Bucerius Law School – das Auswahlverfahren

Du möchtest an der Bucerius Law School in Hamburg studieren? Vielleicht hast du dich sogar schon beworben? Bevor du dein Studium an dieser Schule starten kannst, musst du zuerst das Auswahlverfahren bestehen. Da die Bucerius Law School sehr klein ist und ein sehr gutes Image pflegt, bewerben sich natürlich mehr Personen auf die Studienplätze als es freie Plätze gibt. Deshalb ist das Auswahlverfahren sehr anspruchsvoll. Wir zeigen dir in diesem Text, wie es aufgebaut ist und wie du dich darauf vorbereiten kannst. 

Die Bucerius Law School 

Als erste private Hochschule für Rechtswissenschaft wurde die Bucerius Law School im Jahr 2000 von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius gegründet. Die Stiftung sichert 40 Prozent der finanziellen Mittel der Bucerius Law School, wodurch diese eine gewisse Unabhängigkeit im akademischen und unternehmerischen Sinne genießt. Es müssen deshalb nicht besonders viele Studenten aufgenommen werden, um die Finanzen zu stützen. 

Während der Gründung wurde ein besonderer Schwerpunkt auf die Internationalität gelegt. Diesem Schwerpunkt wird die Bucerius Law School auch heute noch gerecht. So hat die Bucerius Law School in 36 Ländern 97 Partnerhochschulen. Außerdem ist es Pflicht, ein Trimester an einer dieser ausländischen Partnerhochschulen zu absolvieren. 

Die Bucerius Law School gliedert ihre Studienzeit in Trimester, statt wie normal üblich in Semester. Das heißt, dass ein Jahr nicht in zwei sondern in drei Studienabschnitte unterteilt wird. In einem Trimester sind zwölf Wochen Präsenzstudienzeit geplant. Von diesen zwölf Wochen werden in den ersten zehn die Lehrveranstaltungen durchgeführt. In der elften Woche werden die Abschlussprüfungen in den Wahlveranstaltungen geschrieben und in der zwölften die Klausuren in allen Pflichtveranstaltungen.

Ein Jahr gliedert sich somit wie folgt: 

  • Januar bis März – Frühjahrstrimester
  • April – vorlesungsfreie Zeit
  • Ende April bis Mitte Juli – Sommertrimester 
  • August – vorlesungsfreie Zeit
  • Ende September bis Weihnachten – Herbsttrimester
  • Weihnachten bis Anfang Januar – vorlesungsfreie Zeit

Die Bucerius Law School bietet hauptsächlich zwei Studiengänge an. Diese sind das Jura Plus und der Master of Law and Business (nur als englisches Vollzeitstudium). Mit dem Jura Plus Programm erreichst du zwei Abschlüsse. Zuerst bekommst du nach zehn Trimestern den Bachelor of Laws und anschließend wird im elften und zwölften Trimester das erste Staatsexamen abgelegt. Das Staatsexamen benötigst du, um in juristischen Berufen einsteigen zu können.

Für den Bachelor of Laws musst du mit Gesamtkosten von mindestens 51.600 Euro rechnen. Nicht eingerechnet sind hier Kosten für Wohnung, Verpflegung und Versicherungen. Der Master of Law and Business liegt bei etwa 22.000 Euro. Allerdings bietet die Bucerius Law School verschiedene Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung an, sodass für jeden eine finanzielle Lösung gefunden werden kann. Wenn du dich darüber weitergehend informieren möchtest, schau am besten direkt auf der Internetseite der Bucerius Law School nach. 

Bewerbung 

Die Bewerbungsfristen enden meistens im Mai, spätestens jedoch im Juni. Das Studium beginnt immer im Herbsttrimester. Die genauen Fristen werden jährlich rechtzeitig auf der Internetseite der Bucerius Law School veröffentlicht. Beachte, dass du dich erst in dem Jahr bewerben kannst, in dem du dein Abitur oder einen vergleichbaren internationalen Abschluss ablegen wirst. 

Für deine Bewerbung musst du unbedingt das Bewerbungsportal der Bucerius Law School nutzen. Anderweitig eingereichte Bewerbungen werden nicht berücksichtigt. Innerhalb des Portals erstellst du dir einen Account. In diesem Account musst du einen Bewerbungsbogen ausfüllen, in welchem einige persönliche Informationen abgefragt werden. Hierzu gehören deine Personendaten und Fragen nach deinen Hobbys, freiwilligen Engagements und Ähnlichem. 

