Die Bundeswehr steht vor komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, die weit über die traditionellen Einsatzgebiete hinausgehen. Ein zentraler Aspekt ist die digitale Erweiterung der Bundeswehr, die den Organisationsbereich “Cyber und Informationsraum” (kurz CIR) hervorgebracht hat. In diesem Bereich bündeln sich zahlreiche Aufgabengebiete und Arbeitsplätze. In diesem Artikel erfährst du welche Aufgaben im Cyber und Informationsraum genau übernommen werden und welche Bedeutung dieser Bereich für die gesamtstaatliche Sicherheit Deutschlands innehat.
Interessierst du dich für eine facettenreiche und spannende Arbeit bei der Bundeswehr? Dann solltest du hier besonders gut aufpassen, denn deine Kenntnisse zum Cyber und Informationsraum werden im Bundeswehr Einstellungstest gern geprüft.
Wir wünschen dir viel Spaß beim Lesen!
Der Cyber und Informationsraum als digitale Erweiterung der Bundeswehr
Der Cyber- und Informationsraum wurde am 01. April 2017 als eigenständiger militärischer Organisationsbereich gegründet. Er konzentriert sich auf zwei Hauptbereiche: den Cyberraum und den Informationsraum.
Der Cyber- Raum
Der Cyberraum ist der virtuelle Raum aller informationstechnischen Systeme, die auf der Datenebene im globalen Maßstab miteinander vernetzt sind. Er umfasst nicht nur die öffentlichen Datennetze, sondern auch IT-Systeme mit Datenschnittstellen, die von öffentlichen Netzen isoliert sind. Das Internet bildet dabei die Grundlage für diesen global vernetzten, virtuellen Raum.
Der Informationsraum
Im Informationsraum werden Informationen erzeugt, verarbeitet, diskutiert und gespeichert. Die Kontrolle über und der Zugang zu Informationen spielen heutzutage eine entscheidende Rolle.
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Der Auftrag des Cyber und Informationsraums
Die Aufgabenbereiche des Cyber und Informationsraums sind äußerst vielschichtig und für die Bundeswehr von zentraler Bedeutung. Im Mittelpunkt stehen der Schutz und Betrieb der IT-Infrastruktur der Bundeswehr, das Erkennen und Abwehren von Anomalien und Angriffen im Cyber-Raum, die Unterstützung der Bundeswehr mit Geoinformationsdaten, sowie der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Institutionen:
Schutz und Betrieb der IT-Infrastruktur
Die Sicherheit der IT-Infrastruktur hat sowohl im Inland als auch im Auslandseinsatz höchste Priorität. Die Bundeswehr muss in der Lage sein, Informationen sicher zu übertragen und zu verarbeiten.
Aufklärung und Wirkung
Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht die Aufklärung zum Schutz deutscher und verbündeter Soldaten. Dazu gehören das Erkennen und Abwehren von Angriffen im digitalen Raum sowie deren Auswirkungen auf technische Netze und die Bevölkerung der Einsatzländer.
Unterstützung durch Geoinformationsdaten
Das Geoinformationswesen bringt geografische Faktoren und ihre Auswirkungen in die Planung und Entscheidungsfindung der Bundeswehr mit ein. Präzises Kartenmaterial und Wetterdaten sind dabei oft entscheidend für den Erfolg von Einsätzen.
Austausch und Kooperation
Für die gesamtstaatliche Sicherheitsvorsorge und die Cyber-Sicherheit Deutschlands ist eine enge Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Institutionen unerlässlich. Der regelmäßige Informationsaustausch und die gemeinsame Entwicklung von Sicherheitsstandards gewährleisten eine effektive Abwehr von Bedrohungen. Internationale Partnerschaften ermöglichen dabei grenzüberschreitende Maßnahmen gegen Cyber-Angriffe und fördern den Erfahrungsaustausch.
Der Cyber und Informationsraum: Zahlen, Daten & Fakten
16.000 Arbeiter
25 Dienststellen
19 Standorte
9 Kommandos, Zentren und Schulen
Insgesamt arbeiten im Organisationsfeld des Cyber und Informationsraums 16.000 Menschen in 25 Dienststellen an 19 Standorten in ganz Deutschland. Insgesamt gehören zum Cyber- und Informationsraum neun Kommandos, Schulen und Zentren.
