LRS Test – Wie eine Lese- und Rechtschreibstörung deine Karrierewahl beeinflussen kann

LRS Test

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LRS Test – Die Lese- und Rechtschreibstörung

In Deutschland leiden laut Bundesverband für Legasthenie ca. vier Prozent der jungen Erwachsenen an einer Lese- und Rechtschreibstörung, kurz LRS oder auch Legasthenie genannt. Im ersten Moment erscheint dir dies vielleicht nicht viel, es betrifft allerdings ca. drei Millionen Menschen in Deutschland. Wie entsteht diese Störung, welche Auswirkungen hat sie und wie findet man heraus, ob eine Person an einer LRS leidet? All diese Fragen und noch vieles mehr beantworten wir dir im nachfolgenden Artikel. 

LRS – Was ist das eigentlich?

LRS ist die Abkürzung für eine Lese- und Rechtschreibstörung und bezeichnet eine lang andauernde und massive Störung der geschriebenen Sprache. Personen, die an einer Lese- und Rechtschreibstörung leiden, haben in der Regel Schwierigkeiten, fließend und präzise zu lesen und zu schreiben. Allerdings heißt es nicht, dass Personen, die von einer LRS betroffen sind, eine verminderte Intelligenz haben oder eine unzureichende Beschulung genossen haben. Die Lese- und Rechtschreibstörung wird häufig auch Legasthenie oder Lese- und Rechtschreibschwäche genannt.

Lernst du als Kind Lesen und Schreiben, erscheinen dir Buchstaben am Anfang wie ein „Code”, der aus vielen Symbolen besteht, die du nicht verstehen kannst. Schritt für Schritt lernst du in deinem ersten Schuljahr, diese Symbole, also die Buchstaben, zu verstehen und zu entziffern. Leidest du an einer Legasthenie, fällt dir dieser Lernprozess deutlich schwerer als anderen Kindern. Das liegt daran, dass sich dein Gehirn bei der Wahrnehmung von Reizen stärker anstrengen muss. Laut Forschern passt es sich nicht so schnell an bekannte Formen oder Klänge an, weshalb es dir schwerer fällt, Lesen und Schreiben zu erlernen. Genaueres hierzu erfährst du im weiteren Verlauf des Artikels.

Die verschiedenen Arten einer Lese- und Rechtschreibstörung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein internationales Klassifikationsschema, ICD-10, festgelegt, in dem drei verschiedene Formen der Lese- und Rechtschreibstörung unterschieden werden. Laut der WHO ist eine Person jedoch nur dann von einer LRS betroffen, wenn eindeutige und anhaltende Schwächen nicht auf die nachfolgenden Kriterien zurückzuführen sind:

  • Fehlende Beschulung
  • Unterdurchschnittliche Intelligenz
  • Psychische Erkrankung
  • Hirnschädigung
  • Entwicklungsalter

Die drei Klassifikationen der LRS unterschieden sich wie folgt:

Lese- und Rechtschreibstörung – F81.0

Das Hauptmerkmal bei der Lese- und Rechtschreibstörung ist eine große Beeinträchtigung bei der Entwicklung von Lesefähigkeiten. Als betroffene Person hast du in der Regel große Defizite, wenn es um das Leseverständnis sowie das Wiedererkennen und Vorlesen von geschriebenen Worten geht. Bei dieser Form handelt es sich also meistens um Schwierigkeiten des Lesens und der Rechtschreibung zur selben Zeit.

Isolierte Rechtschreibstörung – F81.1

Leidest du an einer isolierten Rechtschreibung, hast du im Normalfall keine Probleme oder Einschränkungen beim Lesen. Schwer fällt dir hingegen das Buchstabieren oder das korrekte Schreiben von Wörtern.

