Der D2 Test
Rolf Brickenkamp entwickelte 1962 den sogenannten d2 Test. Dieser Test zählt zu den Leistungstests und prüft deine Aufmerksamkeit beziehungsweise deine Konzentrationsfähigkeit. Der Test ist äußerst beliebt, da er schnell durchführbar und trotzdem sehr zuverlässig ist. In diesem Artikel zeigen wir dir den Aufbau, die Auswertung und die Abwandlungen des d2 Tests.
Entstehung und Nutzen
Ursprünglich sollte der d2 Test für Eignungstests von Kraftfahrern verwendet werden. Im Jahr 1962 hatte der Psychologieprofessor Rolf Brickenkamp den Test genau dafür konzipiert. Er erstellte den d2 Test so, dass er als standardisierter neuropsychologischer Test Aussagen über die Aufmerksamkeit und Konzentration des Teilnehmers treffen konnte. Diese beiden Aspekte sind für die Einstellung von Kraftfahrern äußerst ausschlaggebend.
Mittlerweile liegt der d2 Test in der neunten Auflage vor. Außerdem wurden eine computerbasierte (d2-C) und eine überarbeitete (d2-R) Version veröffentlicht. Du kannst den Test in den folgenden Sprachen bearbeiten:
- Englisch
- Französisch
- Tschechisch
- Spanisch
- Polnisch
- Dänisch
- Portugiesisch
- Türkisch (nur d2-R und d2-C)
Du findest den d2 Test heutzutage nicht mehr nur in Einstellungstests für Kraftfahrer, vielmehr ist der Test zu einem Allrounder geworden. Teilnehmen können alle im Alter von neun bis 60 Jahren. Da der Test nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, kann er in unzähligen größeren Tests mit einbezogen werden. Dabei kommen vor allem diverse Einstellungstests in Frage, aber auch zur ersten Erkennung von der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird der Test gerne genutzt.
Der Test basiert auf visuellen Reizen, daher ist er für Teilnehmer mit eingeschränktem Sehvermögen nur bedingt aussagekräftig. Sofern das Defizit mit einer Sehhilfe ausgeglichen werden kann, spricht nichts gegen eine Teilnahme am Test.
Ein unumstrittener Vorteil des d2 Tests gegenüber anderen Tests ist der geringe Materialaufwand und die sehr schnelle Durchführung. Außerdem müssen die Teilnehmenden nicht streng überwacht werden, da eine Verfälschung nahezu unmöglich ist. Der d2 Test kann dadurch in einer großen Gruppe ohne Probleme durchgeführt werden.
Die einzigen zwei Möglichkeiten, welche zu einer Verfälschung der Testergebnisse führen können, sind eine unausgeglichene Sehstörung und die fehlende Motivation des Teilnehmers.
Aufbau
Der Aufbau des d2 Tests ist sehr einfach. Dir wird ein Blatt Papier vorgelegt, auf welchem du die Anweisungen zum Testablauf findest.
Der anschließende Test besteht aus 14 Zeilen mit je 47 oder 57 Buchstaben. In jeder Zeile findest du die Buchstaben „d” und „p” nebeneinander. Über und/oder unter den Buchstaben befinden sich ein bis vier Striche. Es gibt keine Reihenfolge wann ein „d” oder „p” mit einer gewissen Anzahl an Strichen auftauchen muss – die Anordnung ist sozusagen willkürlich.
Deine Aufgabe ist es, alle „d” mit zwei Strichen durchzustreichen. Dabei spielt es keine Rolle ob ein Strich über und ein Strich unter dem „d” platziert sind. Insgesamt muss das „d” von zwei Strichen umgeben sein. Daraus ergeben sich drei richtige „d”-Strich-Kombinationen:
- Zwei Striche über dem „d”
- Zwei Striche unter dem „d”
- Ein Strich über und ein Strich unter dem „d”
Alle Kombinationen mit mehr oder weniger Strichen und einem „d” dürfen nicht durchgestrichen werden. Ebenso ist das durchstreichen eines „p”, egal mit wie vielen Strichen, ein Fehler.
Pro Reihe hast du nur 20 Sekunden Zeit alle richtigen „d”-Strich-Kombinationen durchzustreichen. Damit dauert die reine Bearbeitungszeit vier Minuten und 40 Sekunden. Normalerweise findest du zu Beginn zwei Testaufgaben, diese werden noch ohne das Zeitlimit bearbeitet. So wird sichergestellt, dass alle Teilnehmer das Verfahren verstehen. Die Erfahrung zeigt, dass die gesamte Testzeit, inklusive der Erklärung, der Bearbeitung der Testaufgaben und dem tatsächlichen Test, maximal zehn Minuten beträgt.
Auswertung
Nachdem der Test abgeschlossen ist, kann er direkt manuell ausgewertet werden. Die Auswertung nimmt etwa fünf Minuten in Anspruch. Während der Auswertung können einige Kennwerte aus dem Test entnommen werden:
- Auslassungsfehler (F₁)
- Anzahl aller vergessenen richtigen „d”-Strich-Kombinationen
- Verwechslungsfehler (F₂)
- Anzahl der fälschlicherweise durchgestrichenen Zeichenkombinationen
- Fehler-Rohwert (F)
- F₁ + F₂
- Gesamtzahl aller bearbeiteten Zeichen (GZ)
- Dabei werden alle Zeichen gezählt, die bis zum zuletzt markierten Zeichen der Zeile stehen.