Außerdem musst du deine Zeugnisunterlagen und Sprachzertifikate einscannen und anschließend hochladen. Wenn du bereits dein Abiturzeugnis hast, reicht es, dieses hochzuladen. Solltest du deinen Abschluss noch vor dir haben, musst du die letzten drei Zeugnisse hochladen. Es wird ausdrücklich darum gebeten, keine ungefragten Dokumente hochzuladen. Achtung! Solltest du keine Zeugnisse bis zur Bewerbungsfrist hochgeladen haben, wirst du nicht weiter berücksichtigt.

Wenn ein Sprachnachweis verlangt wird, musst du einen der nachfolgenden Zertifikate einreichen, andere Zertifikate werden nicht anerkannt:

  • Test of English as a Foreign Language (TOEFL)
    • Mindestergebnis: 95 Punkte
  • Test of English as a Foreign Language – Institutional Testing Program (TOEFL-ITP)
    • Mindestergebnis: 587 Punkte
  • International English Language Testing System (IELTS) Academic
    • Mindestergebnis: 7 Gesamtpunkte
  • Cambridge Certificate of Proficiency in English (CPE/C2)
    • Mindestergebnis: 185 auf der Cambridge Scale
  • Cambridge Certificate in Advanced English (CAW/C1)
    • Mindestergebnis: 185 auf der Cambridge English Scale

Nachdem du alle Daten ausgefüllt und die erforderlichen Dokumente hochgeladen hast, musst du die Teilnahmegebühr für das Auswahlverfahren bezahlen. Die Kosten belaufen sich auf 80 Euro. 

Voraussetzung 

Nachdem du deine Bewerbung abgesendet hast, wird geprüft, ob du alle Voraussetzungen erfüllst. 

Die Bucerius Law School hat keinen Numerus clausus, den du erfüllen musst. Du musst jedoch eine Hochschulzugangsberechtigung vorweisen können. Diese hast du automatisch, wenn du dein Abitur abgeschlossen hast. Wenn du einen ausländischen oder internationalen Abschluss hast, solltest du dich vorher genau informieren, ob dieser Abschluss einem Abitur gleichgestellt wird. 

Für die Aufnahme eines Studiums an der Bucerius Law School gibt es kein Höchstalter. Allerdings darfst du bei Studienbeginn nicht länger als zwei Semester an einer anderen deutschen Hochschule Rechtswissenschaft studiert haben. 

Auswahlverfahren 

Wenn du alle Voraussetzungen erfüllt hast, wirst du zum schriftlichen Auswahltest eingeladen. Nachdem der schriftliche Test ausgewertet wurde, werden die 232 besten Bewerber zum mündlichen Teil eingeladen. Die Auswertung des schriftlichen Tests nimmt normalerweise etwa zwei Wochen in Anspruch. Eine Wiederholung des schriftlichen Tests ist nicht möglich. 

Das Ergebnis des schriftlichen Tests wird mit einem Punkt für jede richtige Antwort bewertet. Die Aufgabengruppen “Indizien” und “Fälle und Normen” werden dabei doppelt und “Diagramme und Tabellen” nur halb gewichtet. Zur Berechnung des Gesamterfolgs im schriftlichen Test wird deine Abiturnote (oder deine Durchschnittsnote der letzten drei Zeugnisse) mit dem Ergebnis des Tests verrechnet. Dabei zählt die schulische Note ein Drittel und das Ergebnis des Tests zwei Drittel. 

Während der mündlichen Prüfung wirst du von einem Prüfer mit einer Punktzahl bewertet. Diese Wertung wird anschließend mit dem Erfolg des schriftlichen Tests verrechnet. Der schriftliche Test zählt hierbei etwa 20 Prozent und der mündliche 80 Prozent. Die 116 besten Kandidaten erhalten dann ein Studienplatzangebot. Solltest du es beim ersten Versuch nicht geschafft haben, kannst du die mündliche Prüfung im Folgejahr wiederholen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass dein schriftliches Ergebnis vom Vorjahr wieder unter die besten 232 fällt. 

Schriftlicher Test

Der schriftliche Test besteht aus zwei Abschnitten: einer Erörterung und einem Multiple-Choice-Test. 

