Interpol – Aufgaben und Karrieremöglichkeiten
„Bei Interpol arbeiten”, das klingt vielleicht erstmal spannend. Sich etwas Genaueres darunter vorstellen, was das, fern von Spionagefilmen, überhaupt bedeutet, können aber nur die wenigsten. Was Interpol eigentlich ist und was du für Berufschancen bei der Organisation hast, erklären wir dir jetzt.
Internationale kriminalpolizeiliche Organisation – Interpol
Die Internationale kriminalpolizeiliche Organisation, auch IKPO oder Interpol genannt, ist eine internationale Organisation mit dem Ziel, polizeiliche Zusammenarbeit weltweit zu erleichtern. Mit 194 Mitgliedstaaten bildet sie sozusagen die Schnittstelle der Kriminalbehörden in den einzelnen Ländern. Ihre Hauptaufgabe ist es, der Polizei in den Mitgliedstaaten bei der Zusammenarbeit zu helfen, um internationale Verbrechen aufzuklären und zu verhindern.
Interpol setzt sich zusammen aus dem generellen Sekretariat, welches seinen Hauptsitz im französischen Lyon hat sowie dem globalen Komplex für Innovation, welcher sich in Singapur befindet. Des Weiteren gibt es in jedem Land ein nationales Zentralbüro. In Deutschland ist dieses beim Bundeskriminalamt (BKA) unter der Adresse „Interpol Wiesbaden” zu finden.
Bei Interpol arbeiten ungefähr 1.000 Mitarbeiter aus über 100 Ländern. Angestellte bei Interpol arbeiten mit vier offiziellen Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch und Arabisch. Nur etwa ein Viertel von ihnen sind Polizeibeamte, bei dem Rest handelt es sich um Zivilisten, welche direkt bei der Organisation angestellt sind.
Aufgaben von Interpol
Gegründet wurde die globale Organisation 1923 als „Internationale kriminalpolizeiliche Kommission” mit dem Ziel die gegenseitige Unterstützung der einzelnen Sicherheitsbehörden zu fördern und zu erleichtern.
Begeht jemand beispielsweise ein Verbrechen in Deutschland und die deutsche Kriminalpolizei spürt diesen Verbrecher in Argentinien auf, dann wendet sie sich an Interpol, um eine Zusammenarbeit der deutschen und argentinischen Polizei zu ermöglichen.
Mit ihrem Kommunikationssystem I-24/7 vernetzt Interpol Polizeibehörden auf der ganzen Welt. Weiterhin stellen sie Datenbanken zur Verfügung, die Informationen über Kriminelle und Verbrechen enthalten. Zu den insgesamt 18 Datenbanken gehören zum Beispiel Informationen über gestohlene Fahrzeuge, Sammlungen von Fingerabdrücken und DNA-Profilen und eine gesamte Datenbank, die sich gestohlenen oder verlorenen Reisedokumenten widmet.
Darüber hinaus bietet die Organisation auch Unterstützung bei der Ermittlung, in Form von Analysen, Forensik und der Fahndung von flüchtigen Kriminellen.
Laut Eigenaussagen legen sie jeweils einen Fokus auf die drei akutesten Bereiche der Kriminalität der heutigen Zeit: Terrorismus, organisierte Kriminalität und Cyberkriminalität.
Während sich die Welt weiterentwickelt und z. B. technologische Fortschritte gemacht werden, verändern sich auch Verbrechen und Verbrecher. Deshalb arbeitet Interpol auch im Bereich der Innovation und Entwicklung von neuen Ansätzen und Hilfsmitteln, um Verbrechen weltweit zu bekämpfen. Recherche und Analyse durch Interpol hilft außerdem, Trends und Entwicklung der Kriminalität zu verfolgen.
Karrieremöglichkeiten bei Interpol
Wie schon erwähnt, arbeiten bei der Organisation sowohl Polizeibeamte als auch Zivilisten. Du hast also mehrere Möglichkeiten, bei Interpol Karriere zu machen. Entweder als abgesandter Kriminalpolizist oder direkt bei Interpol unter Vertrag.
