der Polizei für eine ganz gewöhnliche Ausbildung bewerben. Ob du diese im mittleren, gehobenen oder höheren Dienst ablegst, ist egal. Welche Möglichkeiten dir dabei jeweils offen stehen, kannst du hier lesen. Du findest alle wichtigen Informationen zur generellen Bewerbung bei der Polizei in unserem Artikel darüber. 

Nicht jedes Polizeipräsidium hat auch eine Reiterstaffel. Aktuell gibt es Reiterstaffeln in: 

Mit Klick auf das jeweilige Bundesland gelangst du auf die Artikel, welche die generellen Voraussetzungen für die dortigen Polizeien schildern. 

Wenn du bereits planst, dass du bei der Reiterstaffel arbeiten möchtest, ist es sinnvoll, dich direkt bei einem Präsidium zu bewerben, die eine solche haben. Die Voraussetzungen, die du erfüllen musst und das Bewerbungsverfahren variieren je nach Bundesland. 

Wenn du das Auswahlverfahren bestanden hast, beginnt deine Ausbildung. Diese musst du mit Erfolg abschließen und noch mindestens drei Jahre Berufserfahrung sammeln. 

Schritt zwei: interne Bewerbung für die Reiterstaffel 

Sobald du die drei Jahre Berufserfahrung erreicht hast, kannst du dich intern um einen Platz in der Reiterstaffel bewerben. 

Wichtig ist, dass du die nachstehenden Voraussetzungen erfüllst: 

  • Ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein
  • Überdurchschnittlich gute körperliche Fitness 
  • Überdurchschnittliche Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten 
  • Einwandfreies Erscheinungsbild
  • Kommunikationsfreude 
  • Reitkenntnisse (nicht in allen Bundesländern eine Voraussetzung) 
  • Fähigkeit und Motivation zum Erwerb des Reitabzeichens der Klasse V
  • Bereitschaft zum Wochenenddienst
  • Begeisterung für Pferde

Wenn du die Voraussetzungen erfüllst und deine Bewerbung gefällt, wirst du zu einem Eignungstest eingeladen. In diesem findet zuerst ein Gespräch und anschließend einige Reitübungen statt. 

Während des Gesprächs wird deine bisherige polizeiliche Erfahrung abgefragt. Außerdem wirst du Fragen über die Reiterstaffel und deine Motivation für diese beantworten müssen. In dem Gespräch möchten die Prüfer herausfinden, ob du mit deiner Persönlichkeit in die berittene Polizei passt. Achte besonders darauf, dass du dich klar und deutlich artikulierst.  

Der zweite Teil besteht in einem kurzen Probereiten. Je nach Bundesland wird bereits Reiterfahrung vorausgesetzt. Dementsprechend variiert auch das Probereiten. Einige Bundesländer lassen dich an einer Longe reiten. Das heißt, das Pferd wird von einem erfahrenen Trainer an einer langen Leine im Kreis geführt. Du musst keine Kommandos an das Pferd geben, sondern lediglich einen sicheren Sitz und Entspannung finden. Der Trainer muss sehen, dass du dich auf dem Pferderücken wohl fühlst. Wenn das Bundesland bereits Erfahrung voraussetzt, wirst du einige Runden im Schritt und Trab reiten müssen. Auch hier liegt der Schwerpunkt darin, dass die Prüfer sehen möchten, dass du dich wohl und sicher fühlst. 

Schritt drei: die Ausbildung 

Die Ausbildung für die Reiterstaffel beinhaltet nicht nur theoretische Einheiten sondern auch eine ausgeprägte reiterliche Ausbildung. Die Ausbildung ist als Spezialisierung anzusehen. Insgesamt dauert der Lehrgang sechs Monate.  In der reiterlichen Ausbildung wirst du in den Disziplinen Dressur, Springen und dem Geländereiten ausgebildet. Außerdem werden polizeiliche Einsätze auf dem Pferderücken geübt, damit du ein sicheres Auftreten erlangst. Die theoretischen Einheiten befassen sich mit der Haltung, dem Charakter und der Gesundheit von Pferden. 

Für den erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs musst du eine theoretische und eine praktische Prüfung ablegen. 

Nachdem du die Spezialisierung für die Reiterstaffel erfolgreich beendet hast, beginnt die Formalausbildung. Diese ist keine Ausbildung per se, sondern eine ständig weiter bestehende Trainingseinheit. Während dieser wird der Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit zwischen dir und deinem Pferd gelegt. 

Normalerweise wird dir als Reiter ein Pferd zugeteilt, mit diesem wirst du an den Trainingseinheiten teilnehmen. Das Ziel ist, zwischen dir und deinem Pferd eine starke Beziehung auf Vertrauensbasis aufzubauen. Nur so kann gewährleistet werden, dass du in Notsituationen dein Pferd richtig einschätzen und kontrollieren kannst. 

Gehalt 

Dein Verdienst orientiert sich auch weiterhin hauptsächlich an den nachstehenden Kriterien: 

  • Dem Dienstgrad 
  • Der Polizeieinheit 
  • Eventuell vereinbarten Zuschlägen 
  • Nachtschichtarbeit 
  • Eventuellen Gefahrenzulagen 

Im Durchschnitt beträgt das Gehalt eines Polizisten etwa 3.500 Euro netto monatlich. 

Die Reiter der berittenen Polizei sind häufig Beamte des mittleren oder gehobenen Dienstes. Dabei erreichst du die Besoldungsstufen A7 bis A9, mit einem Gehalt von etwa 1.900 Euro (Besoldungsgruppe A7) bis 2.300 Euro (Besoldungsgruppe A9) netto monatlich. Wenn du lange genug in der Reiterstaffel aktiv warst, besteht die Möglichkeit zum Gruppen- oder Zugführer der Reiterstaffel aufzusteigen. Damit erreichst du die Besoldungsgruppen A11 oder A12 und erhältst somit circa 3.000 Euro netto monatlich. 

Fazit

Die Arbeit in der Reiterstaffel ist sehr abwechslungsreich. Du trägst eine große Verantwortung, sowohl für die Personen um dich und dein Pferd herum, als auch für dein Pferd selbst. Die Pflege und das Training des Pferdes liegt in deinem Aufgabenbereich. Der Einsatz der Reiterstaffel kann aus unterschiedlichen Gründen in Betracht kommen. So variieren die Aufgaben von ruhigen Patrouillen über die Sicherung von Großveranstaltungen und Demonstrationen. Abschließend kann gesagt werden, dass die Reiterstaffel eine wichtige Sondereinheit der Polizei darstellt. Sie sorgt für mehr Bürgernähe und ein größeres Sicherheitsgefühl. 

 

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