Generell gelten während der Testzeit die folgenden Regeln: 

  • Der Raum darf nur für das Aufsuchen der Toilette verlassen werden.
  • Unterhaltungen werden als Täuschungsversuch gewertet.
  • Es dürfen keine unnötigen Gegenstände (Taschen, Mäntel, Brotboxen, Jacken) an den Arbeitsplatz gebracht werden.
  • Handys dürfen nicht mit in den Testraum genommen werden und müssen somit in der Garderobe bleiben. 
  • Fragen über einzelne Aufgaben darf der Testleiter nicht beantworten. 
  • Es gibt keine Minuspunkte für falsche Antworten.
  • Pro Frage kann immer nur eine Antwort richtig sein. 
  • Außer Stiften, Radiergummi und Konzeptpapier werden keine weiteren Hilfsmittel gestattet. 
Erörterung 

Der schriftliche Test beginnt mit der Erörterung. Du erhältst einen Arbeitsbogen und einige Konzeptpapiere. Auf dem Arbeitsbogen findest du zwei Themen. Zu welchem der beiden Themen du eine Erörterung schreiben möchtest, entscheidest du selbst. 

Die Arbeitszeit beträgt 45 Minuten. Nach Ablauf dieser Zeit werden sowohl die beschriebenen Konzeptpapiere als auch der Arbeitsbogen eingesammelt. In die Bewertung fließen die nachstehenden Punkte ein: 

  • Strukturiertheit der Darstellungen
  • Vielfalt und Folgerichtigkeit der Argumentationen 
  • Differenziertheit und Flüssigkeit des sprachlichen Ausdrucks
  • Sicherheit in Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung

Beispielhafte Themen: 

  • Sollten die Olympischen Spiele in China boykottiert werden, in Anbetracht der Ausweisungen von ausländischen Organisationen und den gewaltsamen Auseinandersetzungen in Tibet? 
  • Was spricht gegen eine Privatisierung von Krankenhäusern, Eisenbahnen und Museen? Was spricht dafür? 
  • Wenn es für die Terrorabwehr hilfreich ist, private Computer online zu durchsuchen, sollte das dann dem Staat erlaubt sein? Oder hat der Datenschutz eine höhere Priorität?
Multiple-Choice-Test

Der Multiple-Choice-Test dauert insgesamt etwa drei Stunden. 

Du kannst innerhalb der Aufgabengruppen die einzelnen Aufgaben in beliebiger Reihenfolge bearbeiten. Die Bucerius Law School empfiehlt jedoch eine Bearbeitung nach der vorgegebenen Reihenfolge, da der Schwierigkeitsgrad nach und nach gesteigert wird. Jede Aufgabengruppe hat ein Zeitlimit. Sobald das Zeitlimit beendet ist, kannst du keine weiteren Aufgaben aus der Gruppe abgeben. Vor Ablauf der Zeit wird es als Täuschungsversuch gewertet, wenn du zur nächsten Aufgabengruppe blätterst. 

Am Anfang jeder Aufgabengruppe erhältst du Bearbeitungshinweise. Für jede Aufgabe werden dir mehrere Lösungsvorschläge gegeben. Davon ist immer nur eine Lösung richtig. Aufgrund des Zeitlimits schaffen nur wenige Kandidaten eine vollständige Bearbeitung aller Aufgaben. Die durchschnittliche Lösungsquote beträgt 50 Prozent. 

Allgemein prüft der Test deine intellektuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Besonders wird dein analytisches und logisches Denken, deine sprachliche Genauigkeit und dein Umgang mit komplexen Informationen getestet. 

Der Test besteht aus vier Aufgabengruppen: 

  • Sprachstile
    • 32 Aufgaben in 23 Minuten 
  • Diagramme und Tabellen
    • 22 Aufgaben in 50 Minuten
  • Indizien 
    • 22 Aufgaben in 46 Minuten 
  • Fälle und Normen 
    • 22 Aufgaben in 55 Minuten 

Nach der Aufgabengruppe „Diagramme und Tabellen” findet eine halbstündige Pause statt. 

Sprachstile

Bei dieser Aufgabengruppe werden dir Textausschnitte vorgelegt. Zu den Textausschnitten werden dir weitere Sätze vorgeschlagen. Du musst entscheiden, welcher der Sätze sprachlich und stilistisch am besten zum vorherigen Textausschnitt passt. Die inhaltliche und logische Passung spielt dabei keine Rolle. 

