Das Polizei Vorstellungsgespräch 

Aufgrund der abwechslungsreichen Aufgaben, vielfältigen Karrieremöglichkeiten und einer guten Bezahlung ist der Job als Polizist besonders beliebt. Kein Wunder also, dass sich jedes Jahr zahlreiche Menschen auf einen der begehrten Ausbildungsplätze bewerben. Du hast dich bereits beworben und eine Einladung zum Auswahlverfahren erhalten? Dann stehen dir spannende, interessante aber auch anstrengende Tage bevor. Um herauszufinden, ob du für solch einen verantwortungsvollen Job geeignet bist, musst du einige Einstellungstests bestehen. Die vorerst letzte Hürde auf dem Weg zu deinem Traumberuf stellt das Polizei Vorstellungsgespräch dar. Wir erklären dir im Folgenden alles, was du darüber wissen musst. 

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Die Polizei in Deutschland 

Die Polizei in Deutschland setzt sich aus den Landes- und Bundesbehörden zusammen. Die Hauptaufgabe eines Polizisten besteht darin, die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu bewahren. Im Zuge dessen gilt es, zahlreiche Aufgaben zu erfüllen. Zu diesen gehören die Aufklärung von Straftaten, die Dokumentation von Verkehrsunfällen sowie die Kontrolle verdächtiger Personen. Für die Allgemeinheit ist die Polizei zudem der erste Ansprechpartner, denn sie schützt unter anderem private Rechte. Als „Freund und Helfer” bekannt, handelt die Polizei im Sinne des Staates und darf als eine von wenigen Institutionen in bestimmten Situationen körperliche Gewalt anwenden. 

Eine einheitliche Behörde gibt es nicht, sondern 16 Länderpolizeien, ca. 18 eigenständige Polizeien und zwei Bundespolizeien. Hinzu kommt noch die Polizei des Deutschen Bundestags. Streng genommen gehört ebenfalls das Zollkriminalamt dazu, denn dieses führt polizeiliche Aufgaben aus. Im Grundgesetz stehen nur wenige Informationen über die Polizeiorganisation. Das liegt daran, dass die Polizei, bis auf die zwei Behörden auf Bundesebene, Ländersache ist. Etwa 220.000 Polizisten arbeiten für die 16 Landespolizeien. Im Gegensatz dazu stehen die 34.000 Beamten, die für das Bundeskriminalamt/die Bundespolizei tätig sind. 

Wie komme ich zur Polizei? 

Du möchtest zur Polizei? Dann solltest du dich auf eine der Laufbahnausbildungen bewerben. Dabei kannst du zwischen dem mittleren Dienst/2. Qualifikationsebene bzw. Laufbahngruppe 1, zweites Einstiegsamt und dem gehobenen Dienst/3. Qualifikationsebene bzw. Laufbahngruppe 2, erstes Einstiegsamt wählen. Die Bezeichnung variiert je nach Bundesland. Im mittleren Dienst absolvierst du eine zweijährige Laufbahnausbildung und startest häufig auf Dienststellen als Streifenpolizist oder bei der Bereitschaftspolizei. Wenn du dich für den gehobenen Dienst entscheidest bzw. dafür qualifizierst, wartet ein dreijähriges duales Studium auf dich, bei welchem du bereits Polizeikommissaranwärter bist. Nach einigen Dienstjahren gibt es immer die Möglichkeit, sich weiterzubilden und einen höheren Dienstgrad zu erreichen. 

Was passiert nach der Bewerbung? Um einen Ausbildungsplatz zu bekommen musst du zunächst ein umfangreiches Auswahlverfahren absolvieren. Im Rahmen des Auswahlverfahrens wirst du wortwörtlich auf Herz und Nieren geprüft. Neben den schriftlichen Tests erfolgt auch das Assessment Center sowie ein Sporttest und eine amtsärztliche Untersuchung. Das Vorstellungsgespräch der Polizei findet im Anschluss an die einzelnen Tests des Assessment Centers statt. 

