Die ADR Prüfung
Als Berufskraftfahrer trägst du bereits eine große Verantwortung gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern. Dein Fahrzeug ist schwerer, unübersichtlicher und schwieriger zu handhaben. Bereits während deiner Ausbildungszeit zum Berufskraftfahrer hast du gelernt, besondere Rücksicht auf andere zu nehmen. Vielleicht hat dich dein Arbeitgeber bereits darauf angesprochen, ob du nicht die ADR Prüfung ablegen möchtest. In diesem Artikel zeigen wir dir, was die ADR Prüfung ist und geben dir alle wichtigen Informationen darüber.
Entwicklung
ADR ist die Abkürzung von „Accord relatif au transport international des marchandises dangereuses par route”. Das ist Französisch und bedeutet „Abkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße”. Der offizielle englische Titel der Übereinkunft lautet: „Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road.” Dieses Abkommen wurde am 30. September 1957 in Genf erstellt und trat am 29. Januar 1968 in Kraft. Im Übereinkommen wurden verschiedene Punkte festgehalten. Zum Beispiel:
- Richtige Ladungssicherung
- Kennzeichnung
- Der Fahrzeuge
- Des Gefahrguts
- Der Verpackung
- Regelungen zum Umgang mit den Gütern
Da sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse stets verbessern, wird das ADR alle zwei Jahre überarbeitet. Dabei wird besonders Rücksicht auf die neuen technischen und juristischen Erkenntnisse gelegt.
Das Abkommen wurde mittlerweile von insgesamt 52 Staaten (Stand 2021) unterschrieben. Darunter sind alle EU-Staaten sowie:
Albanien | Mazedonien | Tadschikistan |
Andorra | Montenegro | Türkei |
Aserbaidschan | Nigeria | Tunesien |
Bosnien und Herzegowina | Norwegen | Ukraine |
Georgien | Republik Moldau | Usbekistan |
Island | Russische Föderation | Vereinigtes Königreich |
Kasachstan | San Marino | Weißrussland |
Liechtenstein | Schweiz | |
Marokko | Serbien |
Je nach Gefahrgutklasse müssen spezielle Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Insgesamt werden neun Gefahrgutklassen unterschieden:
- Klasse eins: Explosive Stoffe und Gegenstände
- Klasse zwei: Gase
- Klasse drei: Brennbare Flüssigkeiten
- Klasse vier: Entzündbare feste und selbsterhitzende Stoffe, sowie Stoffe, die in Verbindung mit Wasser gefährliche Gase bilden
- Klasse fünf: Entzündend oder oxidierend wirkende Stoffe und organische Peroxide
- Klasse sechs: Giftige und ansteckungsgefährliche Stoffe
- Klasse sieben: Radioaktive Stoffe
- Klasse acht: Ätzende Stoffe
- Klasse neun: Verschiedene gefährliche Stoffe und Gegenstände, die nicht in eine der anderen Klassen passen
Damit umfassend für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer und der Umwelt gesorgt werden kann, wurde die ADR Prüfung ebenfalls in verschiedene Klassen unterteilt:
- ADR-Schein Basiskurs
- Aufbaukurse zum Gefahrgutschein Tanktransporte
- Gefahrguttransporte Klasse eins Aufbaukurs
- Gefahrguttransporte Klasse sieben Aufbaukurs
Besonders Klasse eins und sieben sind als besondere Gefahrenquelle definiert.
Alle Scheine haben eine Gültigkeit von fünf Jahren. Du kannst ein Jahr vor Ablauf einen Auffrischungskurs besuchen. Solltest du nicht innerhalb des Gültigkeitszeitraums am Auffrischungskurs teilnehmen, musst du den gesamten Basiskurs erneuern.
Voraussetzungen zur Kursteilnahme
Damit du an dem ADR-Schein Basiskurs teilnehmen kannst, musst du über eine gültige Fahrerlaubnis derer Fahrzeuge verfügen, die für den Transport vorgesehen sind.
