Freiwilliger Wehrdienst bei der Bundeswehr

Einen Beruf bei der Bundeswehr auszuüben, finden viele interessant. Sich aber direkt für mehrere Jahre zu verpflichten, ist dann doch eine große Entscheidung. Der Freiwillige Wehrdienst ist genau das Richtige, wenn du erst einmal testen möchtest, ob das Soldatenleben etwas für dich ist. Du absolvierst deinen Dienst in der Laufbahn der Mannschaften und kannst selbst auswählen, in welcher Einheit du eingesetzt werden möchtest. Während des Einsatzes oder danach kannst du entscheiden, ob du bei der Bundeswehr bleiben möchtest. Was du alles im Freiwilligen Wehrdienst (FWD) lernst, wie hoch dein Gehalt ist und welche Karrierechancen du danach hast, erfährst du in diesem Artikel.

Wehrpflicht und Freiwilliger Wehrdienst bei der Bundeswehr

Der Freiwillige Wehrdienst (FWD) wurde am 1. Januar 1996 eingeführt, als es noch die Wehrpflicht gab. Wehrpflichtige hatten so die Möglichkeit, ihren Dienst auf insgesamt 23 Monate bei erhöhtem Sold zu verlängern.

Nach Aussetzung der Wehrpflicht steht der FWD nun allen deutschen Männern und Frauen offen, die das 17. Lebensjahr vollendet haben. Du kannst nun für einen Zeitraum zwischen sieben und 23 Monaten als Freiwillig Wehrdienst Leistender die Arbeit bei der Bundeswehr kennenlernen.

Voraussetzungen

Um dich für den FWD bewerben zu können, musst du einige Voraussetzungen erfüllen:

  • Du bist mindestens 17 Jahre alt (minderjährige Bewerber brauchen das Einverständnis der Erziehungsberechtigten).
  • Du hast die deutsche Staatsbürgerschaft.
  • Du hast die Vollzeitschulpflicht in Deutschland erfüllt (je nach Bundesland neun oder zehn Schuljahre; kein Schulabschluss nötig).
  • Du bist bereit bundesweit eingesetzt zu werden.
  • Du lässt dich zwischen sieben und 23 Monaten verpflichten.
  • Du bist bereit an einem Auslandseinsatz teilzunehmen (ab einem Verpflichtungszeitraum von 12 Monaten).

Bewerbung

Du kannst dich online für den FWD bewerben. Am Anfang des Bewerbungsprozesses vereinbarst du ein Beratungsgespräch in einem der vielen Karrierecenter in Deutschland. Hier kannst du all deine Fragen zum FWD stellen und herausfinden, welche Truppengattung für dich am besten geeignet ist. Die Mitarbeiter erklären dir auch, welche Bewerbungsunterlagen nötig sind und welche Karrieremöglichkeiten sich nach dem Freiwilligen Wehrdienst bieten.

Setz dich am besten so früh wie möglich mit den Beratungsstellen in Verbindung. Die Wartezeiten beim Auswahlprozess können nämlich einige Zeit in Anspruch nehmen. 

Einstellungstest

Die Bundeswehr führt mit allen Bewerbern, die für den Dienst in Frage kommen, einen umfangreichen Eignungstest durch – auch beim Freiwilligen Wehrdienst. Neben einem psychologischen Gespräch erfolgen ein computerassistierter Test und eine medizinische Untersuchung. Ein Sporttest ist bei der Bewerbung für den FWD nicht nötig. Dieser kommt, bei erfolgreicher Bewerbung erst in der Grundausbildung auf dich zu.

Im psychologischen Gespräch wollen dich die Prüfer näher kennenlernen und mehr darüber erfahren, warum du den Freiwilligen Wehrdienst ableisten möchtest. Du solltest dich zudem auf ein paar Fragen zur Historie und Struktur der Bundeswehr einstellen.

Im computerassistierten Test (CAT) ist dein Wissen zu verschiedenen Bereichen gefragt. Es werden zum Beispiel Aufgaben zu den Themen Mathematik, Rechtschreibung und Grammatik, Allgemeinwissen zur Bundeswehr und Matrizen gestellt. Auch Fragen zu persönlichen Einstellungen und Ansichten werden auftauchen. Die Fragen werden am Computer im Multiple-Choice-Verfahren gestellt.