Das Auswahlverfahren 

Je nachdem, in welchem Bundesland du dich beworben hast, umfasst das Auswahlverfahren unterschiedliche Einstellungstests. In der Regel verläuft es jedoch nach einem einheitlichen Schema:

  • Schriftliche Tests (inklusive Sprachverständnis und Grundfähigkeit/Logik, Konzentration, Mathematik usw.) 
  • Assessment Center (inklusive Gruppendiskussion, Referat, Vorstellungsgespräch usw.)
  • Sporttest (inklusive Cooper-Test, Pendellauf, Bankdrücken usw.)
  • Polizeiärztliche Untersuchung 

Wenn du mehr über die Karriere bei der Polizei wissen möchtest, sieh dir gerne unseren Beitrag Polizei Karriere und Jobs an. Für Informationen über die Bewerbung, die Voraussetzungen und die Einstellungstests der jeweiligen Bundesländer stehen dir auf unserer Seite zahlreiche Artikel zur Verfügung. 

Das Polizei Vorstellungsgespräch im Rahmen des Auswahlverfahrens

Das Polizei Vorstellungsgespräch unterscheidet sich klar von einem klassischen Vorstellungsgespräch. Normalerweise bewirbst du dich bei einem Arbeitgeber und wirst dann eingeladen, um dich vorzustellen. Auf diese Weise findet dein zukünftiger Arbeitgeber heraus, wer du bist und ob du zum Unternehmen passt. 

Wie sieht nun das Polizei Vorstellungsgespräch aus? Beim Vorstellungsgespräch der Polizei handelt es sich vielmehr um ein strukturiertes Interview. Strukturiert bedeutet, dass der Ablauf im Vorfeld bereits festgelegt ist. In diesem Fall haben die Prüfer einen Fragenkatalog vor sich liegen und arbeiten diesen kategorisch ab. Die Fragen zielen darauf ab, herauszufinden, ob du aufgrund deiner Persönlichkeit für diesen Beruf geeignet bist oder nicht. Gleichermaßen werden viele mögliche Kompetenzbereiche erfasst. Bei den Prüfern handelt es sich um ein Auswahlgremium, welches aus verschiedenen Personen der jeweiligen Polizeibehörde besteht. 

Reihenfolge und Struktur der Fragen

Das Polizei Interview erfolgt, wie bereits erwähnt, nach einem bestimmten System. Der festgelegte Fragenkatalog wird im Vorhinein ausgearbeitet und bestimmt die Richtung, in die das Gespräch gehen soll. Das dient vor allem dazu, allen Bewerbern die gleiche Chance einzuräumen. Im Gegensatz zu einem normalen Vorstellungsgespräch wird demnach kein dynamisches Gespräch zwischen dem Bewerber und den Prüfern stattfinden. Auch die Begrüßung wird eher knapp ausfallen und das sonst so übliche „Miteinander warm werden” bzw. einen Smalltalk (z. B. „Wie war die Anreise?”) gibt es in der Regel nicht. Vielmehr geht es hierbei um eine Selbstdarstellung und eine Überprüfung deines Wissens.

Außerdem wird getestet, wie stressresistent du bist und wie du in bestimmten Situationen reagieren würdest (z. B. durch Rollenspiele). Die Fragen kommen meistens unerwartet und finden in einem undurchschaubaren Wechsel statt. Du wirst kaum Zeit zum Nachdenken haben, bist unter Druck und musst deshalb überwiegend intuitiv reagieren. 

Es gibt unterschiedliche Frage-Kategorien, die auf verschiedene Bereiche deines Lebens anspielen: 

  • Selbstdarstellungs-Fragen
  • Bewerbungsfragen/Motivationsfragen 
  • Fragen zu deinem Lebenslauf/Biografie
  • Politische/Aktuelle Fragen 
  • Situative/Verhaltensbezogene Fragen 

Teilweise ist eine klare Abgrenzung der Fragen nicht möglich. Das bedeutet, dass eine Frage thematisch auch zu mehreren Kategorien passen könnte. Zudem erfolgen die Fragen in keiner bestimmten Reihenfolge. 