Ausbildung zum Kriminalkommissar
Natürlich kommt nicht jeder Polizist für eine Versetzung in das Interpol-Hauptquartier in Lyon in Frage. Als Kriminalkommissar beim BKA kannst du so eine Versetzung (meist auf Zeit) aber beantragen. Und wie kommst du bis dahin?
Um im gehobenen Kriminaldienst tätig zu werden, kannst du ein duales Studium beim BKA absolvieren. Das ist ein dreijähriger Bachelorstudiengang. Neben Rechts- und Kriminalwissenschaften erhältst du hier auch ein Training speziell für die Polizeitätigkeit, wie zum Beispiel Sprachunterricht oder Einsatztraining.
Voraussetzungen
Um dich für das Studium bewerben zu dürfen, musst du einige Voraussetzungen erfüllen.
Dazu gehören Folgende:
- Eine Hochschulzugangsberechtigung, wie das Abitur oder die fachgebundene Hochschulreife mit einem Notendurchschnitt von 3,5 als Minimum
- Deutsche Staatsangehörigkeit
- Führerschein der Klasse B
- Gesundheitliche Eignung (dies wird im Zuge des Auswahlverfahrens überprüft)
- Englischkenntnisse auf mindestens Niveau B1
- Keine Vorstrafen
- Du darfst nicht sonderlich verschuldet sein
- Idealerweise solltest du soziales Engagement z. B. durch Ausübung ehrenamtlicher Arbeit zeigen
Um deine Chancen auf eine Versetzung zu Interpol noch zu erhöhen, bietet es sich außerdem an, neben Englisch auch noch eine der anderen offiziellen Sprachen der Organisation zu lernen – also Französisch, Spanisch oder Arabisch.
Bewerbung und Auswahlverfahren
Wenn du alle Voraussetzungen erfüllst, kannst du dich beim BKA für das duale Studium im gehobenen Kriminaldienst bewerben. Aktuelle Bewerbungsfristen findest du immer auf der Website des BKA. Die Bewerbung findet über ein Onlineportal statt, bei dem du dich erst registrieren musst. Dann wählst du die Stelle „Bachelor Studium im gehobenen Kriminaldienst des Bundes”, also „Kriminalkommissaranwärter” aus. Hier musst du einige Dokumente (z. B. ein Motivationsschreiben) hochladen. Erfüllst du die Ansprüche, wirst du vom BKA zum Auswahlverfahren nach Mainz eingeladen. Dieses findet an drei aufeinanderfolgenden Tagen statt.
Beim psychodiagnostischen Test an Tag eins, werden deine kognitiven Fähigkeiten, deine Konzentration und deine Rechtschreibung geprüft. Am gleichen Tag wird auch ein Sporttest vollzogen, bei dem du unterschiedliche Disziplinen bewältigen musst.
Am zweiten Tag wird zunächst eine Gruppendiskussion mit anderen Bewerbern abgehalten. Dann präsentierst du ein spontanes Kurzreferat und hast schließlich ein etwa dreiviertelstündiges Einzelgespräch mit den Prüfern.
Am letzten Tag wirst du dann ärztlich auf Polizeidiensttauglichkeit untersucht.
Was dich genau erwartet und explizite Tipps, wie du dich auf das Auswahlverfahren vorbereiten kannst, haben wir in unserem Artikel Einstellungstest Bundeskriminalamt (BKA) zusammengefasst.
Studium und Zukunftsaussichten
Wenn deine Bewerbung erfolgreich ist und du die Einstellungstests bestehst, studierst du erstmal für drei Jahre. Das Studium findet zum Teil in Brühl und zum Teil in Wiesbaden statt und ist mit mehreren Praktika verbunden. Nach erfolgreichem Abschluss hast du dann die Möglichkeit, dich noch weiterzubilden, um für den höheren Kriminaldienst zugelassen zu werden. Das umfasst dann nochmal einen zweijährigen Masterstudiengang.
Direkte Anstellung bei Interpol
Um direkt für Interpol zu arbeiten, kannst du dich einfach bei der Organisation auf eine Stelle bewerben. Viele dieser Stellen setzen Erfahrung im Bereich der Strafverfolgung voraus, aber es gibt auch Positionen in anderen Bereichen, wie Buchhaltung oder Administration.
