In der Verwaltung einer Justizvollzugsanstalt zu arbeiten ist aufregend und abwechslungsreich. Als Regierungssekretär bist du vielleicht nicht ganz so nah an den Häftlingen wie zum Beispiel als Justizvollzugsbeamter, du arbeitest aber trotzdem in einem nicht alltäglichen Arbeitsumfeld. Hinter hohen Mauern, Zäunen und Gittern zu arbeiten will gelernt sein. Um freiwillig ins Gefängnis zu kommen, musst du eine Laufbahnausbildung absolvieren. Du hast hierbei die Wahl zwischen unterschiedlichen Bereichen der Justizvollzugsanstalt. Als Regierungssekretär musst du deine Karriere im mittleren Verwaltungsdienst beginnen. Die Voraussetzungen dafür, sowie die Details zu den Inhalten, findest du im Folgenden.
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Die Justizvollzugsanstalten Deutschlands
Die Justizvollzugsanstalten (kurz JVA) inklusive aller Mitarbeiter spielen eine entscheidende gesellschaftspolitische Rolle in Deutschland. So sind diese Einrichtungen maßgeblich für die Erfüllung des Vollzugsziels im Rahmen der Freiheitsstrafe verantwortlich. Dieses beinhaltet neben der Resozialisierung der Häftlinge gleichermaßen den Schutz und die Sicherheit der Gesellschaft. Vollzogen werden in der JVA ganz unterschiedliche Haftarten. Die Unterbringung in der Sicherheitsverwahrung zum Beispiel soll zusätzlich zur Erfüllung des Vollzugsziels die Gefährlichkeit der Sicherheitsverwahrten verringern. Bei der Untersuchungshaft (U-Haft) geht es darum, einen Beschuldigten zu inhaftieren, bis der Strafprozess abgeschlossen ist. Auf diese Weise wird ein geordnetes Strafverfahren garantiert und die spätere Vollstreckung gewährleistet. Ist der Beschuldigte bereits in Haft, besteht keine Fluchtgefahr und auch keine Gefahr, dass noch eine Straftat begangen wird.
In Deutschland gibt es aktuell 179 Gefängnis-Behörden. Der Strafvollzug selbst ist Ländersache und unterliegt dem jeweiligen Landesjustizministerium. Das heißt, dass jedes Bundesland einen eigenen Bereich der Justizverwaltung hat und die entsprechenden Gesetze selbst erstellt. Ein Paragraph im Strafvollzugsgesetz Deutschland sieht jedoch vor, dass ausnahmslos jeder Justizvollzugsanstalt ein Anstaltsbeirat zugeordnet werden muss. Dieser besteht aus ehrenamtlichen Mitgliedern, die eine Beratungs- und Kontrollfunktion übernehmen. Einige Bundesländer beauftragen zusätzlich einen Justizvollzugsbeauftragten. Die interne Struktur einer JVA ist im Allgemeinen in vier Bereiche unterteilt: Die Anstaltsleitung, die Fachdienste, Allgemeiner Vollzugsdienst und die sozialtherapeutische Abteilung. Als Regierungssekretär arbeitest du in der Anstaltsleitung im Verwaltungssektor (z.B. Hauptgeschäftsstelle).
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Aufgaben eines Regierungssekretärs
Der Tätigkeitsbereich des Regierungssekretärs ist ähnlich dem einer anderen Verwaltung. In diesen Verwaltungssektoren einer Gefängnis-Behörde wirkst du überwiegend selbstständig an komplexen Aufgaben mit. Diese Aufgaben sind sowohl wirtschaftlicher und organisatorischer, als auch rechtlicher und planender Natur. Je nachdem, in welchem Verwaltungssektor du tätig bist, hast du mehr oder weniger Kontakt mit den Inhaftieren. Die internen Aufgaben können je Justizvollzugsanstalt und Bundesland abweichen.