Isolierte Lesestörung

Die isolierte Lesestörung wurde von der WHO bisher noch nicht klar definiert. Aktuelle Forschungen zeigen jedoch, dass ca drei bis acht Prozent der Schulkinder eine isolierte Lesestörung haben, ohne massive Probleme bei der Rechtschreibung zu besitzen. Die WHO arbeitet derzeit an einer neueren ICD-Fassung (ICD-11), in der die isolierte Lesestörung mit aufgenommen wird.

Ursachen einer Lese- und Rechtschreibstörung

Woran liegt es, dass manche Menschen Probleme haben, das Lesen und Schreiben zu lernen? Der Grund für eine Lese- und Rechtschreibstörung liegt an unterschiedlichen Faktoren, die sich manchmal sogar miteinander vermischen. Die Hauptfaktoren teilen sich in die nachfolgenden Bereiche ein:

Genetik

In einer Familie sind oftmals mehrere Familienmitglieder von einer Lese- und Rechtschreibstörung betroffen. Eine LRS wird nicht zwangsläufig vererbt, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Kind eine Legasthenie entwickelt, wenn eines der Elternteile hiervon betroffen ist. Noch stärker ist das Risiko, wenn beide Elternteile eine Lese- und Rechtschreibstörung haben. Männliche Personen sind hierbei zwei bis dreimal so oft betroffen, wie weibliche Personen.

Neurologie

Forschungen zufolge laufen bestimmte Prozesse im Gehirn bei Personen mit einer Lese- und Rechtschreibstörung anders ab, als bei Menschen ohne Legasthenie. Kinder, die eine Legasthenie entwickeln, zeigen beispielsweise oftmals schon sehr früh Unterschiede bei der Sprachverarbeitung als andere Kinder. Lauschen wir z. B. über einen längeren Zeitraum derselben Stimme, kann unser Gehirn dessen Eigenheiten erlernen und es erleichtert uns, die gesprochenen Worte zu verstehen. Beim erneuten Hören fällt es uns dann schon viel leichter, was daran liegt, dass sich unser Gehirn an optische und akustische Reize anpassen kann. Forschungen konnten diesen Verlauf aufgrund einer verringerten Gehirnaktivität beim zweiten Hören belegen. Legasthenikern jedoch fällt es deutlich schwerer und ihr Gehirn arbeitet sowohl beim ersten als auch beim zweiten Zuhören mit derselben Intensität und Anstrengung. Durch diese Anstrengung fällt es ihnen oftmals schwerer, über einen längeren Zeitraum konzentriert zu bleiben.

Denk- und Wahrnehmungsprozesse (Kognition)

Aufgrund der veränderten Gehirnprozesse bei Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibstörung, werden zum Teil kognitive Bereiche des Gehirns beeinflusst. Diese Bereiche stellen zwar keine Grundlage für das Lesen und Schreiben dar, sind jedoch trotzdem hierfür relevant:

  • Aufmerksamkeit
  • Arbeitsgedächtnis
  • Verarbeitung und Wahrnehmung von auditiven und visuellen Reizen und Informationen

Darüber hinaus wirken sie sich auch auf die Vorläuferfertigkeiten aus, die für den Erwerb von der Schriftsprache notwendig sind:

  • Wortschatz
  • Das Bewusstsein über die lautliche Sprachstruktur (phonologisches Bewusstsein)
  • Das Bewusstsein über die Wortstruktur und Wortbildung (morphologisches Bewusstsein)
  • Buchstabenkenntnis

Sprachentwicklungsverzögerung

Mit ca. 18 bis 24 Monaten erreichen Kinder im Normalfall die 50-Wort-Grenze und beginnen Sätze mit zwei Wörtern zu bilden. Allerdings verfügen rund 13 bis 20% der Kinder auch mit 24 Monaten noch nicht über einen Wortschatz von 50 Wörtern. Diese Kinder werden häufig als „Spätsprecher” bezeichnet. Ungefähr die Hälfte der „Spätsprecher” holt bis zu einem Alter von drei bis vier Jahren den Entwicklungsrückstand wieder auf, das sind die sogenannten „Spätzünder”. Die restlichen 50% entwickeln oft eine Sprachentwicklungsstörung, wovon bei wiederum ca. der Hälfte der Kinder sich eine Lese- und Rechtschreibstörung ausbreitet. Dies bedeutet also, dass rund ein Viertel aller Kinder, die mit 24 Monaten noch keinen Wortschatz mit 50 Wörtern besitzen, eine Legasthenie entwickeln.