Voraussetzungen
Die expliziten Voraussetzungen, die für eine Karriere bei Interpol erfüllt werden müssen, unterscheiden sich von Stelle zu Stelle. Generell gilt allerdings Folgendes:
- Staatsangehörigkeit eines der Mitgliedsländer
- Sprachfähigkeiten in einer der vier Arbeitssprachen: Englisch, Arabisch, Französisch, Spanisch (für die meisten Positionen sind vor allem ausreichend praktische Englischkenntnisse erwünscht)
- Kein Vorstrafenregister
- Die Werte Respekt, Integrität, Exzellenz, Teamarbeit und Innovation reflektieren
Zudem schreiben die meisten Positionen neben einem abgeschlossenen Studium auch mehrere Jahre relevante Berufserfahrung vor.
Bewerbung
Über die offizielle Website von Interpol kann auf ein Bewerbungsportal zugegriffen werden. Hier kannst du dich dann auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben. Der gesamte Bewerbungsprozess läuft zunächst online ab. Auch das Interview mit dem Rekrutierungsteam findet per Videokonferenz statt. Je nach Position bleibt es bei einem Interview oder es werden noch spezifische Tests durchgeführt.
Praktikum bei Interpol
Eine dritte Möglichkeit, zumindest auf Zeit bei Interpol zu arbeiten, ist in Form eines Praktikums. Hier gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten: Ein Praktikum im polizeilichen Bereich bietet sich an, wenn du an Kriminalität und Sicherheitsfragen interessiert bist. Aber auch in anderen Bereichen, wie Personalwesen oder Kommunikation können Praktika absolviert werden. Die meisten Praktikumsplätze gibt es in Lyon. Ein Praktikum bei Interpol wird zwar vergütet, allerdings musst du auch alle Reise-, Versicherungs- und Lebenshaltungskosten selbst tragen. In der Regel liegt die Praktikumsdauer zwischen sechs und elf Monaten.
Voraussetzungen
Um dich für ein Praktikum bei Interpol zu qualifizieren, musst du die folgenden Kriterien erfüllen:
- Staatsangehörigkeit von einem der Mitgliedstaaten
- Volljährigkeit
- Fließend Englisch sprechen
- In einer Hochschule oder Universität eingeschrieben sein (oder innerhalb des letzten Jahres einen Abschluss von solcher erlangt haben)
- Kein Vorstrafenregister
Je nachdem, für welche Art von Praktikum du dich bewirbst, kann es auch noch andere Anforderungen geben, die du erfüllen musst. Zudem verpflichtest du dich zur Diskretion.
Bewerbung
Genau wie für eine normale Stelle bei der Organisation, bewirbst du dich auch für ein Praktikum über das Onlineportal. Du musst dann ein Anschreiben beifügen, in dem du deine Motivation für das Praktikum bei Interpol an sich, dein Interesse an dem spezifischen Praktikumsplatz und deine Erwartungen an das Praktikum beschreibst.
Wenn du die Voraussetzungen erfüllst und einen guten Eindruck machst, wirst du für eine weitere Beurteilung direkt vom Personalchef kontaktiert.
Ein Praktikum bei Interpol kann dir einen Einblick in die Arbeit einer internationalen Organisation geben und hilft dir, ein besseres Verständnis für polizeiliche Kooperation weltweit zu entwickeln.
Fazit
Interpol ist eine wichtige Organisation, die einen großen Beitrag zum weltweiten Bekämpfen von Verbrechen leistet. Auch wenn die Arbeit bei Interpol in Wirklichkeit etwas anders aussieht, als man es sich so vorstellt, so gibt es doch viele spannende Karrieremöglichkeiten. Der Weg dahin ist nicht klar definiert, denn nur mit der richtigen Vorbildung kannst du dich für einen Job bei Interpol qualifizieren. Mit einem Praktikum kannst du aber schon früh Eindrücke sammeln, die dich vielleicht inspirieren, letztlich eine Karriere bei Interpol anzustreben.
Das könnte dich noch interessieren
Tattoos und Körperschmuck bei der Polizei erlaubt oder nicht?
GSG 9 – Einstellungstest, Karriere & Aufgaben
Praktikum bei der Polizei – Wie sieht sowas aus?
Die Voraussetzungen für die Polizei: Alle Informationen im Überblick