Mögliche Verwaltungsbereiche:
- Hauptgeschäftsstelle (Personalangelegenheiten, Organisation)
- Vollzugsgeschäftsstelle (Entlassung sowie Aufnahme von Inhaftieren, Strafzeiten berechnen, mit Gerichten, Staatsanwaltschaften und internen Geschäftsstellen korrespondieren, Haftunterlagen und Daten der Gefangenen verwalten)
- Vollzugliches Versorgungsmanagement (zuständig für Haushaltsmittel, Unterhaltung und Bewirtschaftung des Gebäudes, Wirtschaftsgüter beschaffen und verwalten)
- Arbeitswesen (kaufmännische Buchhaltung, Löhne und Abgaben der Inhaftierten berechnen, das Kassengeschäft des vollzuglichen Arbeitswesens führen und abwickeln)
Konkrete Dienstaufgaben im Verwaltungsbereich der JVA:
- Zusammenarbeit mit Gerichten, der Staatsanwaltschaft sowie anderen Dienststellen innerhalb der JVA
- Bearbeitung von Post inklusive der Anfertigung von Bestätigungen und Niederschriften
- Herstellung und Verteilung von Abdrucken und Ablichtungen
- Aktenvermerke sowie die Bearbeitung von Akten aller Art (z.B. Verzeichnisse und Listen anlegen)
- Prüfung und Bearbeitung diverser Anträge
- Pflege und Erstellung von Vorschriftensammlungen und Karteien
- Durchführung von Bestandsprüfungen, inklusive der Erstellung von Bedarfs- und Bestandsmeldungen
- Durchführung von Berechnungen und Kalkulationen
- Erstellung von Abrechnungen und Abschlüssen
- Veranlassung von notwendigen Reparaturen
- Einteilung der Dienstwohnungen innerhalb der JVA
- Erstellung von Speiseplänen (und Organisation/Bestellung der Speisen)
Ausbildung zum Regierungssekretär
Eine Laufbahnausbildung im mittleren nichttechnischen Dienst kann je nach Bundesland unterschiedlich betitelt werden. Während du in Bayern auf die „2. Qualifikationsebene im Vollzugs- und Verwaltungsdienst” stößt, wirst du in anderen Bundesländern andere Bezeichnungen finden. Dazu gehören zum Beispiel „Mittlerer Verwaltungsdienst” oder „Allgemeiner Vollzugs- und Verwaltungsdienst” und Ähnliche.
Während des zweijährigen Vorbereitungsdienstes befindest du dich in einer sogenannten Anwartschaft. Als Regierungssekretäranwärter absolvierst du in dieser Zeit das Beamtenverhältnis auf Widerruf, genießt aber schon die Vorteile eines Beamten. Die Anwärterbezüge (Besoldung) richten sich dabei nach Familienstand und Alter. Wenn du den Vorbereitungsdienst erfolgreich abgeschlossen hast, befindest du dich in einer Probezeit. Die allgemeine Dauer für Beamten auf Probe variiert zwischen zwei und drei Jahren, kann sich unter Umständen aber verlängern oder verkürzen. Wenn du diese Probezeit hinter dir hast, wirst du auf Lebzeit verbeamtet.
Wenn du dich für den genauen Bewerbungsablauf und die erforderlichen Dokumente interessierst, schau dir doch den Beitrag Justiz / JVA Bewerbung an.
Inhalt und Ablauf der Ausbildung zum Regierungssekretär
Der Vorbereitungsdienst dauert in der Regel zwei Jahre. Es handelt sich um eine duale Ausbildung zum Regierungssekretär. Das heißt, dass diese in fachtheoretische und praktische Bereiche gegliedert ist. Die Theorie findet an einer Justizvollzugsschule oder ähnlichen Bildungseinrichtungen statt, während die praktischen Abschnitte in der JVA, in welcher du dich beworben hast, abzuleisten sind. Außerdem kommt es im Rahmen der Ausbildung zum Regierungssekretär häufig zu Hospitationen an einem Gericht, einer Staatsanwaltschaft und einer zweiten JVA.
Konkrete Fächer in der Ausbildung zum Regierungssekretär:
- Wohnungsverwaltung
- Einführung in die Methodik der Fallbearbeitung
- Bauverwaltung und Baurecht (inklusive Umweltrecht)
- Grundstücksverwaltung
- Staatsrecht, Kommunalrecht
- Grundlagen der Untersuchungshaft und des Strafvollzugs
- Hauptgeschäftsstelle
- Ein- und Auszahlstelle
- Arbeitstechniken im Verwaltungsbereich
- Informationstechniken
- Kommunikationstechniken
- Kooperationstechniken
- Bereiche des allgemeinen Vollzugsdienstes
- straf-, strafverfahrens- und jugendstrafrechtliche Grundbegriffe
- Grundlagen des Verwaltungs- und Verfassungsrechts
- Grundlagen der Kriminologie und Gesellschaftslehre
- Grundlagen des Beamtenrechts
- Ordnungsrecht
Ungefähre zeitliche Abfolge:
- Praktische Ausbildung I (ca. 3,5 Monate)
- Theoretische Ausbildung I (knapp 3 Monate)
- Praktische Ausbildung II (ca. 6,5 Monate)
- Theoretische Ausbildung II (ca. 2 Monate)
- Praktische Ausbildung III (ca. 6 Monate)
- Theoretische Ausbildung III (ca. 2 Monate)
- Praktische Ausbildung IV (ca. 3 Monate)
- Schriftliche und mündliche Qualifikations-/Laufbahnprüfung
Voraussetzungen
Um als Regierungssekretär zu arbeiten musst du einige formale Voraussetzungen erfüllen. Außerdem solltest du etliche persönliche Anforderungen mitbringen. Die genauen Voraussetzungen unterscheiden sich wieder je nach Bundesland. Grundsätzlich sind die Abweichungen jedoch gering.