Diese sind:
1. Das Kommando Cyber und Informationsraum in Bonn
2. Das Kommando Aufklärung und Wirkung in Daun
3. Das Kommando Informationstechnik-Services in Rheinbach
4. Das Zentrum für Geoinformationswesen in Euskirchen
5. Das Zentrum Digitalisierung und Fähigkeitsentwicklung in Bonn
6. Das Zentrum für Cyber-Sicherheit in Euskirchen
7. Das Zentrum Operative Kommunikation in Mayen
8. Die Schule für Strategische Aufklärung in Flensburg
9. Die Schule Informationstechnik in Pöcking
Das Kommando Cyber und Informationsraum
Das Kommando Cyber und Informationsraum ist das Leitungskommando des Cyber und Informationsraums. Es übernimmt die Aufgaben der Weiterentwicklung, Aus- und Weiterbildung des Personals. Es ist zudem der Dienstsitz des Inspekteurs vom Cyber und Informationsraum sowie seines Stellvertreters, dem “Chief Information Security Officer”. Dieser trägt die Gesamtverantwortung für die Informationssicherheit der Bundeswehr. Ein zentraler Fokus des Kommandos liegt auf der Gestaltung moderner Arbeitsplätze in einem zeitgemäßen und zukunftsorientierten Umfeld.
Insgesamt arbeiten derzeit ca. 1260 Personen im Kommando “Cyber und Informationsraum”. Das Kommando besteht seit dem 5.4.2017.
Das Kommando Aufklärung und Wirkung
Das Kommando “Aufklärung und Wirkung” verfügt über verschiedene Teams, die elektronische Kampfführung und Cyber-Operationen durchführen sowie Fähigkeiten der abbildenden Aufklärung und der offenen Informationsgewinnung bereitstellen. Die Gruppe besteht aus zwei Hauptteilen: “Aufklärung” und “Wirkung”.
Aufgaben im Bereich “Aufklärung”
Der Teil “Aufklärung” sammelt Informationen aus verschiedenen Quellen wie aus der Abbildenden Aufklärung, der Aufklärung im Cyberraum, der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung sowie der Aufklärung offen zugänglicher Quellen. Diese Informationen werden im “Kommando Cyber und Informationsraum” gesammelt und zusammengefügt.
Aufgaben im Bereich “Wirkung”
Der Teil “Wirkung” hat Teams, die einzigartige Fähigkeiten in elektronischem Kampf und Cyberoperationen haben. Diese Fähigkeiten geben der militärischen Führung und der politischen Leitung viele Handlungsmöglichkeiten im Cyberraum.
Insgesamt arbeiten derzeit ca. 540 Personen im Kommando “Aufklärung und Wirkung”. Das Kommando besteht seit dem 01.04.2023.
Das Kommando Informationstechnik-Services
Das Kommando Informationstechnik-Services ist für den Einsatz, die Instandhaltung und den Betrieb des IT-Systems der Bundeswehr verantwortlich. Damit ist trägt es wesentlich zur Handlungsfähigkeit der Bundeswehr bei.
Außerdem stellt es in Zusammenarbeit mit den ihm unterstellten Dienststellen und Verbänden die stationäre und verlegefähige Informationstechnikunterstützung für Ausbildung, Übung und Einsatz in der Bundeswehr zur Verfügung.
Insgesamt arbeiten derzeit ca. 770 Personen im Kommando “Informationstechnik-Services”. Das Kommando besteht seit dem 01.04.2023.
Das Zentrum für Geoinformationswesen
Im Zentrum für Geoinformationswesen werden Geoinformationen zur Unterstützung aller Aufgabenbereiche der Bundeswehr bereitgestellt. Mit Hilfe dieser Daten ist es möglich, die Eigenschaften eines Raumes genau zu kennen und sich darin sicher zu positionieren, zu navigieren und ggf. zielgenau zu wirken. Im Zentrum für Geoinformationswesen werden also Geodaten bereitgestellt, Geoberatung geleistet und geowissenschaftliche Forschung betrieben. Truppendienstlich ist das Zentrum dem Kommando Cyber und Informationsraum, fachlich dem Bundesministerium der Verteidigung unterstellt.
Insgesamt arbeiten derzeit ca. 1000 Personen im Zentrum für Geoinformationswesen. Das Zentrum besteht seit dem 11.3.2003.
Das Zentrum Digitalisierung und Fähigkeitsentwicklung
Das Zentrum für Digitalisierung der Bundeswehr ist direkt dem Kommando Cyber und Informationsraum unterstellt. Es wurde eingerichtet, um den Aufbau digitaler Fähigkeiten im Cyber- und Informationsraum voranzutreiben und als Ansprechpartner für Bedarfe im Bereich Cyber-/Informationstechnik zu fungieren. Darüber hinaus nimmt es eine wichtige Rolle als Treiber der Digitalisierung der Bundeswehr ein.
Digitalisierung und Koordination
Das ZDigBw ist spezialisiert auf Digitalisierungsaufgaben im Organisationsbereich Cyber und Informationsraum. Es ist verantwortlich für die Entwicklung der Fähigkeiten der Bundeswehr im digitalen Bereich und für die Planung der Cyber-/ Informationstechnik einschließlich des Innovationsmanagements. Es koordiniert zudem die gemeinsame Entwicklung und Zusammenarbeit der Bundeswehr in den Bereichen Militärisches Nachrichtenwesen, Elektronische Kampfführung, Operative Kommunikation, Geoinformationswesen und Informationssicherheit.
