Der PISA Test 

Alle drei Jahre findet das „Programme for International Student Assessment”, die größte internationale Schulleistungsstudie statt. Bekannt ist diese Studie unter ihrer Abkürzung „PISA” geworden. Zu dieser Studie, auch PISA-Studie genannt, nehmen durchgehend etwa 600.000 Schüler aus 79 verschiedenen Ländern teil. Was den Test so besonders macht, wofür er genutzt wird und wie die Aufgaben aussehen, zeigen wir dir in diesem Artikel. 

Entstehung 

Im Jahr 2000 fand der erste PISA Test statt. Eingeführt, erstellt und ausgewertet wird der Test durch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die OECD organisierte eine internationale Gruppe, die für die wissenschaftliche Qualität und die Umsetzung in den einzelnen Ländern verantwortlich ist. Diese Gruppe besteht aus Mitgliedern mehrerer internationaler Organisationen und Forschungsinstituten und agiert unter der Leitung des OECD Sekretariats. 

Der PISA Test prüft alle drei Jahre, inwiefern bei den 15-jährigen Teilnehmern gewisse Schlüsselkompetenzen vorhanden sind. Unter diesen wird die Fähigkeit zur Anwendung von Wissen und Verknüpfung von Informationen verstanden. Es wird also kein spezifisches Fachwissen abgefragt. Da der PISA Test in 79 verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Schulsystemen eingesetzt wird, sind die Aufgaben völlig unabhängig eines Lehrplans erstellt. 

Im Test werden verschiedene Fähigkeiten im Lesen, der Mathematik und in den Naturwissenschaften geprüft. Außerdem werden Fragebögen für die Schüler, die Lehrkräfte und die Eltern ausgeteilt. Diese dienen zur Erfassung der Hintergrundinformationen über die Situation der Schüler. 

PISA Test in Deutschland 

In Deutschland befinden sich die meisten 15-Jährigen in der neunten Klasse. In den letzten PISA Studien nahmen rund 5.500 Schüler teil; diese Schüler entstammen aller Schultypen. Die Kosten für die Umsetzung der Studien belaufen sich auf etwa 1,5 Millionen Euro. Diese werden von dem Bundesbildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Ständigen Konferenz der Kultusminister (KMK) getragen.  

Nach der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse 2001 wurde in Deutschland eine große Diskussion über das Schulsystem geführt. Es wurde durch die Studie bekannt, dass die schulische Leistung in Deutschland stark von dem sozialen Umfeld abhängt und extreme Schwankungen zwischen den Bundesländern existieren. Die Ergebnisse waren im Vergleich zu den anderen Ländern insgesamt eher unterdurchschnittlich. Daraufhin wurden mehrere Schulreformen durchgeführt. Diese Reformen führten zur besseren Förderung von sozial benachteiligten Schülern. Außerdem wurde die Lehrerausbildung modernisiert und einige Lehrplananpassungen durchgeführt. Seither hat sich Deutschland bis zum Jahr 2012 kontinuierlich verbessert. Seit 2012 bleibt der Standard auf einem relativ stabilen guten Niveau. 

Aufbau der Aufgaben 

Wie bereits erwähnt, werden im PISA Test die Kompetenzen der Schüler in Lesen, Mathematik und den Naturwissenschaften geprüft. Im Folgenden erläutern wir dir die einzelnen Aufgabenstellungen. Vor jedem Test wird eine der Kompetenzen als Schwerpunkt festgelegt. Welche das ist, variiert jedes Mal und wird nicht im Vorhinein bekannt gegeben. Die Kompetenz, die als Schwerpunkt gewählt wurde, wird dann intensiver im Test abgefragt, als die anderen. 

Lesekompetenz 

Die erste abgefragte Kompetenz ist das Lesen. Hierbei geht es jedoch nicht um die grundlegende Fähigkeit, ob die Schüler lesen können. Es geht vielmehr darum, ob die Jugendlichen in der Lage sind die wichtigen Informationen aus dem Text zu filtern und miteinander zu verbinden. Außerdem wird überprüft, ob die Absichten hinter den Texten erkannt und verstanden werden.

