Feuerwehr Höhenrettung 

Du möchtest in deiner Karriere buchstäblich hoch hinaus? Du bist schwindelfrei, sportlich und hast den Drang, Menschenleben auf speziellen Wegen zu retten? Dann ist die Höhenrettung bei der Feuerwehr möglicherweise genau das Richtige für dich. Diese Spezialeinheit wird dafür geschult, Personen aus immer komplexer werdenden Gebäuden zu retten. Doch nicht nur das: Ist irgendein Bereich schwer zugänglich, kommt ebenfalls die Höhenrettung zum Einsatz. Der Name Höhenrettung ist nicht ganz treffend, denn neben Gerüsten und Seilbahnen kann es sich dabei auch um Brunnen oder Schachte handeln. Deswegen wird die Einheit auch „Spezielle Rettung aus Höhen UND Tiefen” (SRHT) genannt – sie ist für beide Extreme verantwortlich. Das klingt schon spannend? Dann lies weiter. Hier findest du alle Informationen und Details zu den Aufgaben und Ausbildungsmöglichkeiten der Höhenrettung.

Zahlen und Fakten über die Höhenrettung in Deutschland 

Hoch hinaus musste auch eine Gruppe der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in den 70er Jahren. Dort fand die Höhenrettung Deutschlands ihre Anfänge. Während dieser Zeit häuften sich zahlreiche Großbrände in mehreren Städten, bei denen von Flammen umgebene Menschen vergeblich versuchten, sich durch Sprünge in die Tiefe zu retten. Simultan dazu wurden die damaligen Gebäude fortlaufend höher gebaut, weswegen die technischen Materialien (z.B. Drehleiter) nicht mehr ausreichten und die Feuerwehr vor neuen Herausforderungen stand. Infolgedessen suchte sie Möglichkeiten, Personen aus großen Höhen oder Tiefen unter allen Umständen retten oder bergen zu können. Eine große Schwierigkeit bestand darin, die Absturzgefahr zu minimieren. 

Die Feuerwehr in Berlin schloss sich daraufhin mit dem Bergunfalldienst der DDR zusammen. Gemeinsam testeten sie die vorhandenen Einsatzmittel des Bergunfalldienstes auf Anwendbarkeit bei der Feuerwehr. Unter anderem wurden Ab- und Aufseiltechniken erprobt. Die Tests erwiesen sich als erfolgreich und im Oktober 1982 wurde der spezielle Rettungsdienst (SDR), wie der damalige Name war, in das System der Feuerwehr eingegliedert. Vier Jahre später kam es zur flächendeckenden Einführung des SDR in der gesamten DDR. Zudem wurde sie in Höhenrettungsdienst (HDR) umbenannt. Die Fortbildungen wurden vorangetrieben und Leiter der Gruppen in einer speziellen Einrichtung ausgebildet. Bei dieser Einrichtung handelte es sich um die jetzige Brand- und Katastrophenschutzschule Heyrothsberge, in welcher bis dato bundesweit Höhenretter angelernt werden. Erst nach der Wiedervereinigung, im Jahr 1993, wurde die erste „westdeutsche” Höhenrettungsgruppe gegründet. 

Heute sind von den 110 bestehenden Berufsfeuerwehren in Deutschland über die Hälfte mit einem Höhenretter-Team ausgestattet. Die größten Gruppen findest du in den deutschen Großstädten, also bei der Feuerwehr in Berlin, München, Köln, Hamburg und Frankfurt am Main. Ebenfalls recht viele Mitglieder haben die Höhenretter in Hannover und Düsseldorf. 

Der Einsatzbereich der Sondereinheit Höhenrettung 

Der Job als Höhenretter ist sehr abwechslungsreich und aufregend. Entgegen der üblichen Annahme handelt es sich jedoch nicht nur um Notfälle, die in schwindelerregender Höhe passieren. Gleichermaßen rettet die Sondereinheit Menschen, die zum Beispiel in einen Brunnen oder einen Schacht gefallen sind. Überall da, wo keine Leiter hinkommt (ab 30 Metern Höhe), ist das Expertenteam gefragt. 

