Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr
Die große Freiheit in der Luft, spannende und heldenhafte Rettungseinsätze, spektakuläre Manöver und Kameradschaft. Ein Hubschrauberpilot führt ein aufregendes Leben. Doch ist es tatsächlich so? Was sind eigentlich die Aufgaben von Hubschrauberpiloten im Luftheer der Bundeswehr? Und wie kannst du selbst ein Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr werden? Auf diese und weitere Fragen gehen wir in diesem Artikel ein.
Aufgaben
Als Teil der Luftwaffe der deutschen Bundeswehr liegen die Hauptaufgaben von Hubschrauberpiloten in der Sicherung des Luftraumes und im Transport von Ausrüstung und Truppen. Hinzu kommt die Unterstützung von Truppen aus der Luft unter Zuhilfenahme eines komplexen Waffensystems. Dabei steht der Schutz der Bevölkerung und lebenswichtiger Infrastruktur im Fokus. Auch die Befreiung von Geiseln, taktisches Training und Spezialeinsätze gehören zu den vielfältigen Aufgaben.
Neben dem Lufttransport von Personal und Materialien im nationalen sowie multinationalen Bereich ist der Heimatschutz ein weiterer wichtiger Auftrag. Dazu gehören beispielsweise Einsätze bei Überflutungen oder Löscheinsätze bei Waldbränden. Auch die Suche, Rettung und Rückführung medizinischer Notfälle aus isolierten oder unsicheren Gebieten gehören zu deinen Aufgaben als Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr.
Aufgrund sich ständig ändernder politischer Gegebenheiten und Allianzen ändern sich die Befugnisse und Teilaufgaben im Kontext mit den Alliierten der Bundeswehr ständig. Die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe wird entsprechend flexibel an die neuen Gegebenheiten angepasst, sodass sie zur militärischen Sicherheit in Europa beiträgt. Deine Teilnahme an Maßnahmen zur Bewältigung internationaler Krisen ist dabei essenziell. UN-Friedensmissionen und Kooperationen sowie Übungen mit befreundeten Truppen sind wichtige Eckpfeiler zur Vertrauensbildung und Rüstungskontrolle und Teil des Auftrages des Luftheeres der Bundeswehr.
Standorte
Das Hubschraubergeschwader 64 (HSG 64) ist einer von sechs Lufttransport Verbänden der Bundeswehr. Derzeit sind 2.700 Soldaten und Zivilangestellte Teil des HSG 64.
Es gibt vier Bundeswehrstandorte für diesen Teil der Luftwaffe:
- Laupheim in Baden Württemberg für den Stab und die fliegende und die technische Gruppe.
- In Diepholz gibt es seit Oktober 2018 eine Instandhaltungsstaffel.
- Die Lufttransportgruppe ist im brandenburgischen Schönewalde/Holzdorf stationiert.
- In Bückeberg stellt eine Teileinheit den Simulatorbetrieb sicher.
Voraussetzungen
Für eine Ausbildung zum Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr musst du zwischen 17 und 29 Jahre alt sein. Eine weitere Voraussetzung ist die deutsche Staatsbürgerschaft.
Du benötigst mindestens einen Realschulabschluss, um die Ausbildung zu starten. Auch ein zusätzliches Bachelor- oder Masterstudium ist möglich. Dafür benötigst du allerdings die Fachhochschulreife oder Abitur. Eine gewisse Flexibilität hinsichtlich des Arbeitsortes ist absolut notwendig, denn du musst dazu bereit sein, deutschlandweit oder auch im Ausland eingesetzt zu werden.
Wenn diese und weitere Voraussetzungen erfüllt sind, gilt es eine schriftliche Bewerbung zu senden. Mit ihr beginnt das Auswahlverfahren. Nach Prüfung deiner Bewerbungsunterlagen erhältst du im besten Fall eine Einladung zum Einstellungstest. Bei erfolgreicher Absolvierung steht dem Berufsziel und Abenteuer „Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr” nichts mehr im Wege.
Fristen der Bewerbung als Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr
Im Regelfall stellt die Bundeswehr vierteljährlich ein. Wenn du Teil der Luftwaffe als Hubschrauberpilot werden möchtest, kannst du dich jederzeit bewerben. Du kannst erwarten im Laufe von sechs Monaten eingestellt zu werden, wenn du das Auswahlverfahren bestehst.