Begrüßung

In der Regel wird dir bei der Begrüßung der genaue Ablauf des Einzelinterviews erklärt. Dazu gehören zum Beispiel die Rahmenbedingungen oder die geplante Zeit. Solltest du Schmuck/Piercings oder Tattoos tragen, musst du damit rechnen, dass du auf diese angesprochen wirst. Das Gleiche gilt für auffällig lange oder künstliche Fingernägel oder das Tragen von Markenkleidung, die z. B. eher von Personen mit bestimmtem politischen Hintergrund getragen werden. 

Selbstdarstellung 

In erster Linie dient das Einzelinterview dazu, dich näher kennenzulernen. Das Auswahlkomitee möchte einen Eindruck über deine persönliche Eignung gewinnen. Daher wirst du im Rahmen der Selbstpräsentation dazu aufgefordert, dich kurz vorzustellen. Es geht hier nicht darum, deine gesamte Lebensgeschichte zu präsentieren. Vielmehr sollst du bündig wiedergeben, was dich ausmacht und welche Situationen in deinem bisherigen Lebenslauf besonders wichtig/prägend waren. Gleichermaßen relevant sind Qualifikationen oder Ereignisse, die in Bezug auf deinen Berufswunsch wichtig bzw. nützlich sind. Die Selbstdarstellung gleicht einem Vortrag und dauert nicht länger als zwei bis drei Minuten. Dabei sollte die Präsentation unbedingt einen sogenannten „roten Faden” haben und sinnvoll aufgebaut sein. 

Zusätzlich können vor, nach oder während deiner Selbstdarstellung Fragen gestellt werden. Gleichermaßen ist es möglich, dass du direkt mit Fragen überhäuft wirst und keine Zeit für einen Vortrag bekommst. In diesem Fall findet die Selbstdarstellung anhand der Fragen statt. Hier kommt es vor allem auf die Präsentation deiner Persönlichkeit und deiner Charaktereigenschaften an. 

Beispiele: 

  • In Ihrer Bewerbung geben Sie an, dass Sie verantwortungsbewusst handeln. Woran erkenne ich das?
  • Sie sind belastbar? Woran messen Sie Ihre Belastbarkeit?
  • Können Sie sich mit einem Wort beschreiben und wenn ja, mit welchem? 
  • Wann haben Sie das letzte Mal klare Regeln missachtet und warum?
  • Was bedeutet Familie für Sie?
  • Worauf sind Sie stolz? Womit unzufrieden?
  • Was bringt Sie völlig aus der Fassung?
  • In welcher Situation sind Sie genervt?
  • Haben Sie schon mal im Team gearbeitet? 
  • Arbeiten Sie lieber im Team oder alleine? 

Bewerbungsfragen/Motivationsfragen 

Auf Bewerbungs- bzw. Motivationsfragen musst du dich definitiv einstellen. Hier möchte die Kommission von dir wissen, warum du dich bei der Polizei beworben hast. Außerdem wird getestet, wie gut du über die Polizei als Institution informiert bist. Das gibt Aufschluss darüber, ob du dich im Vorfeld eingehend mit dem Beruf beschäftigt hast. 

Beispiele:

  • Warum haben Sie sich bei der Polizei beworben?
  • Was ist Ihre persönliche Motivation dahinter, Polizist zu werden?
  • Wie stellen Sie sich den Alltag bei der Polizei vor? 
  • Welche Vorteile sehen Sie bei der Ausübung des Berufes?
  • Mit welchen Nachteilen verbinden Sie den Polizeiberuf?
  • Was erwarten Sie sich von der Polizei?
  • Warum sollten wir ausgerechnet Sie nehmen?
  • Warum glauben Sie, dass Sie das Zeug dazu haben? 
  • Was erwarten Sie vom Studium/von der Ausbildung? Können Sie mir mindestens zwei Studienfächer nennen? 
  • Wie gehen Sie damit um, dass Sie wahrscheinlich im Schichtdienst arbeiten müssen? Welche Auswirkung hat das auf Sie, auf Ihre Familie und Ihre Freizeit? 
  • Haben Sie sich die Internetseite der Polizei angesehen? Wenn ja, was haben Sie dort gefunden?