In der medizinischen Untersuchung wird von einem Bundeswehrarzt gecheckt, ob du aus medizinischer Sicht für den Dienst bei der Bundeswehr geeignet bist. Es folgen ein Gespräch über deine gesundheitliche Vorgeschichte, eine umfangreiche Untersuchung deines Körpers, ein Seh- und Hörtest sowie ein Drogentest. Auch Intelligenz und Psyche werden während des Gesprächs vom Arzt gecheckt. Am Ende erfährst du, ob du für alle Laufbahnen geeignet bist oder ob es Einschränkungen für bestimmte Berufe gibt.

Freiwilliger Wehrdienst bei der Bundeswehr – Ablauf

Beim FWD kannst du wählen, ob du im Bereich Cyber- und Informationsraum, dem Heer, der Luftwaffe, der Marine, dem Sanitätsdienst oder der Streitkräftebasis eingesetzt werden möchtest. Je nachdem, welche Qualifikationen du mitbringst, kannst du in diesen Truppen unterschiedliche Positionen einnehmen, wie zum Beispiel als Hilfsausbilder oder Feldjäger. Du kannst auch im Geschäftszimmer, in der Logistik oder im Decksdienst arbeiten. Bei den ersten sechs Monaten des FWD handelt es sich um eine Probezeit, in denen der Dienst von beiden Seiten aus gekündigt werden kann.

Die Grundausbildung

Am Anfang jeder Bundeswehrlaufbahn steht immer die dreimonatige Grundausbildung. Hier erlernst du gemeinsam mit deinen Kameraden Kenntnisse und Fähigkeiten, um auf einen einheitlichen Wissensstand zu kommen. Deine Truppe soll die „Allgemeinmilitärische Grundbefähigung“ erlangen.

Außerdem lernst du viel über Kameradschaft, ein zentrales Element des Soldatenlebens. Viele Hindernisse überwindet man nämlich nur gemeinsam. Fitness ist ein ebenso wichtiger Faktor. Eine gewisse körperliche Leistungsfähigkeit wird vorausgesetzt. Am Anfang und am Ende der Grundausbildung wird diese in einem Basis-Fitness-Test überprüft.

Selbstverständlich wird dir auch die „Lehre vom Schuss” beigebracht. Du übst mit dem Gewehr G36 und der Pistole P8, lernst deren technische Eigenschaften und den genauen Ablauf des Schießens kennen.

Du erfährst viel zum Thema Politik und den besonderen Rechten und Pflichten als Soldat. Nicht zu vergessen ist auch die Erste Hilfe und der Sanitätsdienst. Eine ganze Woche lang übst du, wie du im Ernstfall richtig handelst. Außerdem werden dir alltägliche Dinge eines Soldaten gezeigt, wie der militärischen Gruß, die korrekte Meldung an den Vorgesetzten, die Dienstgrade und wie du dich beim Marsch verhalten sollst.

Dein erworbenes Wissen und deine Fähigkeiten wirst du oft in sogenannten Geländetagen zum Einsatz bringen. Das heißt zum Beispiel Schlafen am Feuer im winterlichen Wald, Orientierung mit dem Kompass oder Marschieren mit einem 15 Kilogramm schweren Rucksack. 

Laufbahnen

Nach der dreimonatigen Grundausbildung wechselst du in die von dir ausgewählte Truppe. Hier wirst du drei weitere Monate für einen bestimmten Dienstposten ausgebildet, zum Beispiel Panzergrenadier, Navigationssoldat, Stabsdienstsoldat im Sanitätsdienst oder Matrose.

Eine typische Arbeitswoche bei der Bundeswehr hat übrigens 41 Stunden und dir werden 30 Tage Urlaub pro Kalenderjahr gewährt. Urlaub während der Grundausbildung ist allerdings nicht erlaubt.

