In diesem Blogbeitrag schauen wir uns mal die Superkräfte unseres Gedächtnisses an! Wir werden uns mit zwei der mächtigsten Werkzeuge beschäftigen, die unser Gehirn zu bieten hat: Eselsbrücken und dem Gedächtnispalast (Loci Methode). Mit diesen Techniken kannst du alles von den Handwurzelknochen bis zu den LEWIS-Formeln der Aminosäuren aus der Organischen Chemie im Handumdrehen im Gedächtnis behalten. Also, bereite dich auf eine Reise in das Unterbewusstsein vor!
Eselsbrücken
Als Medizinstudent oder auch in anderen komplexen naturwissenschaftlichen Studiengängen mit vielen Formeln, Fakten und Zahlen, kommt jedes Semester eine Menge Lernstoff auf dich zu. Unzählige Vorlesungsfolien, Lehrbücher, Haus- und Semesterarbeiten. Am Ende steht man vor einem Berg von Zetteln, Karteikarten und Klebezetteln. Und das Problem an der ganzen Sache ist, dass du das Zeug für dein ganzes Berufsleben im Langzeitgedächtnis behalten musst. Aus diesem Grund benötigt man hier und da ein kleines Hilfsmittel: Die Eselsbrücken.
Eselsbrücken kennt man wahrscheinlich noch aus der Schule. Es sind einfach strukturierte Erinnerungshilfen, die helfen sollen, sich komplexe Zusammenhänge besser zu merken. Meist besteht diese Technik aus einprägsamen kleinen Sätzen oder Wörtern, die durch ihre Zusammenstellung die jeweilige Information assoziativ ins Gedächtnis rufen sollen. Ein weit verbreitetes Beispiel für eine Eselsbrücke ist z.B. der Satz: „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel“. Die Abfolge der Anfangsbuchstaben soll dazu dienen, sich die Reihenfolge der Planeten zu merken. (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun).
Es gibt jedoch nicht nur eine Art von Eselsbrücken. Sie können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden.
Diese Variationen sind am häufigsten:
Merksatz als Reim
Beispiel: „He, she, it, das s muss mit“.
Nummerieren, Zahlen
Beispiel: „7-5-3 – Rom schlüpft aus dem Ei“. (Zur Gründung Roms 753 v. Chr.)
Merksatz aus Anfangsbuchstaben
Beispiel: „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel“
Merksatz aus Wortbausteinen
Beispiel: „Gar nicht wird gar nicht zusammengeschrieben“.
Beispiele – Eselsbrücken
Da medizinische Zusammenhänge meist sehr komplex sind, gibt es eine Vielzahl von sehr bekannten und etablierten Eselsbrücken. Hier ein paar Beispiele:
Für die Notfallanamnese:
„SAMPLE“
S = Symptome
A = Allergien
M = Medikamente
P = Patientenvorgeschichte
L = letzte Mahlzeit
E = Ereignis
Für das Merken der Schädelknochen:
„PEST OF 6“
Os parietale
Os ethmoidale
Os sphenoidale
Os temporeale
Os occipitale
Os frontale
Für die Schichtung der Hirnhäute von innen nach außen
„Du Arsch, Piss off!“
Dura mater
Arachnoidea mater
Pia mater
Für die anatomische Lage der Kreuzbänder
„IKEA“ (intrakapsulär, aber extraartikulär)
I = intra
K = kapsulär, aber
E = extra
A = artikulär
Für die Ermittlung von Krankheitsursachen im Allgemeinen:
„MIDNIT“
M = Metabolisch
I = Infektiös
D = Degenerativ
N = Neoplastisch
I = Inflammatorisch
T = Trauma
Die Reihenfolge, wie nach einer Sportverletzung zu handeln ist:
„PECH“
Pause
Eis
Compression
Hochlagern
Loci-Methode
Eine weitere Technik zum Einprägen von Wissen ist die Loci-Methode. Vor allem wenn es um das Auswendiglernen von Anatomie geht, bietet sich die sogenannte “Methode der Orte” an. Dabei werden Lerninhalte mit Hilfe von Vorstellungsbildern an Orten abgespeichert und können dort jederzeit wieder abgerufen werden. Man baut sich sozusagen einen Gedankenpalast. Zuerst legt man eine bestimmte Anzahl von Orten in einer bestimmten Reihenfolge fest. Das kann dein Schlafzimmer sein, deine Küche, dein Nachhauseweg oder auch dein Körper. Dann verbindest du das Wissen, das du dir merken willst, mit diesen Orten. Am besten wird es mit einer Tätigkeit verknüpft. Klingt total verrückt, funktioniert aber!
Das Interessante ist: Je verrückter das Bild vor deinem inneren Auge ist, desto leichter lernst du. Wenn du zum Beispiel den Satz des Pythagoras mit der Milch im Kühlschrank in Verbindung bringst, fällt es dir automatisch leichter, dir die Formel zu merken. Wichtig ist dabei, Objekte und Informationen immer in derselben Reihenfolge zu verknüpfen.
Beispiele – Loci Methode
Vergleicht man dies mit dem Lernen der menschlichen Anatomie, so lässt sich die Methode gut am Beispiel des Handwurzelknochens veranschaulichen:
Es sollte kein Problem sein, sich das Kahnbein des Handwurzelknochens bildlich vorzustellen. Woran denkt man bei Kahn zuerst? Richtig. Ein Schiff. Um dir die richtige Reihenfolge der Knochen zu merken, musst du nun jedem Knochen ein solches Bild zuordnen und so die einzelnen Bilder miteinander verknüpfen. Dabei musst du nur darauf achten, dass du dir zuerst die proximale Reihe von radial nach ulnar und erst dann die distale Reihe von radial nach ulnar einprägst.
So könnte das zum Beispiel bei der proximalen Reihe aussehen:
Kahnbein = Schiff
Mondbein = Mond
Dreiecksbein = Geodreieck
Erbsenbein = Erbsen
Der dazugehörige Gedankenpalast könnte sein, dass ein Schiff um den Mond fährt. Auf einmal stellt sich ihm ein riesiges Geodreieck in den Weg und piekst ein Lock in die Seite des Schiffs. Aus diesem Loch kommen dann tausende Erbsen geschossen, wie aus einer Konfettikanone. Zugegeben – es gibt spannendere Geschichten. Aber deiner Fantasie sind hier überhaupt keine Grenzen gesetzt!
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