Die Aufgaben zur Lesekompetenz bestehen immer zuerst aus einem Text. Dieser Text kann verschiedene Formen haben: Sachtexte, Flyer, Zeitungskommentare aber auch Tabellen, Statistiken und Abbildungen sind möglich. 

Anschließend werden Verständnisfragen im Multiple-Choice-Verfahren gestellt. Die richtige Antwort ist konkret im Text geschrieben. Danach werden die Fragen tiefgründiger. Es wird zum Beispiel nach Beweggründen der Autoren gefragt. Diese Fragestellungen werden zum Teil als Multiple-Choice gestellt und zum Teil müssen die Schüler die Antworten frei formulieren.

Beispielfragen: 

  • Wieso hat der Autor das Jahr XY als Startjahr für die Grafik genutzt? 
  • Der Autor wollte, dass der Text freundlich und einladend wirkt. Hat er dies deiner Meinung nach erreicht? Bitte begründe deine Aussage. 
  • Was möchte der Autor mit diesem Artikel bezwecken? 

Mathematische Kompetenz

In der zweiten Rubrik „Mathematische Kompetenz” werden grundlegende Kenntnisse über die Mathematik abgefragt. Außerdem wird die Fähigkeit zur richtigen Erfassung von Statistiken überprüft. 

Es werden hierfür verschiedene Aufgabentypen gestellt. Die Schüler müssen Flächen berechnen, Währungen umrechnen, Werte schätzen, vorgegebene Formeln anwenden und Statistiken auswerten. Der Auswertung der Statistiken obliegt ein besonderes Augenmerk. Dadurch wird sowohl das mathematische Verständnis als auch das Verständnis der Aussagen geprüft. Beispielsweise wird ein Diagramm vorgegeben, welches die Geschwindigkeit eines Rennautos auf einer Rennstrecke widerspiegelt. Auf dem Diagramm ist ersichtlich, dass das Auto dreimal in unregelmäßigen Abständen abbremsen muss, einmal stark und zweimal etwas leichter. Auf der horizontalen Achse sind die gefahrenen Kilometer und auf der senkrechten Achse die km/h angegeben.

Beispielhafte Fragestellungen zu diesem Diagramm lauten: 

  • Wie groß ist der Abstand von der Startlinie bis zum längsten geraden Abschnitt? 
  • Welche der nachfolgenden Abbildungen zeigt die Rennstrecke, die das Rennauto aus dem Diagramm gefahren sein muss? 

Die Abbildungen stellen verschiedene Formen dar, mit unterschiedlich ausgeprägten Abbiegungen. Die Schüler müssen anhand des Diagramms erkennen, welche Form in Frage kommt. 

Ein weiteres Beispiel stellt ein Säulendiagramm dar. Das Säulendiagramm zeigt die Kriminalität eines Bezirks im Jahr 2000 und 2001. Auf der senkrechten Achse stehen die Werte 605 bis 625 in Fünfer-Schritten. Die rechte Säule zeigt das Jahr 2001 und ragt fast bis ganz oben, während die linke Säule mit dem Jahr 2000 nur etwa ein Drittel der Höhe erreicht. Die Frage zu diesem Diagramm lautet:

  • Stimmt die folgende Aussage? „Die Kriminalität im Jahr 2001 hat im Vergleich zum Jahr 2000 stark zugenommen.”

Naturwissenschaftliche Kompetenz

Die letzte abgefragte Kompetenz dreht sich um Naturwissenschaften. Die Schüler müssen beweisen, dass sie grundlegende naturwissenschaftliche Konzepte verstehen. Außerdem werden sie auf ihre wissenschaftliche und kritische Denkweise hin getestet. 