Allgemeine formale Voraussetzungen für eine Ausbildung zum Regierungssekretär:
- Mindestalter von 18 Jahren
- Einhaltung der maximalen Altersbegrenzung (variiert je Bundesland)
- Mindestens Hauptschulabschluss inklusive einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder die mittlere Reife/gleichwertig anerkannter Bildungsabschluss
- Persönliche Eignung für eine Berufung in das Beamtenverhältnis auf Widerruf (Teilnahme an einem besonderen Auswahlverfahren)
- Verfassungstreue
- Deutsche Staatsangehörigkeit
Wenn du diese Voraussetzungen erfüllst, kannst du dich auf die Laufbahn im mittleren Verwaltungsdienst bewerben. Beachte dabei das Auswahlverfahren, welches du vor oder nach deiner Bewerbung zwingend absolvieren musst. Im Rahmen des Auswahlverfahrens werden unter anderem deine kognitiven Fähigkeiten und deine körperliche Leistungsfähigkeit getestet. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, sieh dir gerne unseren Artikel JVA Einstellungstest an und nutze die Aufgaben zum üben. Wenn du dich für eine Karriere in Bayern interessierst, hilft dir der Beitrag JVA Bayern Einstellungstest weiter.
Neben den formalen Voraussetzungen solltest du zudem einige persönliche Anforderungen erfüllen. Dazu gehören zum Beispiel geistige Mobilität, Entscheidungsfreude und Verantwortungsbereitschaft. Außerdem solltest du ein Talent in Sachen Organisation haben und bereit dazu sein, neue Bürotechniken zu erlernen. Es ist hilfreich, wenn du wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge problemlos verstehst und aufgeschlossen gegenüber Informationstechnologien bist. Du solltest sowohl im Team arbeiten können als auch mit anderen Einrichtungen und Behörden. Ganz wichtig ist zudem, dass du physisch wie auch psychisch belastbar bist. Zur physischen Belastbarkeit zählt auch deine gesundheitliche Eignung. Diese wird im Rahmen des Auswahlverfahrens genau geprüft. Obwohl du du deine Aufgaben in den meisten Verwaltungen im Sitzen bewältigst, muss deine gesundheitliche Eignung durch einen Amtsarzt geprüft werden. Ein Sporttest ist jedoch nicht nötig.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Es gibt einige Beförderungen, die ohne eine weitere Prüfung möglich sind. So kannst du nach entsprechenden Leistungen und Engagement vom Regierungssekretär zum Obersekretär befördert werden. Im Anschluss ist die Beförderung zum Regierungshauptsekretär möglich und die letzte Beförderungsstufe führt zum Regierungsinspektor. Je nach Stufe wird die Besoldungsgruppe angepasst und du erhältst mehr Gehalt.
Wenn du dich als besonders fähig erweist und die Motivation dazu hast, kannst du in den gehobenen Dienst bzw. die 3. Qualifikationsebene einsteigen. Hierbei musst du erneut eine zweijährige Ausbildung inklusive Laufbahnprüfung absolvieren. Der Aufwand lohnt sich jedoch, denn am Ende wirst du zum Regierungsamtsrat befördert. Innerhalb des gehobenen Dienstes gibt es wiederum Beförderungsmöglichkeiten.
Fazit
Als Regierungssekretär warten spannende und abwechslungsreiche Verwaltungsaufgaben auf dich. Wenn du Spaß an Kommunikationstechniken, Akten und Co. hast und ein ausgeprägtes Organisationstalent bist, könnte diese Ausbildung genau das Richtige für dich sein. Je nachdem, ob du lieber mehr oder weniger Kontakt zu den Gefangenen haben möchtest, kannst du dich für einen der interessanten Sektoren innerhalb der Verwaltung der JVA entscheiden. Eines haben hier alle gemeinsam: Du wirst mit nicht alltäglichen Situationen konfrontiert und trägst eine hohe Verantwortung.
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