Die Karriere des Offiziers bei der Bundeswehr

Der Beruf des Offiziers klingt nach Ehre und ein bisschen nach Abenteuer aus vergangener Zeit. Auch heute, in modernen Zeiten, erfreut er sich höchster Beliebtheit.

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Doch was tut ein Offizier bei der Bundeswehr, was sind seine Aufgaben und wie wird man Offizier? Die Antworten auf diese Fragen findest du in diesem Text. Falls du dich für diesen Beruf interessierst, kann die Recherche zu Anfang ein wenig überfordernd sein, deswegen haben wir hier für dich das Wichtigste zusammengefasst. 

Was ist ein Offizier?

Es gibt viele verschiedene Arten von Offizieren bei der Bundeswehr, daher lässt sich nur schwerlich der typische Arbeits- und Tagesablauf eines Offiziers skizzieren. 

Das Wort Offizier beschreibt lediglich den Dienstgrad. Sowohl Leutnante, Hauptmänner, Stabsoffiziere und Generale werden in der Dienstgradgruppe der Offiziere zusammengefasst.  Sie fungieren als Vorgesetzte der unterstellten Soldaten, inklusive Fachunteroffizieren und Feldwebeln am Standort. Allen Offizieren sind jedoch ein paar Dinge gemein: Sie sind befähigt, Teileinheiten des Heeres zu kommandieren, Soldatinnen und Soldaten auszubilden sowie militärische oder zivile Führungsaufgaben wahrzunehmen und durchzusetzen. Zu ihren Aufgaben gehören militärische und zivile Planung, strategische Ausführung von Übungen und Einsätzen, die Kommandoführung über ihnen zugeteilte Mannschaften und strategische Planung der Einsätze. Je erfahrener der Offizier ist, desto mehr Verantwortung wird ihm übertragen.

Offiziere werden in allen Einheiten der Bundeswehr ausgebildet und können in folgenden Teilen eingesetzt werden:

  • Offizier im Geoinformationsdienst
  • Offizier im militärfachlichen Dienst
  • Offizier im Militärmusikdienst
  • Offizier im Sanitätsdienst
  • Offizier im Truppendienst 

Die Aufgaben der Offiziere der jeweiligen Fachdienste unterscheiden sich demnach erheblich. So werden im militärfachlichen Dienst z. B. hauptsächlich betriebswirtschaftliche Fähigkeiten vorausgesetzt und gefordert, während z. B. im Sanitätsdienst medizinische oder pharmazeutische Inhalte von Belang sind. 

Für die Offizierslaufbahn ist es notwendig, sich für mindestens 13 Jahre – beim fliegerischen Dienst 16 Jahre  – als Soldat auf Zeit zu verpflichten. Die Ausbildung dient auch zur Wesensausbildung des Anwärters und ist dementsprechend zeitaufwendig. Sollte ein Studium für die Ausübung des Berufs notwendig sein und im Laufe der Ausbildung absolviert werden, verlängert sich die Mindestdienstzeit auf 17 Jahre.

Der Beruf des Offiziers ist mit einer hohen Verantwortung verbunden und erfordert deshalb gewisse Charaktereigenschaften. Du solltest deshalb über Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungsfreudigkeit und Durchsetzungsvermögen verfügen. Im Laufe der Ausbildung werden diese Charaktereigenschaften weiter geschult und es wird erlernt mit Konfliktsituation umzugehen.

Voraussetzungen für die Offizierslaufbahn

Die formalen Anforderungen, um sich für den Beruf des Offiziers bewerben zu können, sind klar definiert. Du musst demnach folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen
  • Mindestalter 17 Jahre und Höchstalter 29 Jahre
  • Die allgemeine Hochschulreife, die Fachhochschulreife oder Mittlere Reife plus abgeschlossene Berufsausbildung haben

Wie werde ich Offizier?

Für Berufseinsteiger kann es bisweilen abschreckend sein, sich für lange Zeit bei einem Arbeitgeber zu verpflichten. Dem gegenüber steht eine hohe finanzielle Sicherheit während der Laufbahn bei dem Arbeitgeber Bundeswehr, welche vielen Bewerbern attraktiv erscheint. Zusätzlich hast du, bei hervorragenden Leistungen, nach Abschluss der Offiziersausbildung die Möglichkeit auf ein unbefristetes Dienstverhältnis als Berufssoldat/-in. 

Da natürlich nicht jeder auf das Berufsprofil des Offiziers passt, gibt es ein ausgeklügeltes und aufwendiges Auswahlverfahren, um die geeigneten Bewerber herauszufinden. Der erste Schritt in Richtung deines neuen Lebens besteht aus einem Beratungsgespräch in einem Karriereberatungsbüro der Bundeswehr. Ein Termin hierzu kann online in einem der vielen bundesweiten Büros vereinbart werden. In diesem persönlichen Gespräch sollen vorab die Möglichkeiten deiner zukünftigen Laufbahn mit dir zusammen erörtert werden und mögliche Fragen geklärt werden. Mit gezielten Fragen wird der Berater z. B. zu deiner körperlichen Verfassung eine Vorabtauglichkeit klären.