Auch hierfür werden wieder verschiedene Aufgabenarten genutzt. In einigen müssen die Schüler ihr Wissen offenbaren. Beispielsweise müssen sie in einer Zeichnung den Äquator, die nördliche und südliche Hemisphäre und die Erdachse einzeichnen. Da grundsätzlich kein Fachwissen abgefragt wird, werden in einem vorherigen Text die Informationen zu den abgefragten Begrifflichkeiten gegeben. 

Ein großer Aufgabenbereich besteht in der richtigen Erfassung von naturwissenschaftlichen Texten. Den Schülern werden Texte in Form von Tagebüchern, Zeitungsartikeln, Sachtexten oder auch Karikaturen und Statistiken vorgelegt. Diese beinhalten Informationen über ein naturwissenschaftliches Thema, wie beispielsweise das Klonen von Schafen.

Anschließend werden Fragen wie folgt gestellt: 

  • Mit welchem Schaf ist das geklonte Schaf identisch? 
  • Im Text wird von einem „sehr kleinen Stück” gesprochen, dass aus dem Euter entnommen wurde. Was ist damit tatsächlich gemeint? 
  • Viele Regierungen haben sich gegen das Klonen ausgesprochen. Bei welchem der nachfolgenden Aussagen, handelt es sich um eine wissenschaftliche Begründung zur Ablehnung? 

„Geklonte Menschen könnten anfälliger auf gewisse Krankheiten reagieren.”

„Der Mensch soll nicht die Rolle des Schöpfers spielen.”

Aufbau der Fragebögen

Damit neben den Ergebnissen des PISA Tests weitere Forschungen durchgeführt werden können, werden zusätzliche Informationen benötigt. Deswegen müssen zumindest die Schüler und die Schule einen Fragebogen ausfüllen. Normalerweise werden diese Fragebögen online ausgefüllt. 

Schüler

Die Daten werden natürlich so erhoben, dass eine Rückführung der Angaben auf einen Schüler nicht möglich ist. 

In dem Fragebogen müssen die Schüler zuerst ihre Eckdaten angeben. Dazu zählen das Alter, die Klassenstufe und das Geschlecht. Weiterhin werden die familiären Umstände erfragt: wie viele Personen im Haushalt sind, das Bildungsniveau der Eltern, das Herkunftsland und die gesprochenen Sprachen zu Hause. Um Zusammenhänge mit dem schulischen Umfeld herstellen zu können, geben Schüler beispielsweise Auskunft über ihre Klassengröße, den Hausaufgabenumfang und wahrgenommene Zusatzkurse. Abschließend wird der Schüler über seine Motivation, Lernstrategie und außerschulischen Interessen befragt. 

Die Fragestellungen für einen Bereich sind umfänglich. Beispielsweise werden bei der Feststellung des familiären Umfelds unter anderem folgende Fragestellungen genutzt: 

  • Bildungsniveau der Mutter und des Vaters
  • Haben deine Mutter und dein Vater eine abgeschlossene Ausbildung? 
  • Welchen Beruf übt deine Mutter/dein Vater aus? 
  • Aus welchem Land kommt deine Mutter/dein Vater? 
  • Welche Sprache wird bei euch zu Hause gesprochen? 
  • Welches der nachfolgenden Gegenstände gibt es bei dir zu Hause? 

Schreibtisch zum Lernen, eigenes Zimmer für dich, ruhigen Platz zum Lernen, einen Computer zum Lernen, Internetanschluss, klassische Literatur, Gedichtbücher, Kunstwerke, Wörterbuch, Nachschlagewerke, Musikinstrumente, Videokamera, etc.

  • Wie viele der folgenden Gegenstände gibt es jeweils in deinem Zuhause? 

Bücher, Computer, Smartphones, Badezimmer, Auto, E-Book-Reader, Musikinstrumente, etc.

Schule

Um über das schulische Umfeld ein größeres Hintergrundwissen zu erlangen und weitere Faktoren in die Forschung aufnehmen zu können, beantworten die Schulleitungen und Lehrer ebenfalls einige Fragen. 

