Der Vera Test

Das Projekt „VERA Test” wurde 2002 gestartet und 2003 in Rheinland-Pfalz erstmals getestet. Von 2004 bis 2006 wurde in verschiedenen Bundesländern eine Lernstandserhebung in den vierten Klassen durchgeführt. Seit dem Schuljahr 2007/2008 wurde nicht mehr in den vierten, sondern in den dritten Klassen jährlich getestet und seit 2006/2007 zusätzlich in den achten Klassen. Doch was ist der VERA Test? Wofür wird er genutzt und wieso ist er in Deutschland Pflicht? Diese Fragen beantworten wir dir in diesem Artikel. 

Entwicklung und Nutzen

In dem Projekt des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur und der Universität Koblenz-Landau wurde 2002 erstmals über den VERA Test philosophiert. 2003 fand dann tatsächlich ein erster VERA Test in Rheinland-Pfalz statt. Doch was bedeutet eigentlich VERA? VERA ist die Abkürzung für „Vergleichsarbeiten. Es gibt den VERA-3 und den VERA-8. Die Zahlen zeigen jeweils an, in welcher Jahrgangsstufe der Test durchgeführt wird. 

Die VERA Tests sind in allen Bundesländern Deutschlands, außer in Niedersachsen, jährlich Pflicht. Niedersachsen hat sich im Schuljahr 2019/2020 entschlossen, die VERA Tests zukünftig nicht mehr durchzuführen. Je nach Bundesland haben die VERA Tests jedoch unterschiedliche Namen: 

  • Lernstandserhebung (Hessen und Nordrhein-Westfalen) 
  • KERMIT – Kompetenz ermitteln (Hamburg) 
  • Kompetenztest (Sachsen und Thüringen) 

Südtirol und Belgien nehmen seit 2010 ebenfalls an den Tests teil, Belgien jedoch unregelmäßig. 

Die einzelnen Testaufgaben innerhalb des VERA Tests werden von Lehrkräften länderübergreifend erarbeitet. Fachdidaktiker einiger Hochschulen prüfen und bewerten anschließend die erarbeiteten Aufgaben. Diese ersten Schritte beginnen etwa zwei Jahre vor dem geplanten Testtermin und benötigen etwa ein Jahr. Weitergehend wird der Test dann durch Mitarbeiter des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an mehreren hundert Schülern getestet. Bei dieser Testung wird vor allem darauf geachtet, ob die Aufgaben verständlich gestellt sind und welchen Schwierigkeitsgrad sie haben. Dieser Abschnitt wird als „Pilotierung” bezeichnet. 

Nach Abschluss der Pilotierung werden jene Aufgaben ausgewählt, die sich in der Erprobung bewährt haben. Das IQB stellt daraufhin die Testhefte zusammen. Bevor die Testhefte an die Schulen verteilt werden, erarbeitet das IQB beziehungsweise Kooperationspartner des Instituts, Kommentierungen, welche die Auswertung darstellen und vereinfachen. 

Der VERA Test soll in den nächsten Jahren vollständig digitalisiert werden, sodass er als Onlinetest durchgeführt werden kann. Aktuell (Stand 01/2021) können lediglich einzelne sprachliche Module des VERA Tests online durchgeführt werden. 

Außerdem können die Länder seit 2020 die Testhefte an das Niveau der Schüler anpassen. Die Aufgaben werden in verschiedene Kompetenzbereiche und Leistungsniveaus eingeteilt. Dank dieser Anpassung können die Schulen speziell den VERA-8 an die verschiedenen Schultypen anpassen.  

Der VERA Test wird zur Untersuchung der Kompetenzen für Schüler der dritten und achten Klassen verwendet. In der „Vereinbarung zur Weiterentwicklung der Vergleichsarbeiten (VERA)” 2020 steht, dass der Test in Zukunft verstärkt dafür genutzt werden soll, den Unterricht entsprechend den erkannten Schwachpunkten zu verbessern.