Daraufhin erfolgt die schriftliche Bewerbung bei der Bundeswehr. Diese sollte folgende Unterlagen beinhalten:

  • Ausgefüllter Bewerbungsbogen (erhältlich im Karriereberatungsbüro oder online)
  • Tabellarischer Lebenslauf
  • Ausgefüllte Leistungsdatenübersicht (auf der Webseite der Bundeswehr oder im Karriereberatungsbüro erhältlich)
  • Kopie der Geburtsurkunde

Außerdem während der Corona-Pandemie:

  • Ausgefüllter Anamnesebogen (online erhältlich)
  • Entbindung der ärztlichen Schweigepflicht 

Die jeweils aktuellen formellen Anforderungen an die Bewerbungsunterlagen kannst du der Webseite der Bundeswehr entnehmen. Wenn du die ersten beiden Hürden genommen hast und positiv über deine Bewerbung entschieden wurde, erhältst du innerhalb kürzester Zeit eine Einladung zum Assessment Center für Führungskräfte der Bundeswehr in Köln. In diesem Assessment Center für Führungskräfte sollen die Anwärter auf ihre charakterliche, geistige und körperliche Eignung geprüft werden. Das Auswahlverfahren dauert mehrere Tage und setzt sich aus verschiedenen Einzeltests zusammen. Unter anderem aus einem themenbezogenen Aufsatz, einer medizinischen Eignungsuntersuchung, einem Basis Fitness Test sowie einem computergestützten Testverfahren (CAT-Test).

Darüber hinaus findet ein Gruppensituationsverfahren statt, in dem das Verhalten des Bewerbers in und vor einer Gruppe bewertet wird. Hierzu werden drei bis fünf Bewerber in einer Gruppe vor verschiedene Probleme gestellt, die es im Team zu lösen gilt. Den Abschluss dieses Verfahrens bildet ein Kurzvortrag, den jeder Bewerber vor der Gruppe halten muss. Durch einen Psychologen, einen Prüfstaboffizier und einem Prüfoffizier werden die Rhetorik des Bewerbers und seine Konfliktbewältigungsstrategien bzw. Planung der Lösungen beurteilt.  Außerdem findet noch ein Interview sowie eine konkrete Studienberatung statt. Am Ende folgt die sogenannte Einplanung, in der auf Grundlage der Testergebnisse im Eignungsverfahren und dem aktuellen Bedarf deine Optionen aufgezeigt werden.

Tipps zur Vorbereitung

Es empfiehlt sich, sich für die Eignungstests gründlich vorzubereiten. So solltest du z. B. über weltpolitische Ereignisse auf dem Laufenden sowie über die aktuellen Auslandseinsätze der Bundeswehr informiert sein. Außerdem solltest du dich unbedingt eingehend mit Schul-Mathematik beschäftigen und Grammatikübungen wiederholen. Auf der Webseite der Bundeswehr findest du den Assessment Trainer, der dich auf den computergestützten Test vorbereiten soll.

Ausbildung

Offiziere finden im Heer, der Luftwaffe, der Marine, der Streitkräftebasis, dem Sanitätsdienst oder dem Cyber- und Informationsraum Verwendung. Das Aufgabenspektrum kann beispielsweise die Tätigkeit als Zugführer im Heer, die eines Projektleiters im Cyber Innovation Hub oder die eines Kompaniechefs in der Marine umfassen.

Wie du siehst, ist der Beruf des Offiziers vielfältig, abwechslungsreich und anspruchsvoll. Dementsprechend ist die Ausbildung fordernd und spannend und legt das Augenmerk gleichermaßen auf theoretische wie praktische Inhalte.

Die Bundeswehr legt besonderen Wert auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung und hat daher in diesem Jahr (Stand 2020) einige grundlegende Neuerungen in der Offiziersausbildung im Heer beschlossen. Diese Reformen haben zum Ziel, die Offiziersanwärter früher mit der Truppe und dem Truppenalltag in Berührung zu bringen und sie miteinander vertraut zu machen. Bisher waren Offiziersanwärter von der Grundausbildung bis zum Studium in ihrem „gläsernen Turm“, den Offizieranwärterbataillonen. Dies hatte zur Folge, dass ihnen wenig Zeit blieb, sich nach dem Studium in den Truppenalltag einzufügen. Seit diesem Jahr wird nunmehr die Grundausbildung in den Bataillonen der Verbände des Heeres, zusammen mit Mannschaften, Unteroffizieren und Feldwebeln absolviert.

Nach Abschluss der Grundausbildung geht es für die angehenden Offiziere weiter mit Offizierslehrgängen sowie einer mehrwöchigen Sprachausbildung, um die Kenntnisse der englischen Sprache zu vertiefen. 