Für die drei Aufbaukurse musst du zumindest den Basiskurs und die entsprechenden Führerscheine vorlegen können. Du kannst am Auffrischungskurs frühestens ein Jahr vor Ablauf der Gültigkeit teilnehmen.
Aufbau der Kurse
Du kannst die Schulungen an der Fahrschule deiner Wahl absolvieren. Achte jedoch darauf, dass nicht jede gewöhnliche Fahrschule eine ADR Schulung durchführen darf. Die Abnahme der ADR Prüfung obliegt in Deutschland der Industrie- und Handelskammer (IHK).
Die Prüfungen bestehen alle aus Multiple-Choice-Fragen. Das heißt, dir werden für jede Frage vier Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Du musst dann die richtigen Antworten auswählen. Es ist definitiv immer mindestens eine Antwortmöglichkeit richtig. Einige Fragen sind auch als „Ja-Nein”-Fragen aufgebaut. Bei diesen musst du dich für oder gegen eine gegebene Aussage entscheiden.
Solltest du die Prüfung nicht bestehen, kannst du sie wiederholen. Bevor du die Prüfung wiederholen kannst, musst du eine gewisse Wartefrist einhalten. Wie lange diese ist, ist regional unterschiedlich.
Basiskurs
Der Basiskurs muss von allen Berufskraftfahrern absolviert werden, die Gefahrgüter transportieren möchten. Nach Abschluss erlangst du den sogenannten Gefahrgutschein. Nach erfolgreich bestandener Prüfung darfst du alle Gefahrgüter außer der Klassen eins und sieben transportieren. In der Schulung wird das grundlegende Wissen über Gefahrgüter gelehrt. Dazu gehören:
- Allgemein geltende Vorschriften
- Länderbezogene Vorschriften
- Nötige Dokumentationen
- Erlaubte Fahrzeug- und Beförderungsarten
- Mitzuführende Ausrüstung
- Kennzeichnungen
- Korrekte Ladungssicherung und Abfahrtskontrolle
- Vorschriftsmäßige Durchführung der Beförderung
- Einzuleitende Maßnahmen nach Unfällen und Zwischenfällen
Das Seminar dauert in der Regel zwischen zweieinhalb und drei Tagen. Die anschließende IHK Prüfung dauert 30 Minuten und besteht aus 30 Fragen. Damit du den Basiskurs bestehst, darfst du maximal fünf Fehlerpunkte haben.
Aufbaukurs: Tanktransporte
Damit du Tanktransporte von Gefahrgütern durchführen darfst, musst du den dafür erstellten Aufbaukurs bestehen. Gefahrgüter die in Tanks befördert werden, sind beispielsweise Heizöl, Diesel und Benzin.
Das Seminar dauert etwa eineinhalb Tage. Anschließend findet eine 45-minütige IHK-Prüfung statt. Diese besteht aus 24 Fragen. Damit du den Aufbaukurs bestehst, darfst du maximal vier Fehlerpunkte haben.
Aufbaukurs: Gefahrguttransporte Klasse eins
Du musst den Aufbaukurs „Gefahrguttransport Klasse eins” absolvieren, wenn du explosionsgefährliche Stoffe oder Gegenstände transportieren möchtest.
Nachdem du an dem etwa eintägigen Seminar teilgenommen hast, musst du die 30-minütige IHK-Prüfung bestehen. Diese Prüfung besteht aus insgesamt 15 Fragen, wobei du vier Fehlerpunkte haben darfst.
Aufbaukurs: Gefahrguttransporte Klasse sieben
Damit du radioaktive Stoffe transportieren darfst, musst du den Aufbaukurs für eben diese Gefahrgüter (Klasse sieben) bestehen.
Der Aufbaukurs dauert insgesamt einen Tag. Du musst die dazugehörige 30-minütige IHK-Prüfung bestehen. Du hast die Prüfung bestanden, wenn du in den 15 Fragen nicht mehr als vier Fehlerpunkte erreichst.
