Polizist zu werden ist für viele Kinder ein Traum. Spätestens als Erwachsener merkst du jedoch, dass das Polizistsein aus viel mehr als nur Blaulicht, coolen Autos und einer schicken Uniform besteht. Eine Karriere bei der Polizei ist nicht nur aufregend, du bist zudem auch abgesichert und wirst in der Bevölkerung respektiert. Um dich für den Polizeidienst zu qualifizieren, musst du aber zunächst eine große Herausforderung meistern: Das Polizei Einstellungstestverfahren. Neben einigen anderen Komponenten kommt hier oft ein Logiktest auf dich zu. In diesem Artikel berichten wir über einen spezifischen Teil des Logiktests – Syllogismen und Schlussfolgerungen. Was das überhaupt bedeutet und inwiefern du im Polizei Einstellungstest damit rechnen kannst, erfährst du im Folgenden.
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Der Weg zum Polizeiberuf
Zunächst wollen wir jedoch noch einmal auf den Ablauf des Auswahlverfahrens der Polizei eingehen. In Deutschland ist die Polizei Ländersache, also gibt es in jedem Bundesland eine eigene Polizei. Dazu kommt noch die Bundespolizei, die deutschlandweit agiert. Je nachdem wo genau du dich bewirbst unterscheiden sich die Polizei Einstellungstestverfahren. Im Allgemeinen erwartet dich aber in etwa Folgendes:
- Schriftlicher Einstellungstest bzw. computergestützter Test
- Sporttest
- Mündlicher Einstellungstest bzw. Vorstellungsgespräch
- Polizeiärztliche Untersuchung
Für den gehobenen Dienst musst du zudem oft ein Assessment-Center durchlaufen. Wie bereits erwähnt sind die genauen Bedingungen je nach Bundesland unterschiedlich.
Wenn du dich für die Untersuchung auf Polizeidiensttauglichkeit genauer interessierst, schau doch bei unserem Artikel Polizeiärztliche Untersuchung beim Einstellungstest inkl. Belastungs-EKG- Der Überblick vorbei. Über den Computertest kannst du im Artikel Der Computertest beim Polizei Einstellungstest mehr erfahren. In der Regel sind in den computerbasierten Test mehrere Testteile integriert. So kann es zum Beispiel sein, dass im Zuge des Computertests ein Deutschtest oder ein Konzentrations-/Logiktest durchgeführt wird. Bei Letzterem kommen auch die Syllogismen und Schlussfolgerungen ins Spiel.
Ein Abstecher in die Philosophie: Was sind eigentlich Syllogismen?
Syllogismen sind eine besondere Art der logischen Schlussfolgerung und damit Teil der Logik, welche wiederum ein Teilgebiet der Philosophie ist. Den Begriff „logische Schlussfolgerung” hast du bestimmt auch im Alltag schon mal gehört. Mit Aussagen wie „Das ist doch logisch!”, werfen wir nämlich gern um uns. Darüber, was das formal gesehen überhaupt bedeutet, ist sich nicht unbedingt jeder im Klaren. Auf den ersten Blick wirkt logisches Schlussfolgern vielleicht intuitiv. In Wahrheit stehen jedoch viele Hürden im Weg, wenn wir versuchen, existierende Ideen miteinander zu kombinieren und so neue Erkenntnisse zu schaffen. Die sogenannten Syllogismen bilden eine Art Werkzeug, das den Prozess strukturiert und anschaulicher macht. Sie sind demnach der Kern der traditionellen Logik. Vom vierten Jahrhundert v. Chr. (zu Zeiten Aristoteles) bis ins 19. Jahrhundert bildeten sie das Hauptwerkzeug der Logiker. Später wurde die Logik in die Mathematik integriert, wodurch die Syllogistik etwas in den Hintergrund rückte.