Wie macht sich eine Lese- und Rechtschreibschwäche bemerkbar und wie kann man sie testen?

Grundsätzlich machen alle Kinder und Personen, die sich im Schreib- und Leselernprozess befinden, Fehler. Hellhörig sollten wir jedoch werden, wenn die Verwechslung von Lauten anhält, Buchstaben weggelassen oder vertauscht werden oder die Rechtschreibung immer schlechter wird. 

Der LRS Test

Sofern ein Verdacht besteht, dass ein Kind oder eine Person eine Lese- und Rechtschreibstörung hat, sollten zuerst mögliche organische Ursachen abgeklärt werden. Der erste Teil des LRS Test sollte also aus einem Hör- und Sehtest bestehen, sodass eine eventuelle Schwerhörigkeit oder Fehlsichtigkeit ausgeschlossen werden kann. Zusätzlich sollten ungünstige Rahmenbedingungen abgeklärt werden, die das Kind oder die betroffene Person beeinträchtigen können. Hierzu gehören z. B. psychische oder seelische Belastungen aufgrund von unangemessenem Leistungsdruck, einer Trennung der Eltern, Fernsehkonsum oder die häusliche Wohnsituation. Trifft von den genannten Gründen etwas zu, kann dies bereits eine Ursache für die Lese- und Rechtschreibstörung sein und behoben werden.

Trifft jedoch nichts zu und eine Ursache kann nicht gefunden werden, sollte zunächst der Leistungsstand der betroffenen Person erfasst werden. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an standardisierten Verfahren und Tests, die hierfür angewendet werden können. Hilfreich ist es, in Absprache mit der Klassenlehrkraft, einen ausgebildeten Facharzt für Jugend- und Kinderpsychiatrie und -psychotherapie zu kontaktieren, welcher eine Diagnose absichern kann. Um eine Diagnose zu erstellen, verwenden ausgebildete Therapeuten und Fachärzte häufig das sogenannte multiaxiale Diagnoseschema, welches sechs Achsen enthält. Dieses Diagnoseschema ist europäischer Standard und wird für viele psychiatrische Störungsbilder verwendet. 

Das multiaxiale Diagnoseschema mit sechs Achsen

Das multiaxiale Diagnoseschema berücksichtigt nachfolgende Aspekte:

  • Achse 1: Gibt es eine psychische Erkrankung?
  • Achse 2: Gibt es eine umschriebene Entwicklungsstörung?
  • Achse 3: Wie hoch ist das Intelligenzniveau des Kindes/der Person?
  • Achse 4: Gibt es Erkrankungen, die nicht-psychisch sind? (körperliche Symptomatik)
  • Achse 5: Gibt es derzeit Umstände, die abnorm psychosozial sind? (z. B. eine Behinderung bei einem der Elternteile)
  • Achse 6: Eine Einschätzung, wie sehr die Störung (in dem Fall LRS) das Leben des Kindes/der Person beeinflusst. Eine Einschätzung, wie gut aktuell die psychosoziale Anpassung gelingt.