Fragen zu deinem Lebenslauf/Biografie 

Diese Fragen zielen überwiegend auf deine persönlichen Stärken und Schwächen ab. Zudem möchte die Kommission herausfinden, ob du schon in der Schule ein Interesse für den Beruf als Polizist hattest und in welchen Bereichen du dich engagiert hast. Dazu gehören auch Praktika. Durch Fragen nach Neben- und Ferienjobs finden die Prüfer heraus, ob du schon immer arbeitswillig warst bzw. wo deine Prioritäten lagen. Ebenfalls Teil deiner Biografie ist dein sozialer Hintergrund.

Beispiele: 

  • Wo sehen Sie sich selbst in zehn Jahren?
  • Welches Fach war Ihr Lieblingsfach in der Schule?
  • Warum hatten Sie in Mathe in der achten Klasse eine fünf auf dem Zeugnis?
  • Wie helfen Ihnen die Kenntnisse aus dem Fach Biologie bei der Polizei weiter?
  • Was können Ihre zukünftigen Kollegen von Ihnen lernen?
  • Warum haben Sie in der zehnten Klasse eine schlechte Beurteilung Ihres Verhaltens bekommen?
  • Was war der größte Fehler Ihres Lebens und wie sind Sie damit umgegangen?
  • Wie war das Verhältnis zu Ihren Mitschülern und Lehrern? 
  • Warum haben Sie ein Praktikum im Kindergarten gemacht, obwohl Sie zur Polizei möchten?
  • Haben Sie einen Ferienjob gemacht oder sich ehrenamtlich engagiert? 
  • Wie sind Sie aufgewachsen?
  • Was machen Ihre Eltern und Geschwister beruflich?
  • Kennen Sie jemanden aus Ihrem näheren Umfeld, der ebenfalls bei der Polizei ist?

Politische/Aktuelle/Berufliche Fragen

Politische und aktuelle Fragen können zum Einen überprüfen, wie gut du dich mit der derzeitigen politischen Lage in der Welt auskennst. Zum Anderen ist es ein Test, denn wenn du dich vorher über die Grundsätze der Polizei informiert hast, weißt du, dass politische, religiöse und weltanschauliche Ansichten und Meinungen nicht gewünscht sind.

Beispiele:

  • Was wissen Sie über den Krieg zwischen den arabischen Staaten und Israel?
  • Nennen Sie uns vier europäische Staaten und die passenden Hauptstädte. 
  • Sie haben Polen/Warschau gesagt, was fällt Ihnen zu Warschau ein? 
  • Wer ist der Innenminister von Thüringen (oder einem anderen Bundesland)?
  • Wie heißt der Ministerpräsident von Bayern?
  • Wie ist die Landespolizei aufgebaut?
  • Was ist der Unterschied zwischen Landes- und Bundespolizei?
  • Wem muss die Polizei Folge leisten?
  • Auf welcher Gesetzesgrundlage handeln Polizisten?
  • Wer ist der Präsident der Landespolizeidirektion?
  • Wie ist die Polizei aufgebaut? 

Situative/Verhaltensbezogene Fragen

Situative bzw. verhaltensbezogene Fragen zielen auf Kompetenzen wie Teamfähigkeit und individuelle Reaktionen auf bestimmte Situationen ab. Es geht vor allem darum herauszufinden, wie du dich in bestimmten Situationen verhalten würdest und warum. Versuche die Antwort so ausführlich wie möglich zu gestalten und deine Vorgehensweise Schritt für Schritt zu erläutern. Häufig kommen außerdem einige „Was wäre, wenn?”-Fragen dran. Die situativen oder verhaltensbezogenen Fragen sind teilweise sehr kritisch gestellt. 