Deduktives Denken – Aufbau eines Syllogismus
Die logische Schlussfolgerung in Form von Syllogismen ist eine Form von deduktivem Denken. Das bedeutet, dass vom Allgemeinen auf das Spezifische geschlossen wird. Die Syllogismen geben der Deduktion eine formale Struktur. Aus zwei gegebenen Aussagen (Prämissen) wird hier eine dritte neue Aussage abgeleitet (Konklusion). Die beiden Prämissen werden auch als Ober- und Untersatz bezeichnet. Der Prozess kann dann beispielsweise so aussehen:
- Erste Prämisse: Alle Menschen sind Lebewesen.
- Zweite Prämisse: Peter ist ein Mensch.
- Konklusion: Peter ist ein Lebewesen.
Aus den zwei bestehenden Aussagen kann also eine dritte Aussage abgeleitet werden.
Bei der ersten Prämisse handelt es sich meist um eine universell gültige Aussage. Diese kann entweder positiv oder negativ sein. „Alle Menschen sind Lebewesen,” ist eine positive Aussage. „Kein Mensch ist ein Lebewesen,” wäre das negative Gegenstück dazu. Die zweite Prämisse kann dahingegen entweder allgemein (alle/keiner) oder partikular (einige) sein, und natürlich ebenfalls bejahend oder verneinend. Im obigen Beispiel ist die zweite Prämisse von partikularer Natur. Die Konklusion ist schließlich die Konsequenz, die aus den beiden Prämissen folgt.
Buchstaben als Platzhalter
Gar nicht so schwer, oder? Kompliziert wird es erst, wenn dir vollkommen abstruse Schlussfolgerungen vorgelegt werden. Manchmal bist du dir dann zwar sicher, dass diese nicht wahr sind, darfst dich aber nur auf die Logik konzentrieren. Das ist meistens das knifflige, wenn man bezüglich Syllogismen im Polizei Einstellungstest abgefragt wird. Deshalb kann es helfen, die einzelnen Inhalte einfach durch Platzhalter zu ersetzen.
Das funktioniert so:
- Alle A sind B.
- Alle C sind A.
- Demnach: C ist B.
Egal, was du jetzt für A, B und C einsetzt, die Schlussfolgerung wird immer valid, also gültig sein. Versuchen wir es an einem konkreten Beispiel:
- Alle Bäume sind Pflanzen.
- Alle Birken sind Bäume.
- Demnach sind alle Birken Pflanzen.
Einleuchtend, oder?
Wie du siehst, würde es andersherum nicht funktionieren. Hätte man als zweite Prämisse „C ist B”, könnte man nicht daraus schlussfolgern, dass A auch C sei.
- Alle Bäume sind Pflanzen.
- Alle Birken sind Pflanzen.
- Demnach ist eine Birke ein Baum.
Das wäre zwar korrekt, allerdings nur faktisch. Die logische Schlussfolgerung ist hier ungültig.
Venn-Diagramme zur Darstellung
Wir veranschaulichen das Ganze mithilfe von Venn-Diagrammen. Die Diagramme, die wir an dieser Stelle benutzen, tragen nur zu deinem Verständnis bei. In der formalen Logik sehen die Venn-Diagramme ein bisschen anders aus. Hier ist zunächst das oben genannte Beispiel dargestellt:
Ein anderes Beispiel wäre Folgendes:
- Kein Mensch kann fliegen.
- Du bist ein Mensch.
- Also kannst du nicht fliegen.
Regeln der Syllogistik
Jetzt, wo du den Aufbau einigermaßen kennst, erklären wir dir noch ein paar Regeln. Wenn du diese berücksichtigst, fällt dir das logische Schlussfolgern direkt viel leichter.
Regeln der Qualität
- Eine der beiden Prämissen muss positiv, also bejahend sein. Aus Aussagen wie “Kein Mensch kann fliegen. Vögel sind keine Menschen.”, kann keine gültige Schlussfolgerung gezogen werden.
- Wenn beide Prämissen bejahend sind, wird auch die Konklusion bejahend sein. Das oben genannte Beispiel zu Pflanzen, Bäumen und Birken zeigt dies.
- Wenn eine der beiden Prämissen negativ beziehungsweise verneinend ist, muss auch die Konklusion verneinend sein. Zum Beispiel:
- Alle Polizisten tragen eine Uniform.
- Peter trägt keine Uniform.
- Also ist Peter kein Polizist.