Der Kinder- und Jugendpsychiater ermittelt im Gespräch die Entwicklung des Kindes, speziell was die schulischen Fähigkeiten betrifft (Dauer der Hausaufgaben, Noten etc.). Außerdem stellt er Fragen zur Familiengeschichte. Zum einen, um abzuklären, ob es eine erblich bedingte LRS ist, aber auch um die Beeinträchtigung im Alltag sowie die psychische Verfassung des Kindes abzuschätzen. Der Facharzt überprüft ebenfalls das Lesetempo, das Leseverständnis, die Lesefehler, die Rechtschreibung sowie das phonologische Bewusstsein mit Hilfe von standardisierten Testverfahren. Darüber hinaus folgt ein Intelligenztest und Verfahren, die unter anderem zur Erkennung von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung), Angststörungen oder einer depressiven Episode helfen.

Beispielfragen im LRS Test

Nachfolgend findest du zehn Beispielfragen, die dich oder dein Kind in einem LRS Test erwarten können.

Bei jeder Frage musst du die Antwort auswählen, die zutrifft.

  1. Beim Lesen verwechsle ich b und d.
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten
  1. Beim Lesen vertausche ich ei und ie.
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten
  1. Beim Lesen lasse ich Endsilben und/oder Endlaute aus.
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten
  1. Ich lese stockend und unrhythmisch.
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten
  1. Ich bin beim Lesen oft auf das aktuelle Wort fixiert, vorausschauendes Lesen gelingt mir noch nicht.
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten
  1. Beim freien Schreiben lasse ich Buchstaben aus (z. B. stiken/stinken).
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten
  1. Beim Schreiben verdrehe ich die Buchstabenreihenfolge (z. B. Bort/Brot).
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten
  1. Beim Schreiben verwechsle ich ähnliche Laute (z. B. e/ä, v/f, ö/eu).
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten
  1. Beim Schreiben habe ich Schwierigkeiten mit Dehnungen (z. B. ie, ee, oo).
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten
  1. Ich habe beim Schreiben Probleme mit der Groß- und Kleinschreibung.
  1. sehr oft
  2. oft
  3. selten

Bitte beachte, dass es sich bei den oben gestellten Fragen um Beispielfragen handelt und ein LRS Test in der Realität viel umfangreicher abläuft.

Merkmale, an denen man eine LRS erkennen kann

Nachfolgend findest du gravierende Merkmale, an denen eine Lese- und Rechtschreibstörung zu erkennen und zu testen ist, wovon jedoch nicht alle zutreffen müssen:

Lesen

  • Die Person versteht nicht, was sie gelesen hat (mangelndes Sinnverständnis)
  • Langsames und stockendes Erlesen von Wörtern und Sätzen
  • Zahlreiche Selbstkorrekturen
  • Wörter werden silbenweise vorgelesen
  • Beim Lesen wird die Zeile verloren
  • Buchstaben werden beim Lesen hinzugefügt
  • Buchstaben werden beim Lesen ausgelassen
  • Beim Lesen werden Wörter erfunden
  • Die Person liest sehr angespannt und aufgeregt
  • Häufig vorkommende Wörter werden nicht gemerkt und immer wieder neu gelesen (z. B. mit, wir,…)

Schreiben

  • Beim Abschreiben werden Zeilen verloren
  • Beim Abschreiben werden häufig Fehler gemacht
  • Ähnlich aussehende Buchstaben werden verwechselt
  • Buchstaben, die von der Lage her ähnlich sind, werden verwechselt (z. B. b/d, p/d, n/u, q/p, W/M, N/Z)
  • Die Reihenfolge von Buchstaben wird verdreht (z. B. Opa/Apo oder „Fabirk” statt „Fabrik”)
  • Ähnlich aussehende Wörter werden verwechselt (z. B. und/uns, im/in,…)
  • Die Person setzt beim Schreiben von Wörtern oder Buchstaben ab und überlegt
  • Sehr langsames oder stockendes Schreiben
  • Das Schriftbild ist schlecht lesbar
  • Ganze Wörter oder längere Wortteile werden ausgelassen (z. B. „Fahrrad” statt  „Fahrradhelm” oder „Sonnengang” statt „Sonnenuntergang”) 
  • Bei Aufsätzen oder Diktaten werden zahlreiche Fehler gemacht
  • Buchstaben, die ähnlich klingen, werden verwechselt (z. B. „Bebsi” statt „Pepsi” oder „Fogel” statt „Vogel”)
  • Die Person macht häufig Fehler, da sie die Rechtschreibregeln missachtet (z. B. „Bager” statt „Bagger”)
  • Die Person hat eine Schreibhemmung