Mit Hilfe spezieller Rettungstechnologien erreicht die Sondereinheit jeden Winkel eines Gebäudes oder einer Fläche, bei denen alle anderen Versuche scheitern würden. Notfallpatienten können hierdurch auf sicherem Weg zum Erdboden zurückgebracht werden. Noch vor Ort kümmert sich das Team zudem gesichert um die medizinische Erstversorgung der verunglückten Personen. Neben Menschen werden auch Tiere und Gegenstände aus Höhen und Tiefen gerettet oder geborgen. Da es sich um eine Sondereinheit der Feuerwehr handelt, ist ein weiterer Aufgabenbereich natürlich die Brandbekämpfung und das Sichern der Personen und Einsatzkräfte in absturzgefährdeten Bereichen. 

Aufgaben der SRHT 

  • Höhenrettung (z.B. Hausdächer, Kräne, Felswände, Gondeln, Seile, Gerüste)
  • Tiefenrettung (z.B. Brunnen, Gruben, Schächte, enge Räumlichkeiten)
  • Technische Hilfeleistungen an schwer zugänglichen Örtlichkeiten (z.B. beschädigte Fassadenteile fortbewegen)
  • Patiententransport unterstützen (z.B. Übergewichtige Patienten ins Krankenhaus befördern)
  • Beratungen der Einsatzleitungen bezüglich der Absturzsicherung 
  • Einsatzkräfte beraten und diese gegebenenfalls sichern 

Konkrete Einsatzbeispiele 

  • Unverletzte Personen retten, die Angst davor haben, zurückzugehen 
  • Rettung von suizidgefährdeten Menschen von Dächern, Brücken usw.
  • Personen retten, die in einem Seil oder einer Absturzsicherung festhängen
  • Fensterputzer aus einer defekten Gondel befreien 
  • Personen befreien, die in einen Brunnen, einen Schacht oder ein Silo gefallen sind
  • Fachspezialisten wie Notärzte, Verhandlungsgruppen der Polizei, Sachverständige usw. einen gesicherten Aufstieg oder gesichertes Abseilen ermöglichen
  • Ein Gebäudeteil evakuieren (z.B. nach Explosion oder Feuer), wenn eine Flucht über Treppe oder Leiter nicht möglich ist 
  • In Industriegebäuden bei Bauarbeiten Menschen retten, wenn der Aufzug oder andere Rettungswege blockiert oder zu eng sind (z.B. Schornstein)
  • Einen verletzten Mechaniker von einer Windkraftanlage bergen
  • Technische Hilfeleistungen bei Umweltschäden (z.B. Bäume zersägen oder aus dem Weg räumen, Bruchstücke von Gebäuden) 

Zum Einsatz kommen die Höhenretter im Bereich Höhen und Tiefen zwischen zehn bis 20 Mal im Jahr. Obwohl es natürlich schnell gehen muss, steht die eigene Sicherheit primär im Vordergrund. Einmal im Jahr können die Höhenretter Deutschlands an einem Leistungsvergleich teilnehmen, bei welchem sie drei Stationen durchlaufen müssen. Die konkreten Aufgaben sind vorher gänzlich unbekannt. So ein Wettbewerb bietet den Höhenrettern eine eigene Leistungsüberprüfung und hat gleichzeitig einen Lerneffekt. 

Ausbildungsmöglichkeiten der Feuerwehr Höhenrettung

Um Teil der speziellen Feuerwehr Höhenrettung zu werden, musst du bereits Teil der Feuerwehr sein. Das bedeutet, dass du vorher eine Ausbildung (mittlerer feuerwehrtechnischer Dienst) zum Brandmeister bzw. Feuerwehrmann absolviert haben musst. Im Zuge dieser Ausbildung lernst du bereits erste Grundlagen der Höhenrettung. Je nach Bundesland sind die Ausbildungsinhalte „Halten/Rückhalten” oder konkreter die „Absturzsicherung” und „Einfache Rettung aus Höhen und Tiefen” Punkte, die du bereits während des Vorbereitungsdienstes behandelst. Andernfalls kannst du die konkreten Lehrgänge später besuchen. Die Namen können ebenfalls je Feuerwehr und Stadt variieren, so auch die Voraussetzungen. 