Die Offiziersanwärterlehrgänge

Als angehender Offizier wird dir über die militärische Ausbildung hinaus umfangreiches Wissen in verschiedenen Themengebieten beigebracht. Dies hat zum Ziel, dass der Offizier über eine umfassende Bildung verfügt und die Führungskompetenz herausgebildet wird. Schließlich ist das Führen von Menschen eine Aufgabe, die vor allem Weitblick und Empathie erfordert. Das Spektrum der Weiterbildungsgebiete reicht von politischer Bildung, über Sanitätsausbildung, Sport und – wie oben erwähnt – bis hin zur sprachlichen Kompetenz. Außerdem gehört zu den militärspezifischen Themengebieten: 

  • Die Rechte und Pflichten von Soldatinnen und Soldaten 
  • Die Grundlagen und Bedeutung der Aufgaben eines Offiziers
  • Der Gefechtsdienst
  • Die Waffen- und Schießausbildung
  • Die Wachausbildung 
  • Die tätigkeitsspezifische Fachausbildung der jeweiligen Teilstreitkraft

Das Studium während der Offiziersausbildung 

Nahezu alle Offizierslaufbahnen erfordern ein Studium, natürlich variieren diese nach Fachgebiet und Einplanung. Eine Karriere als Offizier im Sanitätsdienst erfordert beispielsweise ein Studium der Humanmedizin oder der Pharmazie. Für die Laufbahn bei den Luftstreitkräften im fliegerischen Dienst gibt es z. B. den dualen Bachelorstudiengang Aeronautical Engineering inklusive fliegerischer Erstausbildung, um Pilot zu werden.

Die Bundeswehr verfügt über zwei Bundeswehruniversitäten in Hamburg und München, auf denen über 50 militärische Studiengänge angeboten werden, zum Beispiel Cyber Sicherheit, Wehrtechnik oder Psychologie. Während Hamburg den Schwerpunkt auf geisteswissenschaftliche Studienfächer legt, setzt die Universität in München den Fokus auf technische Studiengänge.

Studiengänge, die an den Bundeswehruniversitäten nicht angeboten werden, wie z. B. Humanmedizin, Chemie oder Nautik, können an zivilen Partner-Hochschulen im In- und Ausland studiert werden. Da einige Studiengänge, wie z. B. Humanmedizin, eine längere Studienlaufzeit erfordern, verlängert sich die Gesamtzeit der Offiziersausbildung entsprechend.

Die Besoldung als Offizier

Das Gehalt eines Offiziers in der Ausbildung hängt von seinem Dienstrang und seiner Erfahrungsstufe ab. Hinzu kommen noch Faktoren wie Familienstand und Anzahl der Kinder. 

Folgend zwei Beispiele zur Veranschaulichung: 

  • Das Einstiegsgehalt eines Offizieranwärters in der niedrigsten Erfahrungsstufe, unverheiratet und ohne Kinder, beträgt 2.301,21 Euro brutto. 
  • Nach dem Studium als Oberleutnant, in der Erfahrungsstufe drei, verheiratet und ohne Kinder beträgt das Gehalt 3.580,57 Euro brutto.

Wenn du dich für das Gehalt eines Soldaten interessierst, lies auch unseren speziellen Artikel zur Besoldung bei der Bundeswehr.

Die Ernennung zum Berufssoldaten

Es besteht die Möglichkeit, nach dem Ableisten der Dienstzeit, zum Berufssoldaten ernannt zu werden. Das Berufssoldatentum kommt dem Beamtentum gleich und bedeutet eine stabile Absicherung bis zum Eintritt in den Ruhestand. Der Einstieg in diese Laufbahn ist für viele Offiziere deshalb eine attraktive Option. Auf einer jährlichen Auswahlkonferenz wird über die Anträge der Soldaten entschieden und auch hier gilt: Nur die Besten schaffen es. Entscheidend sind hierbei die Leistungen und Fähigkeiten, die du während deiner Ausbildung zum Offizier unter Beweis gestellt und erlernt hast. Die Chancen stehen aktuell besser als in den Jahren zuvor, da die Zahl der Berufssoldaten neuerlich um 5.000 auf insgesamt 50.000 Planstellen angehoben wurde.

Fazit

Nun hast du einen guten Überblick über den Beruf des Offiziers gewonnen. Es ist eine spannende Laufbahn mit hohen Anforderungen aber lohnenswerten Aufstiegsmöglichkeiten. Die verschiedenen Aufgabenfelder halten eine Fülle von Optionen bereit. Natürlich solltest du gewisse Voraussetzungen mitbringen, allerdings bleibt während der Ausbildung viel Zeit und Raum für Verbesserung der mitgebrachten Fähigkeiten. Ein Beratungsgespräch im Karrierezentrum wird dir darüber Klarheit verschaffen, ob dieser Beruf für dich der richtige ist. Wir wünschen dir viel Erfolg.

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