Gesprochene Sprache

  • Die Person hat oft Probleme, das richtige Wort zu finden
  • Die Person spricht stockend
  • Die Person hat einen relativ kleinen Wortschatz (Wortschatz-Armut)
  • Die Person hat eine verwaschene Artikulation (undeutliches Sprechen)
  • Häufiges Bilden von syntaktisch bzw. grammatisch inkorrekten Sätzen oder Ausdrücken

Merkfähigkeit

  • Die Person hat eine geringe auditive Merkfähigkeit (z. B. beim Erlernen von Vokabeln)
  • Die Person hat eine geringe visuelle Merkfähigkeit (z. B. bei der Einprägung von neuen Wörtern oder Wortbildern)

Motorik

  • Die Person hat eine allgemeine Ungeschicktheit
  • Die Person schreibt sehr langsam
  • Die Person besitzt ein sehr undeutliches Schriftbild
  • Die Person hat eine sehr verkrampfte Schreibhaltung

Wo kann ich einen LRS Test durchführen lassen?

Eine einfache Möglichkeit, einen LRS Test durchzuführen, ist ein kostenloser Test im Internet. Diese Tests gehen Schritt für Schritt bestimmte LRS Merkmale und Symptome durch. Zum Schluss können sie Anhaltspunkte aufstellen, mit denen erkennbar ist, ob ein Verdacht auf eine LRS besteht. Ein weiterer Schritt ist, mit den Lehrern der Schule Rücksprache zu halten, ob sich das Kind auffällig verhält. Hilfreich ist ebenfalls, zertifizierte Therapeuten zu kontaktieren, die sich auf die Diagnostik von Lese- und Rechtschreibstörungen spezialisiert haben. Wichtig hierbei ist jedoch, darauf zu achten, dass der Therapeut sich durch den Bundesverband für Legasthenie und Dyskalkulie (Rechenschwäche) zertifiziert hat. Andere Möglichkeiten, einen LRS Test durchführen zu lassen, sind neurologische Kliniken, schulpsychologische Dienste oder Erziehungs- und Legasthenie-Beratungsstellen.

Wird ein Online-LRS-Test durchgeführt, sollte im Anschluss, bei Verdacht auf eine Lese- und Rechtschreibstörung, unbedingt ein Facharzt zur Diagnosebestätigung aufgesucht werden.

Auswirkungen einer Lese- und Rechtschreibstörung auf Kinder oder Erwachsene

Die Lese- und Rechtschreibstörung wird oft von Komorbiditäten begleitet. Dies sind Begleiterkrankungen oder Begleitschwierigkeiten, die relativ häufig mit der LRS einhergehen. Insbesondere Kinder, die eine Lese- und Rechtschreibstörung besitzen, reagieren häufig übersensibel auf Leistungsdruck aus dem Elternhaus und der Schule. Ständige Überforderung und das Gefühl unter Druck zu stehen, kann fatale Folgen mit sich ziehen. Beispielsweise leiden viele betroffene Personen an Konzentrationsmangel oder reagieren mit Resignation, Verweigerung oder werden aggressiv. Viele Kinder mit einer Lese- und Rechtschreibstörung werden in der Schule entweder zum Klassenclown (Clownerie) oder werden hyperaktiv. Manche entwickeln sogar eine Angst, in die Schule zu gehen sowie ein reduziertes Selbstwertgefühl oder andere psychosomatische Störungen. Ängste wie die Schulangst, entwickeln sich wahrscheinlich aufgrund von wiederholten Misserfolgen, die Kinder mit einer LRS leider oft erleben müssen, obwohl sie sich sehr anstrengen. Eine häufige Folge einer LRS ist eine Lernbehinderung oder Lernstörung, welche sich ohne Therapie auf sämtliche Bereiche im Schulleben sowie im späteren beruflichen Verlauf auswirkt.