Deutschland nimmt seit Ende der 90er Jahre regelmäßig an internationalen Vergleichsstudien teil. Solche Vergleichsstudien sind beispielsweise:

Innerhalb dieser Tests wurden massive Defizite im deutschen Schulsystem erkannt und es kam heraus, dass kaum eine Anstrengung unternommen wurde, das Schulsystem zu evaluieren. Der Unterricht fand nach einem zeitlich festgelegten Lehrplan statt. Prüfungen testeten das kurzzeitige Verständnis des Gelehrten, jedoch wurden keine Tests für langfristiges Verständnis durchgeführt. Daraufhin wurde von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) ein Reformprozess eingeleitet. Die Qualitätsentwicklung im Unterricht und in den Schulen wurde zum Schwerpunkt dieser Reform. Die VERA Tests sind unter anderem eine der wichtigsten Beschlüsse dieser Reform. Damit der VERA Test auch tatsächlich als Instrument zur Qualitätsmessung genutzt wird, wurde er verpflichtend eingeführt. Durch den VERA Test sehen die Schulen, inwiefern ihre Lehrweise die gewünschten Kompetenzen an die Schüler vermittelt. Je nach Ergebnis können dann Maßnahmen von der Schulleitung ergriffen werden.

Vorteilhaft am VERA gegenüber den internationalen Vergleichsstudien ist, dass die Auswertung und Rückmeldung nur wenig Zeit in Anspruch nimmt. Außerdem werden dabei die einzelnen Schulen vollständig bewertet und nicht nur stichprobenartig, wie in den internationalen Tests. 

Die VERA Tests zielen somit darauf ab, den Unterricht so zu verbessern, dass der Schwerpunkt nicht im blinden Auswendiglernen einzelner Inhalte liegt, sondern Schüler Kompetenzen entwickeln. Diese Kompetenzen ermöglichen es Schülern, Wissen zu vernetzen und damit vielfältige Problemstellungen lösen zu können. Die VERA Tests sind eine Leistungsrückmeldung zu eben diesem Ziel. 

Ablauf 

Der VERA-3 muss entweder im Fach Mathematik oder Deutsch durchgeführt werden. Die Wahl wird von der Schule selbst getroffen. Wenn die Schule sich für Deutsch entscheidet, kann zwischen zwei Kompetenzbereichen gewählt werden: Lesen, Zuhören und Orthografie oder Sprache und Sprachgebrauch untersuchen.

Wie sehen die Aufgaben denn nun aus? 

Die Schüler bekommen beispielsweise für die Kompetenzprüfung „Zuhören” eine Vorlesung abgespielt. In dieser handelt es sich zum Beispiel um Tauben. Die Schüler müssen sich zuerst die ganze Vorlesung anhören, ehe sie die Aufgaben bearbeiten. Die Aufgaben können beispielsweise wie folgt aussehen: 

  • Wer hilft dem Mädchen, die Tauben zu züchten? 
    • Ihr Bruder 
    • Ihre Schwester 
    • Ihre Oma 
    • Ihre Eltern 
  • Warum haben die Tauben so außergewöhnliche Namen? 
  • Wieso erhielt die Taube XY den Titel „Superstar”? 

Für die anderweitigen Kompetenzen werden den Schülern jeweils kurze Texte vorgelegt. Je nach Kompetenz haben die Fragestellungen unterschiedliche Schwerpunkte. Beim „Lesen” werden beispielsweise Verständnisfragen gestellt, während beim „Sprachgebrauch” Synonyme eines Wortes abgefragt werden. 

Aufgaben werden zum Teil im Multiple-Choice-Format gestellt und zum Teil müssen die Schüler die Antworten selbst formulieren und schreiben. 

Entscheidet sich die Schule für Mathematik, so werden Aufgaben zu den Grundrechenarten, Textaufgaben und Verständnisfragen gestellt. Dabei müssen die Schüler zum Teil die Ergebnisse berechnen, eine Aufgabe auf Fehler kontrollieren oder auch Textaufgaben aus einer Aufgabe formulieren. 