Nach der Grundausbildung kannst du zum Gefreiten aufsteigen. Nach frühestens sechs Monaten kannst zum Obergefreiten befördert werden und nach mindestens zwölf Monaten zum Hauptgefreiten. Bereits während der Laufzeit des Freiwilligen Wehrdienstes kannst du oder auch die Bundeswehr entscheiden, ob eine Beschäftigung über den FWD hinaus in Frage kommt.

Freiwilliger Wehrdienst bei der Bundeswehr – Vergütung

Auch wenn es ein Freiwilliger Wehrdienst ist, du wirst für deinen Einsatz vergütet. Das Monatsgehalt im untersten Dienstgrad beträgt 1.500 Euro brutto. Zu dieser Kategorie gehören unter anderem die Berufe: Grenadier, Matrose, Jäger, Schütze, Pionier, Flieger, Funker, Panzerkanonier. Auch Sanitätssoldaten gehören in diese Kategorie. 

Wirst du nach drei Monaten zum Gefreiten, bekommst du 1.550 Euro brutto. Als Obergefreiter beträgt der monatliche Bruttolohn 1.650 Euro und als Hauptgefreiter bekommst du 1.900 Euro brutto.

Verpflichtest du dich für mindestens zwölf Monate im Freiwilligen Wehrdienst, musst du auch bereit sein an Auslandseinsätzen teilzunehmen. Dafür erhältst du eine zusätzliche monatliche Auslandsvergütung. Dies sind 305 Euro im untersten Dienstgrad und für einen Gefreiten. Als Hauptgefreiter oder Obergefreiter erhältst du 350 Euro monatlich zusätzlich.

Weitere Leistungen der Bundeswehr

Die Bundeswehr zahlt dir nicht nur ein attraktives monatliches Gehalt, sondern bietet dir darüber hinaus auch noch weitere Leistungen. Du bekommst bei Bedarf Unterkunft und Essen kostenlos gestellt. Du darfst kostenlos mit dem Zug zwischen deinem Wohnort und deinem Einsatzort fahren. Die medizinische Versorgung bei der Bundeswehr ist ebenfalls kostenlos. Du zahlst also keine Krankenversicherungsbeiträge. Wenn du Kinder hast, bekommst du pro Kind einen Zuschlag von 100 Euro monatlich. Am Ende deines FWD bekommst du ein Entlassungsgeld von 100 Euro pro Dienstmonat, wenn dein Einsatz länger als sechs Monate angedauert hat.

Die Karriere nach dem Freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr

Wenn dir deine Zeit als Freiwillig Wehrdienst Leistender gefallen hat, stehen dir viele Türen bei der Bundeswehr offen. So kannst du als Soldat auf Zeit übernommen werden. Auch ein Laufbahnwechsel, zum Beispiel als Offizier ist möglich. Wenn du die entsprechenden Voraussetzungen erfüllst, kannst du dich ebenso um den Einsatz als Berufssoldat bewerben.

Vorteile des Freiwilligendienstes

Mit dem Freiwilliger Wehrdienst bei der Bundeswehr triffst du eine gute Entscheidung, wenn du dir noch nicht ganz sicher bist, ob dir die Arbeit bei der Bundeswehr liegt. Du kannst selbst entscheiden, wie lange du dienen möchtest und in welcher Einheit. Du lernst, was Kameradschaft bedeutet, steigerst deine Fitness und gehst an deine Belastungsgrenzen. Außerdem erfährst du mehr zum Arbeitsalltag sowie den Rechten und Pflichten eines Soldaten. Viele wertvolle Fähigkeiten werden dir beigebracht und du bekommst eine attraktive Vergütung mit vielen Zusatzleistungen. Am Ende des FWD stehen dir viele Karrieremöglichkeiten bei einem zukunftssicheren Arbeitgeber offen. Solltest du merken, dass das Soldatenleben nichts für dich ist, dann hast du dir trotzdem viele wertvolle Kenntnisse angeeignet, die dich im Leben weiterbringen.

Wir hoffen, dass wir dir mit diesem Artikel eine kleine Unterstützung für deine Berufswahl geben konnten. Mehr Informationen findest du in unseren weiteren Artikeln zur Bundeswehr, auf den offiziellen Seiten der Bundeswehr oder in einem Karrierecenter vor Ort.

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