Ein positiver Schluss kann aus den beiden Prämissen einfach nicht gezogen werden.
Regeln der Quantität
- Eine der beiden Prämissen muss eine generelle Aussage beinhalten. Aus zwei partikularen Aussagen können keine Schlüsse gezogen werden. Normalerweise sollte daher die erste Prämisse von allgemeiner Natur sein.
- Einige Montage sind regnerisch.
- Einige Tage sind Montage.
Daraus kann (zumindest in der Syllogistik) kein logischer Schluss gezogen werden.
Hieße es aber „Alle Montage sind regnerisch,” könnte man schlussfolgern, dass einige Tage regnerisch seien.
- Sobald eine der Prämissen partikulär ist, muss die Konklusion auch partikulär sein. Es kann also in dem Fall keine allgemeine Schlussfolgerung gezogen werden. Zum Beispiel:
- Alle Polizeiautos sind Fahrzeuge.
- Einige Polizeiautos sind blau.
- Demnach sind einige Fahrzeuge blau.
Hier kann man keinen Schluss ziehen, der sich auf alle Fahrzeuge bezieht.
Behalte diese Regeln im Hinterkopf, wenn du Übungen zu Syllogismen und Schlussfolgerungen löst.
Gültige Schlussfolgerungen und solide Argumente
Wenn diese Regeln befolgt werden und die Syllogismen nach dem richtigen Schema formuliert sind, dann wird die Schlussfolgerung stets gültig (oder valid) sein. Das hat aber noch nichts damit zu tun, ob sie auch faktisch korrekt ist. Nur wenn die Prämissen wahr sind und die Schlussfolgerung valid, wird von einem soliden Argument gesprochen.
Manchmal, insbesondere bei Polizei Einstellungstests, wird von der Korrektheit der Prämissen aber abgesehen. Stattdessen musst du sogenannte „absurde Schlussfolgerungen” ziehen oder beurteilen. Hierbei werden komplett unsinnige Prämissen genannt. Das kann zum Beispiel so aussehen:
- Alle Polizisten sind rot-grün gepunktet.
- Maria ist Polizistin.
- Maria ist rot-grün gepunktet.
Du solltest dir also immer darüber im Klaren sein, ob es nur um die reine Gültigkeit der Schlussfolgerung geht oder um die Solidität des Arguments.
Der Logiktest im Polizei Einstellungstest
Die meisten Auswahlverfahren der Polizei schließen einen Logiktest mit ein. Dieser kann als eigene Testkomponente auftauchen oder aber in einen der anderen Bereiche integriert sein. Am ehesten ist der Logiktest in den schriftlichen oder PC-gestützten Text eingebaut. Die Schlussfolgerungen und Syllogismen sind demnach meist nur ein Teil des Logiktests, welcher außerdem noch andere Aufgabentypen beinhaltet. Dazu gehören beispielsweise das Fortsetzen von Zahlenreihen, das Bilden von Wortanalogien oder auch klassische Denkaufgaben. Details zum Logikteil des Polizei Einstellungstests erfährst du in unserem Artikel Der Logiktest – Alle Informationen und Übungen.
So könnten Syllogismen abgefragt werden
In der Regel gibt es zum Thema Syllogismen und Schlussfolgerungen nur zwei Aufgabentypen, die dich erwarten könnten. Der Logikteil des Polizei Einstellungstests wird aller Wahrscheinlichkeit nach im Multiple-Choice-Stil sein. Also ist es sehr unrealistisch, dass du von einem komplett anderen Aufgabentypen überrascht wirst.
Richtig oder falsch?
Beim ersten Aufgabentyp wird dir ein kompletter Syllogismus mit Prämissen und Konklusion vorgegeben, woraufhin du zwischen richtig oder falsch entscheiden musst. Das könnte zum Beispiel so aussehen:
- Einige Pflanzen sind rot. Einige Bäume sind Pflanzen. Also sind einige Bäume rot.