Therapiemöglichkeiten einer Lese- und Rechtschreibstörung

Eine Legasthenie ist zwar in der Regel nicht heilbar, jedoch können, bei einer frühzeitigen Förderung, Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben vermindert werden. Es lohnt sich in jedem Fall, so früh wie möglich mit einer gezielten Förderung bei ausgebildeten Therapeuten zu beginnen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Förderprogrammen für Kinder und auch Erwachsene, die von einer Lese- und Rechtschreibstörung betroffen sind. 

Um das bestmöglich passende Förderprogramm auszuwählen, sollte immer erst eine individuelle Diagnostik erfolgen, um die Schwachpunkte herauszufinden. Im Anschluss kann dann mit einem individuellen Förderprogramm gestartet werden. Wichtig bei allen Programmen, speziell bei betroffenen Kindern, ist, dass die Eltern und Lehrer sehr viel Geduld und Verständnis zeigen. Gerade bei Kindern kann sich die Legasthenie verschlimmern, wenn sie zu starken Leistungsdruck in der Schule oder zu Hause erfahren. Selbiges gilt auch bei Kränkungen oder Hänseleien durch Mitschüler. Dies führt nicht selten dazu, dass betroffene Kinder zusätzlich zur Legasthenie eine psychische Erkrankung entwickeln. Aus diesem Grund benötigen viele Kinder neben der Förderung der Lese- und Rechtschreibschwäche eine psychotherapeutische Unterstützung, die meist in das Förderprogramm integriert werden kann.

Bei der Therapeuten Auswahl für das Förderprogramm sollte darauf geachtet werden, dass dieser über eine Zertifizierung vom Bundesverband für Legasthenie und Dyskalkulie verfügt. Therapeuten mit einer entsprechenden Zertifizierung verfügen über eine grundständige Ausbildung zur Legasthenie-Förderung.

Bei der Therapie von Lese- und Rechtschreibstörungen werden oftmals spezielle Softwareprogramme verwendet, die auf die Bedürfnisse der betroffenen Personen zugeschnitten sind. Beispielsweise gehören hierzu systematische Wortlistentrainings und Rechtschreibprogramme, bei denen Silben, einzelne Buchstaben oder Wörter eingesetzt werden müssen.

Das Stufenmodell nach Frith

Lese- und Rechtschreibtrainings werden sehr häufig nach dem Stufenmodell nach Frith aufgebaut. Uta Frith hat 1986 ein Stufenmodell entwickelt, dass die Entwicklung des Lesens und der Rechtschreibung in drei Entwicklungsstufen aufteilt.

Die logografische Phase

Bei der ersten Stufe, der logografischen Stufe, wird mit dem Buchstaben-Laut-Erkennen begonnen. Hierbei lernen die betroffenen Personen, einzelne Buchstaben mit den entsprechenden Lauten zu verbinden.

Die alphabetische Phase

Die alphabetische Phase besteht aus umfangreichen Hör- und Sprechübungen, welche die phonologische Bewusstheit trainieren. Mit gezielten Übungen wird trainiert, die gesprochene Sprache zu verstehen und darüber hinaus sprachliche Einheiten wie z. B. Reime, Silben, Buchstabenlaute und Wörter zu erkennen. Verwechslungen von Buchstaben wie f/v oder i/ie werden an dieser Stelle noch nicht berücksichtigt. Schreibt eine Person beispielsweise das Wort „Bäcker” in der Form von „Bäka”, ist es zwar orthografisch falsch, jedoch lautgetreu korrekt. 