Auswahlverfahren
Wenn die Grundvoraussetzungen gegeben sind und die Bewerbung akzeptiert wurde, geht es in die nächste Runde: das Auswahlverfahren. Dieses ist mehrtägig und besteht aus vier Teilen:
- CAT-Test
- Ärztliche Untersuchung
- Sporttest
- Psychologisches Gespräch
- Abschlussgespräch und Einsatzplaner
CAT-Test
CAT steht für Computer-Assistiertes Testen. Die Bewerber werden in kleine Gruppen eingeteilt. Im Anschluss wird das System vorgestellt und man kann Fragen zum Ablauf stellen. Der CAT-Test kann bis zu dreieinhalb Stunden dauern.
Der Test selbst besteht aus Multiple Choice Fragen. Es gibt Aufgaben, die ein zeitliches Limit aufweisen. Diese müssen schnellstmöglich gelöst werden. Andere Aufgaben haben wiederum kein zeitliches Limit. Lass dir aber dennoch nicht zu viel Zeit bei diesen Aufgaben, damit du für den Rest des Tests auch noch genug Zeit hast.
Es werden verschiedene Bereiche geprüft, wie z.B. Allgemeinbildung, Mathematik, logisches Denken, räumliches Sehen, Konzentrationsfähigkeit und deine Kenntnisse der deutschen Sprache.
Ein weiterer wichtiger Teil des Tests sind psychologische Fragen. Hierbei gibt es kein richtig oder falsch. Es geht darum, inwiefern man Aussagen zustimmt oder nicht. Oftmals erscheint ein und dieselbe Frage mehrmals, allerdings anders formuliert. Deine Antworten geben beispielsweise Aufschluss über deine Persönlichkeitsstruktur, Denkweisen, Ambivalenzen und Authentizität. Die Antworten auf die Fragen werden später oft im psychologischen Gespräch nochmals aufgegriffen und vertieft, besonders wenn es zu Unstimmigkeiten kam.
Der CAT-Test wird von Bewerbern oft als stressig empfunden. Deine Leistungsfähigkeit unter Stress zu testen, ist jedoch sinnvoll. Schließlich muss man sich im Berufsalltag der Bundeswehr oft stressigen Situationen stellen und diese souverän meistern. Eine Tätigkeit bei der Bundeswehr ist teils eine große Herausforderung für die Psyche.
Möchtest du mehr über den CAT-Test erfahren? Schau dir dazu gerne unseren Artikel über den Bundeswehr Computertest an.
Ärztliche Untersuchung
Dies ist eine allgemeinmedizinische, sehr gründliche Untersuchung. Getestet wird unter anderem dein Sehvermögen. Deine Sehkraft muss als Pilot nämlich 100 Prozent betragen. Weitere Untersuchungen testen dein Gehör, deine Reflexe und die Funktionsfähigkeit deiner Organe. Auch ein Drogentest gehört dazu.
Sporttest
Selbstverständlich ist körperliche Fitness für Soldaten ein absolutes Muss – so auch als Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr. Der Basis-Fitness-Test wird sowohl bei der Einstellung, als auch einmal im Jahr bei aktiven Truppenmitgliedern verlangt. Es werden Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und motorische Fähigkeiten getestet, bei denen Mindestanforderungen erfüllt werden müssen.
Der Sporttest besteht aus drei Teilaufgaben:
Sprinttest (Pendellauf)
Der Bewerber muss 11 x 10 Meter im Sprint zurücklegen. Zum Start liegt man auf einer Matte auf dem Bauch. Bei Anpfiff gilt es schnellstmöglich auf die Beine zu kommen, die zehn Meter entfernte Pylone zu umrunden und zur Matte zurückzukehren. Dort musst du dich wieder hinlegen, die Hände hinter dem Rücken zusammen klatschen und erneut starten. Nach dem sechsten Aufstehen muss man nur noch zur Pylone sprinten. Du hast maximal 60 Sekunden Zeit, um die gesamte Strecke zu absolvieren.
Klimmhang
Bei dieser Kraft Aufgabe musst du dich an einer Klimmzugstange halten. Man erhält dafür eine erhöhte Starthilfe, welche bei Startpfiff entfernt wird. Der Test gilt als bestanden, wenn du für mindestens fünf Sekunden in dieser Position ausharrst. Dein Kinn muss sich dabei stets über der Stange befinden.
Ergometertest
Es muss eine Strecke von 3.000 Metern in einer Maximalzeit von sechs Minuten und 30 Sekunden auf dem Fahrradergometer zurückgelegt werden. Die Wattzahl kann vom Teilnehmer selbst eingestellt werden. Wichtig ist nur, dass diese nicht unter 30 Umdrehungen pro Minute fallen darf.