- Richtig
- Falsch
Die richtige Antwort ist B. Diese Schlussfolgerung ist also ungültig. Wenn du dich an die Regeln der Quantität zurückerinnerst, fällt dir bestimmt auf, warum. Beide Prämissen sind partikulär, sie sprechen von „einigen”. Wenn keine allgemeine Prämisse vorhanden ist, kann kein gültiger Schluss gezogen werden. Etwas anschaulicher kann man das erklären, indem man sich vorstellt, dass von allen Pflanzen ein paar rot sind. Und von allen Bäumen einige Pflanzen sind. Darüber, ob es sich bei den Bäumen, die Pflanzen sind, zufällig auch um die Pflanzen handelt, die rot sind, gibt es keine Information. Hätte die erste Prämisse mit „alle” statt mit dem Wort „einige” begonnen, wäre die Schlussfolgerung korrekt.
- Keine Boote sind Autos. Einige Boote sind Züge. Also sind einige Züge keine Autos.
- Richtig
- Falsch
Die richtige Antwort ist A. Die Schlussfolgerung klingt zwar blödsinnig, ist aber korrekt. Wenn keine Boote Autos sind, jedoch einige Boote Züge, dann sind einige Züge keine Autos, da Boote ja keine Autos sein können.
Hier noch ein paar weitere Beispiele zu diesem Aufgabentyp:
- Milch kann gut singen. Alle Äpfel sind Milch. Also können einige Äpfel gut singen
- Richtig
- Falsch
- Einige Katzen sind Hunde. Alle Hunde sind Mäuse. Demnach sind einige Katzen Mäuse.
- Richtig
- Falsch
- Alle Montage sind im August. Im August ist es immer heiß. Also ist es im August immer Montag
- Richtig
- Falsch
Daraus folgt, dass…
Beim zweiten möglichen Aufgabentyp werden dir die Prämissen vorgegeben und du musst die Konklusion aus einer Anzahl an Antwortmöglichkeiten aussuchen. Hier wieder zwei Beispiele mit Erklärung:
- Alle Berge sind Strände. Das Meer ist ein Berg.
- Alle Strände sind am Meer
- Einige Strände sind das Meer.
- Das Meer ist ein Strand.
- Alle Meere sind Berge.
Die richtige Antwort ist C. Das Meer ist ein Strand, weil es ein Berg ist und alle Berge sind zwangsläufig Strände.
- Einige Trampoline sind Kaffee. Kaffee ist ein Buch.
- Einige Bücher sind Trampoline.
- Einige Trampoline sind ein Buch.
- Kaffee ist ein Trampolin.
- Alle Trampoline sind Kaffee.
Hier wäre die richtige Antwort B. Wenn einige Trampoline Kaffee sind und Kaffee ein Buch ist, dann müssen einige Trampoline wohl auch ein Buch sein. Nicht in der Realität, aber in unserem Syllogismus.
Weitere Beispiele könnten so aussehen:
- Es gibt keine Bäcker, die nicht Klempner sind. Alle Häuser sind Bäcker.
- Alle Häuser sind Bäcker.
- Einige Bäcker sind Häuser.
- Einige Klempner sind Häuser
- Alle Häuser sind Klempner.
- Einige Gläser sind Bücherregale. Bücherregale können nicht Auto fahren.
- Einige Gläser können nicht Auto fahren.
- Keine Gläser können Autofahren.
- Alle Gläser können nicht Auto fahren.
- Alle Regale sind Gläser.
Übung macht den Meister
Die Syllogismen und Schlussfolgerungen können auf den ersten Blick sehr verwirrend wirken, aber du solltest dich nicht davon einschüchtern lassen. Mit ein wenig Übung schaffst du es, das Thema wirklich zu durchdringen und kannst die Aufgaben beim Einstellungstest dann mit Leichtigkeit lösen. Nutze gerne unsere Beispielaufgaben zur Vorbereitung.
Fazit
Syllogismen können etwas einschüchternd wirken, aber du musst dir keine Sorgen über diesen Teil des Polizei Einstellungstests machen. Stelle nur sicher, dass du konzentriert bist und dich nicht ablenken lässt. Wenn du fleißig geübt hast und dich, was logische Schlussfolgerungen angeht, sicher fühlst, kann eigentlich gar nichts schiefgehen.
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