Die orthografische Phase

Während der orthografischen Phase werden Rechtschreibregeln wie z. B. die Groß- und Kleinschreibung, Mitlautverdopplung und die Stumme-h-Regel geübt.

Fazit

Wie du siehst, ist LRS nicht gleich LRS, da es verschiedene Arten hiervon gibt. Bist du oder ein Familienmitglied von einer Lese- und Rechtschreibstörung oder einer Form von ihr betroffen, lohnt es sich, diese möglichst früh zu therapieren. Auch wenn eine LRS nicht heilbar ist, kann man mit einer rechtzeitigen Therapie und gezielten Übungen Abhilfe schaffen. Eine Beeinträchtigung im schulischen, normalen oder beruflichen Alltag kann somit minimiert werden. Eine LRS ist nichts, für das man sich schämen muss, denn sie hat nichts mit einer mangelnden Intelligenz zu tun und kann gut therapiert werden. Wir hoffen, dass wir dir mit diesem Artikel einen guten Einblick in die Lese- und Rechtschreibstörung sowie den LRS Test geben konnten.

 

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Häufig gestellte Fragen/ FAQ

Was ist eine LRS?

LRS bedeutet Lese- und Rechtschreibstörung und betroffene Personen haben massive Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung und beim Lesen. Es gibt allerdings auch Formen einer LRS, bei dem Betroffene nur Schwierigkeiten mit dem Lesen oder dem Schreiben und nicht mit beidem zur selben Zeit haben.

Welche Schulform eignet sich für Kinder mit LRS?

Legastheniker haben nicht selten einen überdurchschnittlich hohen IQ und schlagen oftmals sogar eine akademische Laufbahn ein. Also anders als viele denken, kann eine LRS nicht mit einer niedrigen Intelligenz gleichgesetzt werden. Welche Schulform die richtige ist, sollte allerdings, wie bei allen Kindern, individuell betrachtet werden. Wichtig ist in jedem Fall, dass das Kind vom gesamten Umfeld (Eltern, Lehrer, Mitschüler) unterstützt wird.

Ist eine Lese- und Rechtschreibstörung heilbar?

Eine LRS ist in der Regel nicht heilbar, jedoch können Nachteile eines Legasthenikers durch eine frühe Förderung minimalisiert werden. Es gibt spezielle Lernprogramme, bei dem der Schüler z. B. mit Hilfe von Wortlisten und Rechtschreibübungen mit akustischer Unterstützung gefördert wird. Darüber hinaus ist eine individuelle Therapie hilfreich, da Therapeuten helfen können, Ängste abzubauen sowie Konzentration, Entspannung und Lernmotivation aufzubauen.

Erhalten Kinder mit einer LRS in der Schule eine besondere Unterstützung?

In vielen Bundesländern haben Kinder mit einer diagnostizierten Lese- und Rechtschreibstörung einen Anspruch auf einen Nachteilsausgleich. Das bedeutet, dass sie besondere Unterstützung während des Unterrichts sowie bei der Aufgabenbearbeitung bekommen. Sie erhalten z. B. bei der Bearbeitung von Aufgaben, die Lesen erfordern, einen Zeitzuschlag. Auch dürfen Rechtschreibfehler nicht mit in die Notengebung einfließen.

Wie kann man als Elternteil ein Kind mit einer LRS unterstützen?

Eine der Hauptaufgaben der Eltern eines Kindes mit LRS ist es, das Selbstwertgefühl des Kindes aufzubauen und zu stärken. Zusätzlich können neben schulischen und außerschulischen Maßnahmen zur Förderung auch Übungen zu Hause sinnvoll sein. Wichtig ist allerdings auch, genügend Zeitspannen zu schaffen, in dem das Kind Aktivitäten ausleben darf, die nicht mit dem Lernen in Verbindung stehen.

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