Bewertung des Sporttestes
Alle drei Disziplinen müssen in höchstens 90 Minuten abgeschlossen werden. Der Sporttest gilt als nicht bestanden, wenn du den Test früher abbrichst oder mehr als die vorgegebene Maximalzeit für die einzelnen Übungen benötigst.
Die ermittelten Leistungen werden mit Hilfe eines Punktesystems umgerechnet. In jeder Übung müssen mindestens jeweils 100 Punkte erreicht werden. Wenn du beispielsweise beim Klimmhang die erforderlichen fünf Sekunden schaffst, bekommst du 100 Punkte. Je besser deine Leistung ist, desto mehr Punkte erhältst du.
Mehr zum Thema Sporttest kannst du in unserem Artikel „Der Basis Fitness Test bei der Bundeswehr (BFT)” finden.
Psychologisches Gespräch
Hier wird deine Einsatzfähigkeit, psychische Stabilität, Lebensphilosophie, Motivation und Stressfähigkeit im Gespräch geprüft. Auch die Ergebnisse aus dem CAT-Test, dein Bewerbungsschreiben und Beobachtungen deines Verhaltens in der Gruppe werden hier aufgegriffen und mit dir besprochen.
Abschlussgespräch und Einsatzplaner
In diesem Teil des Auswahlverfahrens werden deine Motivation, deine Stärken und Schwächen und deine persönlichen Beweggründe hinterfragt. Die Gespräche dienen dazu dich kennenzulernen und dein Potenzial einzuschätzen.
Manche ehemaligen Bewerber berichten zudem von Gruppendiskussionen oder kurzen Vorträgen zu einem vorgegebenen Thema. Dich zu einem Thema gewählt äußern zu können, ist besonders wichtig, wenn du den Einsatz als Hubschrauberpilot in der Offizierslaufbahn als Ziel hast.
Dauer und Inhalte der Ausbildung zum Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr
Deine Karriere zum Hubschrauberpilot startet mit der Grundausbildung. Die Grundausbildung zum Hubschrauberpilot dauert ein Jahr und findet erst nach Abschluss des theoretischen Studiums an einer der Bundeswehr Universitäten statt. Inhalte sind unter anderem die Instrumenten- und Sichtflugqualifikation. Es müssen mindestens 200 Flugstunden auf einem Hubschrauber selbst und einige weitere im Simulator absolviert werden.
Nach Abschluss dieser Grundausbildung folgt die Einsatzflug- und Musterausbildung. Diese ist abhängig davon, welches Hubschraubermodell in welchem Einsatzgebiet geflogen werden soll.
Karriere
Möchtest du zum Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr ausgebildet werden so schlägst du eine Offizierslaufbahn ein. Man kann also die höchsten Dienstränge erlangen.
Eine frühe Personalverantwortung oder eine Position in der Ausbildung deiner Kollegen sind dabei der Normalfall. Als Offizier des Truppendienstes wirst du mitten im Geschehen eingesetzt und führst, erziehst und bildest die dir anvertrauten Truppen aus. Auch Aufgaben, wie Befehle schreiben, die Planung der Ausbildung und Beurteilungen gehören zum Tagesgeschäft eines Offiziers.
Verpflichtung
Die Dienstzeit als Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr beträgt mindestens 16 Jahre. Am Ende der Dienstzeit stehen dir viele Möglichkeiten offen. Sei es nun eine Selbstständigkeit in der freien Wirtschaft als angestellter Hubschrauberpilot, im Polizeidienst oder als Rettungsflieger.
Die Bundeswehr unterstützt ihre ehemaligen Soldaten in der Existenzgründung, wie beispielsweise mit den sogenannten Übergangsgebührnissen. Dies ist ein prozentualer Anteil der letzten Dienstbezüge und richtet sich nach Dienstzeit, Teilnahme an Bildungsmaßnahmen während der Dienstzeit und möglichen Hinzuverdienstmöglichkeiten.
Fazit
Der Beruf des Hubschrauberpiloten ist sehr spannend, geht mit großer Verantwortung einher und wird gut bezahlt. Auch werden die erlangten Lizenzen in der zivilen Luftfahrt akzeptiert. Somit ist ein Einstieg in die zivile Wirtschaft als Pilot im Regelfall kein Problem.
Träumst du vom Fliegen? Liegt es in deiner Natur, Führung zu übernehmen und Kollegen anzuleiten? Möchtest du auch entsprechend entlohnt werden? Suchst du eine Herausforderung und möchtest du die Chance haben, dich weiterzubilden und eine fundierte Ausbildung zu absolvieren? Dann ist die Ausbildung zum Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr definitiv eine zu erwägende Option.
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