Insgesamt arbeiten derzeit ca. 780 Personen im Zentrum für Digitalisierung und Fähigkeitsentwicklung. Das Zentrum besteht seit dem 01.10.2022.
Das Zentrum für Cyber-Sicherheit
Das Zentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr ist für den Schutz der Informationstechnik und der IT-Services der Bundeswehr verantwortlich. Die sogenannten “Incident Response Teams” des Zentrums sind die Experten, wenn es um schnelle und effektive Reaktionen auf Cyber-Angriffe auf die IT-Technik der Bundeswehr, sowohl im In- und Ausland, als auch auf Einsätzen geht und wirkt zusätzlich bei der Cyber-Sicherheit für die NATO und die Europäische Union mit.
Auch das Zentrum für Cyber-Sicherheit untersteht dem Kommando Cyber und Informationsraum in Bonn.
Insgesamt arbeiten derzeit ca. 460 Personen im Zentrum für Digitalisierung und Fähigkeitsentwicklung. Das Zentrum besteht seit dem 01.04.2017.
Das Zentrum Operative Kommunikation
Das Zentrum für Operative Kommunikation spielt eine wesentliche Rolle in der Kommunikation der Bundeswehr in unterschiedlichen Einsatzszenarien. Ähnlich wie zivile Medien analysiert das hochqualifizierte Team die Lage vor Ort und nutzt verschiedene Medienkanäle wie Print, Audio und Video, um mit der Bevölkerung zu kommunizieren. Mit sorgfältig geplanten Gesprächen vor Ort verfolgen die Kräfte spezifische Kommunikationsziele. Dabei ist ein tiefes Verständnis der kulturellen Gegebenheiten und Kommunikationsgewohnheiten von entscheidender Bedeutung. Die Bundeswehr nutzt das Informationsumfeld strategisch als militärischen Handlungsraum.
Kommunikationskanäle innerhalb der Bundeswehr
Das Zentrum für Operative Kommunikation ist auch für die Verbreitung von Truppeninformationen über den Soldatensender “Radio Andernach” verantwortlich, der sowohl aus der Heimat als auch aus dem Einsatzgebiet sendet. Auch der Sender Bundeswehr-TV (BWTV) wird vom Zentrum geleitet und dient der Betreuung und Information der Truppe durch Unterhaltung und Information in Form von aufwendigen Reportagen und Spielfilmen. Beide Medien sind wichtige Instrumente zur Betreuung und Information der Truppe.
Insgesamt arbeiten derzeit ca. 1000 Personen im Zentrum für operative Kommunikation. Das Zentrum besteht seit dem 01.10.1959.
Die Schule für Strategische Aufklärung
Die Schule für Strategische Aufklärung ist die zentrale Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr für das Militärische Nachrichtenwesen und die Elektronische Kampfführung. Hier werden die Lehrgangsteilnehmer für das Militärische Nachrichtenwesen ausgebildet. Auch das Personal von Heer, Luftwaffe und Marine absolviert seine Grundausbildung in Flensburg an der Schule für Strategische Aufklärung. Nach der Grundausbildung können hier weiterführende Spezial- und Vertiefungslehrgänge absolviert werden. Darüber hinaus werden internationale Lehrgänge für Personal aus NATO- und Partnerstaaten angeboten.
Insgesamt arbeiten derzeit ca. 230 Personen in der Schule für Strategische Aufklärung. Die Schule besteht seit dem 15.01.2003 und bildet jährlich etwa 4500 Absolventen aus.
Die Schule für Informationstechnik
An der Schule Informationstechnik wird das Informationstechnik-Fachpersonal der Bundeswehr ausgebildet. Das Angebot der Schule ist dabei vielfältig gestreut und reicht von einwöchigen Grundkursen bis hin zu zweijährigen Berufsausbildungen, die auch zivil anerkannt werden können.
Insgesamt arbeiten derzeit ca. 640 Personen in der Schule für Strategische Aufklärung. Die Schule besteht seit dem 28.9.2006 und bildet jährlich etwa 7000 Absolventen aus. Sie ist damit eine der größten Schulen der Bundeswehr.
Der Cyber und Informationsraum – ein vielfältiger Ausbildungs- und Arbeitsplatz
Der Cyber und Informationsraum ist ein dynamischer und herausfordernder Bereich innerhalb der Bundeswehr. Mit einer ganzheitlichen Perspektive, modernen Technologien und einer starken internationalen Vernetzung trägt der Cyber und Informationsraum zur Gewährleistung von Sicherheit im digitalen Zeitalter bei. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Fähigkeiten und die enge Zusammenarbeit mit anderen Staaten sind entscheidend, um den Herausforderungen in diesem immer komplexer werdenden Raum gerecht zu werden. Insgesamt bietet der Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr ein vielfältiges Angebot mit deutlichem Entwicklungspotenzial für das Personal.
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