- Fehlerprozentwert (F%)
- F * 100 / GZ
- Konzentrationsleistungswert (KL)
- Anzahl aller richtig markierten Zeichen minus F₂
- Schwankungsbreite (SB)
- Differenz des höchsten GZ und des niedrigsten GZ-Wertes eines Teilnehmers
Weiterhin werden häufig noch zwei Varianten berechnet. Die erste ist die Berechnung der GZ minus F. Das Resultat soll einen Ausgleich zwischen Teilnehmern darstellen, die sehr schnell gearbeitet, aber dadurch auch mehr Fehler gemacht haben, zu den langsameren aber genauer arbeitenden Teilnehmern.
Die zweite Berechnung soll den „wahren” Leistungswert ermitteln. Dafür wird die GZ minus zweimal F gerechnet. Der Hintergedanke bei dieser Berechnung ist, dass durch die leichtsinnige Hinnahme eines Fehlers zwei weitere Zeichen bearbeitet werden konnten. Um diese zwei zusätzlichen Zeichen auszugleichen, werden die Fehler doppelt gerechnet.
Neben den Kennwerten kann auch eine Linie der letzten bearbeiteten Zeichen gezogen werden. Dadurch lässt sich erkennen, ob im Verlauf der Zeilen die Konzentration abnahm oder nicht. Eine Abnahme würde sich dadurch erkenntlich machen, dass die Linie immer weiter zum Zeilenanfang tendiert.
Bei der Auswertung kann es auffallend sein, dass F% und die GZ aller Zeilen sehr hoch sind. Wenn dies der Fall ist, wird von dem sogenannten „Übersprung-Syndrom” gesprochen. Dieses Übersprung-Syndrom haben Teilnehmer, die zwar sehr schnell arbeiten, jedoch auch sehr viele Fehler machen.
D2-R
Der d2-R wurde 2010 als überarbeitete Version des d2 Tests veröffentlicht. Der Aufbau des Tests entspricht dem ursprünglichen d2. Die einzigen Unterschiede finden sich in der beigelegten Anleitung, einem Durchschreibebogen für die Teilnehmenden und eine abgewandelte Auswertung des Tests.
Die Auswertung umfasst nur noch einige überschaubare Kennzahlen. Diese sind:
- Anzahl der bearbeiteten Zielobjekte (BZO)
- Gesamtanzahl aller Buchstaben von Beginn jeder Zeile bis zum letzten markierten „d”
- Auslassungsfehler (AF)
- Anzahl der nicht markierten gesuchten „d”-Strich-Kombinationen von Beginn jeder Zeile bis zum letzten markierten Buchstaben.
- Verwechslungsfehler (VF)
- Fälschlicherweise angestrichene Buchstaben
- Konzentrationsleistung (KL)
- BZO – AF – VF
- Fehlerprozent (F%)
- 100 * (AF + VF) / BZO
Die Kennwerte BZO, KL und F% werden als die wichtigsten erachtet.
Abwandlungen
Besonders für medizinische Berufe und deren Auswahlverfahren entstand im Laufe der Zeit eine Abwandlung des d2 Tests, der sogenannte „bqpd Test”.
Der Ablauf des Tests entspricht nahezu vollständig dem d2 Test. Allerdings wird hier nicht mit Buchstaben-Strich-Kombinationen gearbeitet, sondern mit der Reihenfolge der Buchstaben. Beispielsweise sollst du in einer Zeile jedes „b” markieren, wenn direkt danach ein „q” folgt.
Auch werden gerne Buchstabenkombinationen gesucht. So ist in der Aufgabenstellung kein Leerzeichen zwischen den Buchstaben, sondern sie stehen als Vierergruppe nebeneinander:
qpdb bqdp dpqb bqdp pqbd bdpq dqbp pqdb bdqp pqbd dbpq dqbp bqpd pdqb
Deine Aufgabe ist es dann, ein bestimmtes Paar zu markieren, zum Beispiel: „bqdp”.
Die Auswertung kann sowohl nach dem d2- als auch dem d2-R-Prinzip durchgeführt werden.
Fazit
Der d2 Test ist eine gute Möglichkeit, die Konzentrationsfähigkeit und die Aufmerksamkeit der Teilnehmer zu testen. Als Testteilnehmer hast du die Aufgabe, alle „d” mit zwei Strichen innerhalb von 14 Zeilen zu finden. Der Test dauert inklusive Anweisung nicht länger als zehn Minuten und benötigt kaum zusätzliche Vorbereitung. Da der Test auf Zeit durchgeführt wird und die Aufmerksamkeit der Teilnehmer vollständig einfordert, ist Schummeln nahezu unmöglich. Die einzige Schwachstelle des Tests liegt darin, dass er für Personen mit Sehschwäche nicht aussagekräftig ist.
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