Beispiel:

Aktuell bedeckt, zeitweise Regen, im Bergland Schneefall. Temperaturen zwischen drei und sieben Grad im Flachland und ein Grad im höheren Bergland. In der Nacht zum Sonntag Auflockerung mit zeitweise Regen, im Bergland leichter Schneefall. Tiefstwerte fünf bis drei Grad, im Bergland Frost. Leichter Nordostwind. Windig mit Höchstwerten von fünf bis sieben Grad. 

Satzvorschläge: 

A) Am Sonntag wird es dann wieder regnen. 

B) Am Sonntag endlich wieder Sonnenschein. 

C) Am Sonntag Durchzug eines Regengebiets. 

D) Auch am Sonntag leider nichts als Regen. 

E) Dicke Regenwolken werden am Sonntag am Himmel vorbeiziehen. 

In diesem Beispiel ist Antwort C) richtig. Die Sätze im Textabschnitt enthalten keine Verben, wodurch Antwortmöglichkeit A) und E) ausscheiden. Außerdem werden alle Sätze objektiv verfasst. Aufgrund der Wörter „leider” aus Antwortmöglichkeit D) und „endlich” aus Möglichkeit B) schließen sich D) und B) auch als richtige Lösung aus.  

Diagramme und Tabellen 

Dir werden in dieser Aufgabengruppe Tabellen und graphische Darstellungen vorgegeben. Außerdem werden dir zwei Aussagen zu den Darstellungen vorgelegt. Du musst entscheiden, welche dieser Aussagen zutrifft und welche nicht. Die Antwortmöglichkeiten beinhalten also „Nur Aussage eins kann abgeleitet werden.”, „Nur Aussage zwei kann abgeleitet werden.”, „Beide Aussagen können abgeleitet werden.” und „Keine der Aussagen kann abgeleitet werden.”

Beispiel: 

Bildschirmfoto 2020 12 20 um 13.31.44

Bildschirmfoto 2020 12 20 um 13.31.50

Aussage eins: Durchschnittlich liegt die Dauer einer Untersuchungshaft bei unter drei Monaten. 

Aussage zwei: Bei manchen Untersuchungshäftlingen muss mehr als ein Grund vorgelegen haben. 

Die richtige Antwort wäre, dass sich nur Aussage zwei ableiten lässt. Aussage eins sieht auf den ersten Blick richtig aus, jedoch ist nicht verdeutlicht, wie lange „mehr als 1 Jahr” ist. Dementsprechend kann der Durchschnittswert durchaus auch über drei Monaten liegen. Addiert man die Prozentwerte des Kreisdiagramms (97% + 4% + 1% + 2%) erhält man 104%. Daraus lässt sich schließen, dass bei manchen Häftlingen tatsächlich mehr als ein Grund für die Untersuchungshaft besteht. Somit ist nur Aussage zwei ableitbar. 

Indizien 

Dir wird ein Sachverhalt geschildert. Aus den Informationen des Geschriebenen, musst du abwägen, ob sich die darunter stehenden Aussagen logisch ableiten lassen oder widersprüchlich sind. 

Beispiel: 

In einem Kaufhaus fehlen in der Kasse mehrere Tausend Euro. Die Kassierer Albert, Bruno und Claudio stehen unter Verdacht. Die Abteilungsleiterin Doris stellt Folgendes fest: 

1 – Wenn es Claudio nicht war, dann muss der Verdacht auf mich fallen. 

2 – Wenn es Claudio war, dann ist auch Bruno mitschuldig. 

3 – Albert war es nicht. 

4 – Auf mich fällt kein Verdacht. 

Welche der folgenden Aussagen lässt sich logisch ableiten? 

Aussage eins: Claudio und Albert waren es beide nicht. 

Aussage zwei: Claudio und Bruno waren es. 

Die richtige Lösung ist, dass sich nur Aussage zwei logisch ableiten lässt. Mit der vierten Feststellung gibt die Abteilungsleiterin an, dass sie nicht unter Verdacht fällt. Somit könnte unter Annahme der ersten Feststellung Claudio schuldig sein. Unter Einbezug der zweiten Feststellung ist somit auch Bruno mitschuldig. Somit ist Aussage zwei logisch abgeleitet. Aussage eins widerspricht Feststellung drei und kann somit auf keinen Fall logisch abgeleitet werden. 