Beispiele:

  • Sie sind gemeinsam mit einem Arbeitskollegen im Streifendienst unterwegs. Dabei fällt Ihnen auf, dass sich ein Verkehrsteilnehmer falsch verhält. Wie wird Ihre Reaktion aussehen und was denken Sie könnte passieren, wenn Sie besagten Verkehrsteilnehmer daraufhin ansprechen?
  • Gab es schwierige Situationen, in denen Sie einem Freund oder Familienmitglied geholfen haben? Wenn ja, welche? 
  • Was wäre, wenn Sie beobachten, wie ein erwachsener Mann vor mehreren Kindern über eine rote Ampel geht? 
  • Welches Verhalten Ihres Kollegen würde Sie wütend machen? 
  • Was bedeutet für Sie persönlich „Integrität”, was „Loyalität”?
  • Wie kommen Sie damit zurecht, jemanden über sich zu haben, den Sie nicht leiden können?  
  • Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?
  • Welche Zeitung lesen Sie?
  • Wenn Sie im Internet surfen, welche Seiten schauen Sie sich regelmäßig an?
  • Wie haben Sie sich damit auseinandergesetzt, dass Sie als Polizist eine Waffe tragen müssen?
  • Trauen Sie sich zu, ein Tier oder sogar einen Menschen zu erschießen? Was würde das bei Ihnen bewirken?
  • Sie müssen eine politische Demonstration schützen, deren Inhalt Sie entschieden ablehnen. Wie gehen Sie damit um? 
  • Womit müssen Sie rechnen, wenn Sie eine Todesnachricht überbringen? 

Rollenspiel

Das Rollenspiel kann Teil des Einzelinterviews sein und zum Beispiel ergänzend zu den situativen/verhaltensbezogenen Fragen genutzt werden. Für den gehobenen Dienst variieren die Schwierigkeit und Dauer des Assessment Centers. Das bedeutet, dass hier noch mehr Aufgaben auf dich zukommen, die teilweise viel schwieriger sein können. In der Regel findet das Rollenspiel demnach nur bei der Bewerbung für den gehobenen Dienst statt. 

Beim Rollenspiel geht es darum, eine vorgegebene Situation nachzuspielen. Die Situation bezieht sich normalerweise auf deinen zukünftigen beruflichen Alltag. Partner im Rollenspiel ist eine Person aus deiner Auswahlkommission oder ein anderer ausgebildeter Polizist. 

Die Aufgabe an sich dauert zwischen fünf und zehn Minuten. Wenn dir die Situation genannt wird, hast du teilweise ein paar Minuten Vorbereitungszeit. Stell dich darauf ein, dass du nach dem Rollenspiel Rede und Antwort stehen musst. Üblicherweise werden dir diesbezüglich Fragen gestellt und du musst erklären, warum du dich wie in welcher Situation verhalten hast. Achte während des Rollenspiels (meist eine Diskussion) vor allem darauf, dass du dir einen Überblick über die Situation verschaffst und anschließend eine Lösung präsentierst.

Wenn es sich zum Beispiel um ein Konfliktgespräch handelt, solltest du erstmal aufmerksam zuhören und erst dann reden, wenn du dir sicher bist, wie du die Situation kontrollieren kannst. Kommt es allerdings zu Handgreiflichkeiten, solltest du als Polizist sofort eingreifen und intuitiv handeln. Wichtig sind deine Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, dein Einfühlungsvermögen sowie dein Verhandlungsgeschick, dein Durchsetzungsvermögen und deine Überzeugungskraft. 

Beispiele: 

  • Ein Konfliktgespräch mit einem Bürger, bei dem du die Rolle des Polizisten einnimmst.
  • Zwei Personen haben einen Streit und du musst als Polizist schlichten/reagieren.
  • Du musst ein kompliziertes Gespräch (z. B. Fehlverhalten) mit einem Kollegen führen.