Dabei handelt es sich vor allem um Fragen über die nachstehenden Punkte: 

  • Lehrkörper
    • Zusammensetzung (weiblich, männlich, Altersgruppen, Herkunftsländer) 
    • Ausbildungsstand 
    • Anzahl 
    • Voll- oder teilzeitbeschäftigt 
    • Bekannter Lehrermangel?
  • Infrastruktur
    • Qualität des Materials
    • Nutzung von Technologien
    • Vorhandensein welcher Technologien
    • Finanzierung durch? 
  • Schulführung
    • Beziehung zwischen Leitung und Lehrer 
    • Beurteilung der Leitung 
    • Beziehung zwischen Lehrer und Schüler 
    • Allgemeines Schulklima 
    • Qualitätsmanagement

Natürlich werden auch hier wieder mehrere Fragen zu einem Thema gestellt. 

Nutzen

Wie bereits erwähnt, führt die OECD mit Hilfe des PISA Tests die sogenannten PISA Studien durch. Diese werden auch stets in mehreren Büchern veröffentlicht. 2018 wurden die folgenden Bücher erstellt: 

  • „Was Schülerinnen und Schüler wissen und können”
    • Dabei werden die Ergebnisse des PISA Tests zusammengefasst und eine allgemeine Tendenz des vorhandenen Wissens der Schüler beschrieben. 
  • „Where All Students Can Succeed”
    • Dieses Buch beschreibt den Unterschied der weiblichen und männlichen Schüler. Außerdem werden die Zusammenhänge des Migrationshintergrunds und des sozioökonomischen Umfelds mit der Leistung und dem Wohlbefinden des Schülers untersucht. 
  • „What School Life Means For Students’ Lives” 
    • In diesem Buch wird die Forschung der physischen und emotionalen Gesundheit der 15-Jährigen vorgestellt. Dabei wird besonders auf die Rolle aller Beteiligten (Lehrer, Eltern, Leitung), dem allgemeinen Wohlbefinden und dem Schulklima eingegangen. 
  • „Are Students Smart About Money?”
    • Dieses Buch entstand aus einer zusätzlichen Erhebung, die in 20 Ländern durchgeführt wurde. Dabei wird das Verhalten der Schüler in Bezug auf Geld analysiert. 
  • „Effective Policies, Successful Schools”
    • Hierbei werden die Veränderungen der Bildungssysteme vorgestellt. Es handelt sich nicht nur um einen Rückblick, sondern auch um eine Empfehlung. Besonders betrachtet werden in diesem Buch der Umgang mit modernen Technologien in den Schulen.
  • „Are Students Ready to Thrive an Interconnected World?” 
    • In diesem Buch wird eine Zusammenfassung der Interessen der Schüler an globalen Themen erläutert. Inwiefern informieren sich die Schüler über andere Länder, deren Kulturen und Sprachen? 
  • „Insights and Interpretations”
    • Bei diesem Buch handelt es sich um eine Zusammenfassung und Erläuterung der Ergebnisse aus den ersten drei Büchern. Dabei werden auch Handlungsempfehlungen ausgesprochen. 
  • „Dream Jobs? Teenagers’ Career Aspirations and the Future of Work”
    • Die Schüler wurden in den Fragebögen unter anderem auch nach ihren Berufswünschen gefragt. Daraus lässt sich eine Entwicklung der Berufsvorstellungen ableiten, die in diesem Buch erläutert wird. 

Fazit

Der PISA Test prüft 15-Jährige Schüler auf ihre Schlüsselkompetenzen. Es werden insgesamt drei Kompetenzen abgefragt. Das sind die Lesekompetenz, die mathematische Kompetenz und die naturwissenschaftliche Kompetenz. Der Test wird alle drei Jahre in mehreren Ländern durchgeführt und anschließend von der OECD ausgewertet. Diese Auswertung ermöglicht wissenschaftliche Studien in unterschiedlichen Bereichen und hilft, die Bildungssysteme in den Ländern zu verbessern.  

 

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