Fälle und Normen

Bei der Bearbeitung von dieser Aufgabengruppe musst du über fiktive Rechtsfälle entscheiden. Dir werden dafür Normen und Gesetzesauszüge vorgelegt. Anschließend wird dir ein Sachverhalt geschildert. Du musst dann bei zwei Aussagen bewerten, ob diese in Anbetracht der Normen und des Sachverhaltes abgeleitet werden können oder nicht.
Beispiel: 

Strafgesetzbuch (StGB) §123 (1): Wer in die Wohnung, in die Geschäftsräume oder in das befriedete Besitztum eines anderen oder in abgeschlossene Räume, welche zum öffentlichen Dienst oder Verkehr bestimmt sind, widerrechtlich eindringt, oder wer, wenn er ohne Befugnis darin verweilt, auf die Aufforderung des Berechtigten sich nicht entfernt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

Sachverhalt: Eine Firma XY kündigte zum Jahresende ihren Vertrag mit der Firma Safety. Die Firma Safety führte regelmäßige nächtliche Kontrollgänge um das Bürogebäude der Firma XY durch. Die Kündigung wurde ordnungs- und fristgemäß durchgeführt. Im April des Folgejahres wurde der Geschäftsführer der Firma XY nachts um 2:30 Uhr von seinen Security Mitarbeitern der Firma Safety angerufen. Die Security Mitarbeiter haben ein offenes Fenster im Bürogebäude gesehen und stiegen durch dieses in das Gebäude ein, um sicherzustellen, dass niemand Fremdes im Gebäude war. Die Polizei wurde von den Mitarbeitern bereits alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt wussten die Security Mitarbeiter nicht, dass eine Kündigung stattfand. Der Geschäftsführer der Firma XY unterrichtete daraufhin die Security Mitarbeiter, dass der Vertrag gekündigt wurde und sie unverzüglich das Gelände verlassen müssten. Die Mitarbeiter stützen sich jedoch auf das Weiterbestehen des Vertrags und warteten auf die Polizei. 

Welche der Aussagen lässt/lassen sich durch den Abgleich des Gesetzestextes und dem Sachverhalt ableiten? 

Aussage eins: Die Safety-Mitarbeiter begangen Hausfriedensbruch, als sie der Aufforderung des Geschäftsführers der Firma XY, das Gebäude zu verlassen, nicht Folge geleistet hatten. 

Aussage zwei: Der Chef der Safety-Mitarbeiter hat Hausfriedensbruch begangen, da er fahrlässig in Kauf genommen hat, dass seine Mitarbeiter widerrechtlich in die Büroräume eindrangen. 

Die richtige Lösung ist, dass sich nur Aussage eins ableiten lässt. In dem Gesetzestext geht deutlich hervor, dass nur die Person, die physisch in dem Gebäude ohne Erlaubnis ist, Hausfriedensbruch begeht. 

Mündlicher Test

Der mündliche Test findet, wie bereits erwähnt, etwa zwei Wochen nach dem schriftlichen Test statt. Voraussetzung für eine Einladung ist, dass du unter die besten 232 Kandidaten aus dem schriftlichen Test fällst. 

Der mündliche Test setzt sich aus drei Teilen zusammen: einem Vortrag mit Diskussion, zwei Einzelgesprächen und einer Gruppendiskussion. 

Vortrag mit Diskussion 

Du musst im ersten Teil des mündlichen Tests einen Vortrag zu einem selbstgewählten Thema halten. Dieser sollte etwa 15 Minuten dauern. Anschließend findet mit drei Mitbewerbern eine 15-minütige Diskussion zu deinem Thema statt. Für welches Thema du dich entscheidest, steht dir offen. Die Themen müssen sich nicht auf etwas Wirtschaftliches oder Rechtliches beziehen. Wähle ein Thema, dass dich persönlich sehr interessiert. Die Verwendung von PowerPoint ist nicht gestattet. 