Gesprächsabschluss 

Nachdem du alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet hast, bist du an der Reihe. Am Ende des Vorstellungsgespräches bekommst du die Gelegenheit, Fragen zu stellen und eventuelle Unklarheiten anzusprechen. Du solltest jedoch nicht nach deinen Chancen fragen, denn das zeugt nicht gerade von Einfühlungsvermögen. Ein guter Gesprächsabschluss besteht vielmehr darin, noch einmal dein Interesse zu bekunden und dich für die Einladung zu bedanken. Außerdem ist es höflich und zeigt deine Aufmerksamkeit, wenn du dich bei jedem Mitglied der Prüfungskommission mit Namen verabschiedest. In der Regel tragen Polizeibeamte ein Namensschild. So hast du es leichter und bist davor bewahrt, in der Aufregung die Namen zu vergessen.

Dennoch solltest du mit deinen Augen nicht an den Namensschildern kleben, sondern wenn möglich versuchen, nur einen kurzen Blick darauf zu werfen. Denn Augenkontakt gehört gleichermaßen zu einem höflichen und selbstbewussten Auftreten. 

Vorbereitung

Das Vorstellungsgespräch bzw. Einzelinterview ist der Teil, vor dem die meisten Bewerber große Angst haben. Schließlich bist du hierbei ganz auf dich alleine gestellt und wirst von mehreren Personen unter die Lupe genommen. So eine Situation kann dich ganz schön unter Druck setzen oder zumindest nervös machen. Deswegen ist es wichtig, dass du dich gut darauf vorbereitest. 

Allgemeine Vorbereitung

Nervosität ist zwar normal, hindert dich aber vermutlich daran, ein gelungenes Gespräch zu führen. Versuch deshalb, im Vorfeld an deiner Nervosität zu arbeiten und diverse Gesprächssituationen mit einem Freund oder Familienmitglied zu üben. Du könntest eine Person dazu auffordern, dir viele Fragen (Allgemeinwissen, Politik, Persönlichkeit, Lebenslauf usw.) in schneller Abfolge zu stellen, die dich wenn möglich unter Druck setzen. Nutze dazu gerne unsere Beispielfragen. 

Neben der Nervosität zählt vor allem der erste Eindruck. Übe vor dem Spiegel deine Körperhaltung und versuche möglichst gerade zu stehen. Beobachte dich beim Sprechen und achte darauf, nicht zu sehr mit den Händen zu gestikulieren und deine Beine stillzuhalten. Wenn dein Gesprächspartner das Wort hat, solltest du mit einer freundlichen Miene aufmerksam zuhören. Zum ersten Eindruck gehört ebenfalls dein äußeres Erscheinungsbild. Du solltest ordentlich gekleidet zum Polizei Vorstellungsgespräch erscheinen und darauf achten, dass du gepflegt aussiehst.

Da du dich für den Polizeiberuf bewirbst und Polizisten meist in Uniformen tätig sind, solltest du dich auch an der Dienstkleidung orientieren. Du musst nicht gleich im Anzug erscheinen, aber mindestens ein Hemd/eine Bluse und einen Blazer sowie eine ordentliche Jeans/Stoffhose/einen Rock und saubere Schuhe anziehen. 

Gezielt kannst du dich vor allem auf deine Selbstdarstellung vorbereiten. Wichtig ist, dass du nicht nur die Punkte in deinem Lebenslauf durchgehst, denn diesen haben die Prüfer meistens vor sich liegen bzw. schon gesehen. Gehe eher auf Erlebnisse oder Erfahrungen ein, die dich zu der Person machen, die du bist. Außerdem ist es hilfreich, Qualifikationen aufzuzählen, die dich bei der Polizei weiterbringen können. In diesem Zusammenhang solltest du dich gezielt vorher ausreichend über die Polizei informieren. Überleg dir, warum du den Beruf ausüben möchtest und warum ausgerechnet du zur Polizei passt. Schau dir hierfür die Internetseite der jeweiligen Landespolizei an und mach dich mit den Polizei-internen Strukturen vertraut. Die meisten Fragen, die dir gestellt werden, kommen jedoch unerwartet und überraschend.