Die Aus- bzw. Fortbildungsinhalte bauen aufeinander auf und gliedern sich wie folgt: 

  • Die Absturzsicherung (24-Stunden Ausbildungslehrgang, Grundlage für alle weiteren Qualifikationen in Sachen Höhe und Tiefe)
  • Einfache Rettung aus Höhen und Tiefen (12-Stunden Höhenrettung Ausbildung, Gerätekunde für Absturzsicherung, Auf- und Abseilen, maximal 30 Meter)

Nach diesen Fortbildungen bist du deinem Ziel zum Team der Höhenretter zu gehören schon näher. Jetzt kommt die eigentliche bzw. spezielle Ausbildung. 

Wenn du dich für die Inhalte und Voraussetzungen der Ausbildung zum Feuerwehrmann interessierst, haben wir den passenden Artikel für dich: Mittlerer feuerwehrtechnischer Dienst

Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen

Die Grundausbildung der Speziellen Rettung aus Höhen und Tiefen wird von einem gesonderten Höhenretter-Ausbilder durchgeführt. Der Grundlehrgang dauert 80 Stunden und gliedert sich in Theorie und Praxis. Um im Team zu bleiben, muss ein Höhenretter jährlich mindestens zusätzliche 72 Stunden Fortbildungen leisten. Eine anerkannte Ausbildungseinrichtung in Deutschland ist nach wie vor die Brand- und Katastrophenschutzschule Heyrothsberge, in welcher die Höhenrettung vor Jahren auch ihre ersten Mitglieder formte. Es gibt jedoch auch andere vom jeweiligen Bundesland festgelegte Orte oder Berufsfeuerwehr Schulen, an denen diese Schulung möglich ist. 

Die Ausbilder der Höhenretter halten sich weitestgehend an die Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF). Diese beschreibt die essentiellen Ausbildungspunkte für Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen. In der Empfehlung sind nicht nur Rettungstaktiken genau festgelegt, sondern auch die Knotentechnik und Materialkunde. Die Ausbilder der Sondereinheit Höhen (SE-H) selbst müssen über die erforderlichen Zertifikate verfügen, um Personen ausbilden zu dürfen. Diese erlangen sie in der Regel an der Brand- und Katastrophenschutzschule Heyrothsberge. 

Ausbildungsinhalte 

Die geforderten 80 Stunden werden je nach Bundesland unterschiedlich eingeteilt. In Dortmund (NRW) zum Beispiel teilt sich der Lehrgang in 24-Stunden Dienste und Blockunterricht bzw. Tagdienste. In einigen Städten Bayerns wiederum findet die Ausbildung in einem 14-tägigen Grundlehrgang (Theorie und Praxis) statt. Im Wesentlichen geht es bei der Ausbildung darum, die spezielle Ausrüstung adäquat, sicher und schnell einsetzen zu können, um in großen Höhen (über 30 Meter) zu arbeiten. 

In schwindelerregenden Höhen werden die Rettungsmaßnahmen zunehmend komplizierter – sowohl in der Technik, als auch in der Umsetzung. Damit Personen aus lebensbedrohlichen Lagen gerettet werden können, müssen die Anwärter vor allem zahlreiche praktische Übungen absolvieren. Diese finden zum Beispiel in hohen Industriegebäuden statt. Auch eine Zusammenarbeit mit der Bergwacht, der Polizei oder anderen Feuerwehren ist üblich, um überörtliche Trainingseinheiten durchlaufen zu können. 