Die Schulen können für den VERA-8 ebenfalls entscheiden, welche Kompetenz in den folgenden Fächern abgefragt werden soll: 

  • Deutsch 
    • Lesen, Zuhören und Orthografie
    • Sprache und Sprachgebrauch untersuchen 
  • Fremdsprache (Englisch oder Französisch) 
    • Leseverstehen 
    • Hörverstehen 

In Mathematik entfällt die Entscheidung, welche Kompetenz geprüft werden soll, da dort immer alle Kompetenzen abgefragt werden. Diese sind: 

  • Zahlen 
  • Messen 
  • Raum und Form 
  • Funktionaler Zusammenhang
  • Daten und Zufall 

Die Aufgaben für das Fach Deutsch entsprechen denen des VERA-3, lediglich der Schwierigkeitsgrad und die Texte verändern sich. Während im VERA-3 erzählende Texte genutzt werden, besteht der VERA-8 hauptsächlich aus literarischen Texten. Die Aufgaben für die Fremdsprache entsprechen im Aufbau denen von Deutsch, nur der Schwierigkeitsgrad ist hier natürlich geringer. 

Die Aufgaben in der Mathematik sind im Gegensatz zum VERA-3 umfangreicher und schwieriger. So müssen die Schüler hier in Gleichungen X berechnen, Statistiken auswerten, Flächen und Wahrscheinlichkeiten berechnen und vieles mehr. 

Auswertung 

Normalerweise wird der VERA Test von den jeweiligen Lehrkräften der Klassen korrigiert. Anschließend müssen die Lehrer die Testergebnisse in eine Computer-Eingabemaske eintragen. Damit erhalten die Länder Zugriff auf alle Schulen des Bundeslandes. Sofern Tests online durchgeführt wurden, entfällt die Eingabe durch die Lehrkräfte. Die Tests werden direkt nach der Eingabe ausgewertet und weitergesendet. 

Dank der Rückmeldung der Landesregierung können sich die Schulen untereinander und intern vergleichen. Intern heißt, dass die Schulen die Ergebnisse jeder einzelnen Klasse abrufen können. Generell findet der Vergleich immer nur im eigenen Bundesland statt, ein bundesländerübergreifender Vergleich wird nicht vorgenommen. Auch werden die Rankings der Schulen nicht veröffentlicht. Damit soll vermieden werden, dass ein Druck von außen entsteht. Ziel des VERA Tests ist es, das jeweilige Schulsystem zu verbessern und nicht, Konkurrenzverhalten zwischen den Schulen zu entzürnen. 

Dank dieser Auswertung können die Schulen auf die Stärken und Schwächen ihrer Schüler in jeder einzelnen Klasse reagieren. 

Fazit 

Der VERA Test wurde entwickelt, um Schulen die Möglichkeit zur Beurteilung ihres Lehrsystems zu geben. Der Test wird jährlich in allen dritten und achten Jahrgangsstufen in allen Bundesländern außer Niedersachsen durchgeführt. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse ist nicht erwünscht. Die Aufgaben innerhalb des VERA Tests prüfen vorhandene Kompetenzen der Schüler. Mit Hilfe dieser Kompetenzen sollen die Schüler in der Lage sein, Wissen zu vernetzen und vielseitige Problemstellungen zu lösen. Das Ziel ist, dass die Schüler nicht mehr nur auswendig lernen, sondern eben diese Kompetenzen erlernen und anwenden. 

 

Das könnte dich noch interessieren

MDK Einstellungstest mit Bravour bestehen!

Das Leuphana Zulassungsverfahren – Was muss ich wie gut können?

Der PISA Test und wie du ihn erfolgreich meisterst!

Der Sparkasse Einstellungstest – Wie erfülle ich mir meinen Traumberuf?