Auffrischungskurs
Wie bereits erwähnt, ist der Auffrischungskurs Pflicht, sofern du deine Berechtigung zum Transport von Gefahrgütern behalten möchtest. Wenn du den Auffrischungskurs beendest, erhältst du einen neuen ADR Schein für weitere fünf Jahre. Dabei beginnt die neue Gültigkeit zum Zeitpunkt des regulären Ablaufdatums des vorigen Scheins. Dein neuer Schein enthält weiterhin alle Berechtigungen, die du eventuell zuvor durch einen Aufbaukurs erlangt hast.
Der Aufbaukurs dauert in der Regel eineinhalb Tage. Anschließend musst du ebenfalls eine IHK-Prüfung bestehen. Diese besteht aus 15 Fragen und dauert 30 Minuten. Du darfst maximal vier Fehlerpunkte in der Prüfung haben.
Fragenkatalog
Alle Prüfungen haben einen Fragenkatalog. Die jeweiligen Prüfungen werden anhand dieses Katalogs erstellt. Der Fragenkatalog besteht dabei aus unterschiedlich vielen Fragen für die jeweiligen Prüfungen (Stand 2018):
- Basiskurs
- 200 Fragen
- Tanktransporte
- 100 Fragen
- Klasse eins
- 60 Fragen
- Klasse sieben
- 60 Fragen
Generell solltest du dich darauf gefasst machen, dass nach dem Basiskurs alle grundsätzlich relevanten Thematiken geprüft werden. Dazu gehören:
- Allgemein geltende Vorschriften zum Transport von Gefahrgütern
- Gefahrgüter Klassifizierungen
- Bestimmungen zum Transport der jeweiligen Gefahrgüter (Verpackung und Versand)
- Bestimmungen zum Befördern, Be- und Entladen
- Vorschriften für das Fahrzeug und dessen Ausrüstung
- Pflichten und Zuständigkeiten zur Wahrung der Sicherheit
Die jeweiligen Fragen für die Aufbaukurse sind spezifisch auf das entsprechende Thema abgestimmt.
Kosten
Natürlich sind weder der ADR Schein noch die Aufbau- oder Auffrischungskurse kostenfrei.
Die IHK-Prüfungskosten variieren je nach Standort. Du kannst aber mit etwa 60 Euro pro Prüfung rechnen. Diese 60 Euro sind zuzüglich der Kurskosten.
Im Folgenden geben wir dir einen Überblick über die etwaigen Kosten der jeweiligen Kurse:
- Der Gefahrgutschein (ADR Schein) kostet in den meisten Schulen etwa 275 Euro netto.
- Für die jeweiligen Aufbaukurse (Tanktransport, Gefahrgut Klasse eins und sieben) solltest du mit weiteren 230 Euro netto rechnen.
- Die Kosten für den Auffrischungskurs liegen bei rund 200 Euro netto.
Es gibt keine Regelung, wer die Kosten tragen muss. Wenn dein Arbeitgeber Interesse daran hat, dass du die Berechtigung zum Transport von Gefahrgütern erhältst, kann er die Kosten übernehmen. Ansonsten musst du die Kosten selbst tragen.
Fazit
Das ADR ist eine sinnvolle Übereinkunft mehrerer Länder, um trotz der Transporte von Gefahrgütern die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Dabei wurden internationale Richtlinien beschlossen, nach denen der Fahrer handeln muss. Um sicherzustellen, dass der Fahrzeuglenker seine Pflichten versteht, gibt es die ADR Prüfung. Mit Bestehen der ADR Prüfung erlangst du den sogenannten Gefahrgutschein. Je nach Gefahrgut müssen gegebenenfalls noch Aufbaukurse besucht werden. Der Schein ist immer nur für fünf Jahre gültig. Vor Ablauf dieser Frist muss ein Auffrischungskurs besucht werden. Damit ist sichergestellt, dass die Fahrer auch immer auf dem neuesten technischen und wissenschaftlichen Stand sind.
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