Zu den Schulungsinhalten gehören: 

  • Seil- und Knotenkunde
  • Grundlagen für Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen 
  • Gerätekunde
  • Sicherungstechniken
  • Rechtsgrundlagen / Unfallschutzbelehrungen
  • diverse Varianten der Rettung (Rettung mit Hilfe von Knoten oder Zwischensicherungen, Rettung durch Trage, Seile usw.)
  • Erstellung / Aufbau und Nutzung von Festpunkten / Ankerpunkte / Umlenkpunkte 
  • Ausrüstungsgegenstände anlegen und tragen
  • Ausrüstungsgegenstände auswählen und bewerten (inklusive Erkennen, ob die eigene Schutzausrüstung beschädigt ist)
  • Erste Hilfe in Höhen
  • Physikalische Grundlagen (einfache Kräfteberechnung, Sturzphysik, wie sind Flaschenzüge aufgebaut usw.)
  • Gewöhnung an Höhen
  • Auf- und Abseilen
  • Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen der Höhenrettung kennenlernen
  • Zahlreiche praktische Übungen, um praxisnahe Einsatzszenarien zu trainieren (hohe Gebäude, Silos, Baukräne, Windkraftanlagen, Industrieanlagen) 

Im Anschluss an den 80-Stunden-Lehrgang findet eine praktische und eine schriftliche Prüfung statt. Erfolgreich abgeschlossen hast du die Ausbildung, wenn du die erforderliche Mindestpunktzahl erreicht hast. 

Voraussetzungen 

Die Anforderungen an einen Höhenretter sind immens hoch. Neben absoluter Schwindelfreiheit gehört vor allem eine sehr gute körperliche Verfassung. Die körperliche Dienstfähigkeit muss dabei von einem Arzt bescheinigt werden. Die sogenannte G41-Untersuchung (Arbeiten mit Absturzgefahr) umfasst eine ärztliche Untersuchung, die Kontrolle des Blutes und Urins, einen Seh- und Hörtest und die Überprüfung des Blutdrucks. Zudem müssen Höhenretter ab dem 40. Lebensjahr ein Belastungs-EKG absolvieren. Die Untersuchung dauert in der Regel 45 Minuten, jedes zweite Mal sogar eineinhalb Stunden. Alle 12 bis 36 Monate findet eine Nachuntersuchung statt. Bei jeder zweiten G41 Bescheinigung wird die Perimetrie (Sichtfeld) geprüft, deshalb dauert die Untersuchung hier länger.

Anwärter auf die Spezielle Rettung in Höhen und Tiefen müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Vorausgesetzt wird zudem eine abgeschlossene Erste Hilfe Ausbildung, die aber meist bereits im Rahmen der Feuerwehrgrundausbildung erfolgt. Wenn du Höhenretter werden möchtest, sind vor allem auch Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein wichtige Eigenschaften, die du mitbringen solltest.

Jährliche Fortbildungsstunden 

Ein Höhenretter braucht vor allem Routine und viel Übung. Damit die Arbeits- und Leistungsqualität der Gruppen beibehalten werden dann, wird jährlich eine Fortbildung angesetzt. Hiebei muss über das Jahr verteilt ständig mit der Ausrüstung und den Einsatzmaterialien trainiert werden. Insgesamt dauert die jährliche Übungszeit mindestens 72 Stunden, in einigen Bundesländern 80 Stunden. In manchen Feuerwehren ist es üblich, den Fortbildungslehrgang in einem Block (ca. vier Tage) abzuhalten. 

Fazit

Höhenretter haben eine hohe und einzigartige Verantwortung, denn sie kommen zum Einsatz, wenn sonst niemand mehr helfen kann. Wenn du dich für diese Ausbildung entscheidest, solltest du schwindelfrei- und gleichermaßen furchtlos in der Tiefe sein. Es handelt sich um einen wichtigen Job innerhalb der Feuerwehr, der dir Spannung und Abwechslung wie kaum ein anderer Beruf bietet.