Einzelgespräch

Im Anschluss an den ersten Teil des mündlichen Tests finden zwei Einzelgespräche statt. Jedes Gespräch dauert etwa 30 Minuten. Du wirst während der Gespräche zu deinem bisherigen Lebenslauf befragt und zu deiner Motivation an der Bucerius Law School zu studieren. Einige Fragen können auch als Schätzfragen gestellt werden. Beispielsweise kannst du gefragt werden, wie viele verschiedene Tageszeitungen es in Deutschland gibt. 

Wichtig für die Einzelgespräche ist, dass du dich auf dem aktuellem Stand in den globalen Nachrichten hältst. Es werden gerne Fragen zu aktuellen Themen gestellt. Achte auf eine klare Ausdrucksweise und höfliche Umgangsformen. Wenn du nach deinem Standpunkt in Bezug auf etwas gefragt wirst, solltest du diesen mit Argumenten belegen.

Gruppendiskussion 

Du wirst mit vier weiteren Kandidaten in eine Gruppe eingeteilt. Euch wird daraufhin ein Thema vorgegeben, welches ihr zusammen bearbeiten müsst. Hierfür stehen euch 45 Minuten zur Verfügung. Abschließend müsst ihr euch auf einen Standpunkt einigen und diesen in fünf Minuten begründen. Die Themen können aus unterschiedlichen Rubriken sein. Meistens handelt es sich um aktuell diskutierte Nachrichten. 

Ihr werdet nicht in Bezug auf den schlussendlichen Standpunkt bewertet, vielmehr geht es um eure Fähigkeit zur Teamarbeit. Außerdem wird darauf geachtet, wie du dich in der Gruppe verhältst und wie du deine Argumente darlegst. Jeder Bewerber wird einzeln bewertet.  

Vorbereitung 

Eine spezifische Vorbereitung auf den Test ist nicht möglich. Die Aufgaben wurden so konzipiert, dass du dich nicht mit Hilfe von angebotenen Kursen oder Büchern darauf vorbereiten kannst. Trotzdem gibt es einige allgemeine Hinweise, die dir bei der Bearbeitung des Tests helfen. 

Grundsätzlich solltest du deine Anfahrt zum Testort (sowohl für den schriftlichen als auch den mündlichen Teil) frühzeitig planen. Die Tests finden für gewöhnlich an der Bucerius Law School statt. Erkundige dich, welche Möglichkeiten du hast, sodass du am Testtag selbst nicht in Zeitnot gerätst. Versuche etwas früher als nötig vor Ort zu sein. Weiterhin solltest du ausgeschlafen und fit zum Auswahlverfahren erscheinen. 

Während des schriftlichen Tests solltest du zügig aber konzentriert jede Aufgabe bearbeiten. Sehr schnellen Arbeitern reicht die Zeit, alle Aufgaben zu bearbeiten. Jedoch werden dabei häufiger Fehler gemacht. Im Durchschnitt werden etwa 50% der Aufgaben richtig beantwortet. Damit eine Antwort als „richtig” gewertet wird, musst du die Antwort klar markieren. Die Antwortbögen werden maschinell ausgewertet. Daher werden bei unklaren oder doppelten Markierungen keine Punkte verteilt. Es gibt jedoch auch keine Minuspunkte, daher solltest du kurz vor Ende der jeweiligen Zeitlimits die restlichen Antworten raten. 

Die Aufgaben steigern sich innerhalb einer Aufgabengruppe in ihrem Schwierigkeitsgrad. Es lohnt sich daher die vorgegebene Reihenfolge einzubehalten. Vergeude jedoch nicht zu viel Zeit bei einer Aufgabe, bei welcher du dich schwer tust. Die meisten Flüchtigkeitsfehler entstehen, wenn du die Aufgaben nicht richtig durchgelesen hast. Ein Überfliegen der Aufgabenstellungen ist daher nicht zu empfehlen.

Abschließend solltest du dich bereits vor deinem Testtermin mit den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Themen auseinandersetzen. Besonders in der Erörterung und der Gruppendiskussion werden häufig aktuelle Themen angeboten. 

Fazit 

Das Auswahlverfahren der Bucerius Law School ist besonders anspruchsvoll. Deine Note im Abitur ist eher nebensächlich, sodass jeder eine Chance hat, angenommen zu werden. Du solltest eine sehr gute Ausdrucksweise mitbringen, da hierauf großen Wert gelegt wird. Nachdem du das Auswahlverfahren bestanden hast, steht dir ein anspruchsvolles und interessantes Studium bevor. 

 

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