Die Beispiele hier sind zwar eine gute Übung, trotzdem solltest du keine Antworten auswendig lernen. Es ist wichtig, spontan und bestimmt zu reagieren. Die Auswahlkommission möchte dich kennenlernen und deine persönlichen Eigenschaften und Charakterzüge erleben. Versuch deshalb natürlich und authentisch zu bleiben. Darüber hinaus kann es helfen, wenn du dir im Vorfeld Fragen suchst, die dir unangenehm sind. Wenn du dich schon einmal damit auseinandergesetzt hast, wird es dir vor Ort nicht mehr so schwer fallen, eine Antwort darauf zu finden. 

Schwierige Fragen 

Schwierige Fragen können auf zwei Dinge abzielen. Zum einen möchten dich die Prüfer möglichst aus der Reserve locken und herausfinden, wie souverän du reagierst. Teilweise wirst du ganz bewusst einem erhöhten Stresslevel bzw. Provokationen ausgesetzt, denn in solche Situationen kannst du während des Polizeieinsatzes häufiger kommen. 

Beispiele:

  • Was würden Sie machen, wenn wir Ihnen eine Absage erteilen?
  • Was würden Sie fragen, wenn Sie als Prüfer hier sitzen würden?
  • Glauben Sie wirklich, dass aus Ihnen ein guter Polizist werden könnte?
  • Wissen Sie, wieviel Sie als ausgebildeter Polizist verdienen?
  • Sie wirken gerade sehr zurückhaltend und schüchtern. Sie wissen, dass Sie als Polizist sicher und bestimmt auftreten müssen? 

Zum anderen können die Fragen auf deine politische Gesinnung abzielen. Es ist wichtig, dass du bei der Polizei politisch neutral bist. Du solltest daher darauf achten, keine Antworten zu geben, die bei der Polizei negativ bewertet werden könnten. Halte dich deshalb mit folgenden Antworten zurück:

  • Keine Stellungnahme zu einer Weltanschauung, einer Ideologie oder Religion
  • Keine Bewertung zu Bildungsfragen in Deutschland
  • Keine Angabe, zu welchem Zeitpunkt du welche Position erreicht haben möchtest (Vielleicht ist einer der Prüfer in diesem Alter und noch nicht an dieser Position – das könnte als Beleidigung aufgefasst werden)
  • Keine Bewertung der theoretischen oder praktischen Inhalte der Polizeiarbeit
  • Keine politische Meinung bzw. Politik und Beruf immer trennen! 

Wenn du eine Frage nicht beantworten kannst oder möchtest, solltest du ruhig bleiben und dich nicht stressen lassen. Eine gut begründete „Nicht-Antwort” ist besser als eine bewertende Antwort. 

Fazit 

Dass die Arbeit bei der Polizei alles andere als gewöhnlich ist, siehst du bereits beim Vorstellungsgespräch. Dieses unterscheidet sich von denen in anderen Unternehmen vor allem durch die Strukturiertheit und dem vorgegeben Fragenkatalog. Als letzte Hürde vor dem erfolgreichen Bestehen des Auswahlverfahrens kann das Einzelinterview viele Nerven kosten. Das muss es jedoch nicht, wenn du dich ausreichend darauf vorbereitest und die genannten Hinweise befolgst. Versuch vor allem du selbst zu bleiben und dich nicht zu sehr stressen zu lassen. Ein strukturiertes Interview ist zwar steif, aber noch lange kein Verhör. Du möchtest zur Polizei, weil das dein Traumberuf ist? Dann wird genau das auch bei den Prüfern beim Polizei Vorstellungsgespräch ankommen. 

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