Heute widmen wir uns einmal der 4-Stufen-Methode und dem Lehrgespräch. Diese sind beliebte ausbilderzentrierte Methoden,  die sowohl in der mündlichen, als auch in der schriftlichen AEVO Prüfung besonders häufig drankommen. Du solltest dich mit ihnen also gut auskennen!

Die AEVO Prüfung besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. In der schriftlichen Prüfung stellst du dich bis zu 80 Multiple-Choice Fragen zu den Handlungsfeldern der AEVO. Die mündliche Prüfung besteht aus Durchführung und Fachgespräch, oder aus Präsentation und Fachgespräch. Besonders beliebt ist bei den Prüflingen die Durchführung.

Bist du fit für die AEVO Prüfung? Teste dein Wissen!

Die Durchführung in der mündlichen AEVO Prüfung

Entscheidest du dich in der praktischen AEVO Prüfung für eine 15-minütige Durchführung ist es deine Aufgabe, mit einem Azubi eine realistische Ausbildungssituation zu simulieren.

Das Thema dazu wählst du entsprechend der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) selbst.

Die Rolle des Azubis übernimmt je nach Kammer entweder ein Mitglied des Prüfungsausschusses, ein Mitprüfling oder ein echter Auszubildender, der von der Kammer gestellt wird. An einigen Orten kannst du auch deinen eigenen Azubi mitbringen. Erkundige dich unbedingt vorher, welche Regelungen für dich gelten!

Methodenwahl

Bei der Durchführung kannst du zwischen verschiedenen Lehrmethoden wählen. Besonders wichtig für die Prüfung sind das Lehrgespräch und die 4-Stufen-Methode. Damit du weißt, welche Methode für dich die richtige ist, schauen wir uns in diesem Artikel einmal genauer an, was mit den beiden Methoden eigentlich gemeint ist. Wenn du noch mehr über die verschiedenen Lehrmethoden und alles rund um die AEVO Prüfung wissen möchtest, schau dir gerne mal unseren Prüfungstrainer an.

Das Lehrgespräch

Das Lehrgespräch wird auch fragend-entwickelnde Methode genannt, da es hier darum geht, den Azubi mit offenen Fragen zum Nachdenken anzuregen.

Anders als in der 4-Stufen-Methode, bei der die Azubis Lerninhalte durch vormachen und nachmachen lernen, stellt der Ausbilder im Lehrgespräch offene Fragen, auf die der Azubi antwortet. Durch die Denkimpulse, die der Lehrling durch die Fragen erhält, werden nach und nach die Inhalte erarbeitet.

Besonders geeignet sind dabei Fragen, die mit den Fragewörtern “Warum?”, “Wie?”oder “Wozu?” beginnen. Die Auszubildenden dazu angeregt über den Lerngegenstand hinaus zu denken. Da die Lernenden auf diese Weise bereits zeigen können was sie wissen und einen hohen Eigenanteil bei der Erarbeitung des Themas haben, wird diese Methode häufig als sehr motivierend empfunden.

Ablauf eines Lehrgesprächs

Ein typisches Lehrgespräch gliedert sich in drei Phasen: Einstieg, Erarbeitung und Zusammenfassung/Kontrolle. Deine Aufgabe ist es dabei, deinen Azubi durch die offene Fragen dazu zu bringen, den Lerngegenstand selbst zu erarbeiten. Dabei solltest du Fragen vermeiden, die leicht mit “Ja” oder “Nein” beantwortet werden können. Mit ein bisschen Übung hast du dabei schnell den Dreh raus!

Einstiegsphase

Zu Beginn begrüßt du den Azubi und erklärst Thema und Vorgehensweise der Lerneinheit. Am besten nennst du hier auch gleich die Lernziele, die du dir vorher überlegt hast. Diese kannst du am Ende der AEVO Prüfung aufgreifen und schauen, ob sie erreicht wurden oder nicht.

Zudem ist es besonders wichtig deinem Lehrling klar zu machen, warum der jeweilige Lerngegenstand für ihn wichtig ist. Wenn er sich für die Aufgabe begeistern kann, nützt das am Ende allen Beteiligten.

Es lohnt sich also immer, sich im Vorfeld zu überlegen, welche Möglichkeiten es gibt den Lerngegenstand spannend zu gestalten. Dabei solltest du nicht vergessen nach den bereits vorhandenen Vorkenntnissen zu fragen. Dadurch vermeidest du, Zeit mit überflüssigen Erklärungen zu verlieren.

Erarbeitungsphase

In der Erarbeitungsphase geht es um die Erarbeitung des eigentlichen Lerngegenstandes. Hier kommt die fragend-entwickelnde Methode zum Einsatz. Dabei leitest du deinen Azubi mit offenen Fragen an, die er beantwortet. So gelangt ihr Stück für Stück zu den verschiedenen Inhalten. Offene Fragen sind alle Fragen, die zum Weiterdenken anregen und nicht so einfach mit “Ja” oder “Nein” beantwortet werden können.
Eine typische Situation für ein Lehrgespräch ist beispielsweise das Besprechen einer Problemsituation, für die der Azubi eine Lösung finden soll.

Aber Achtung: Auch wenn du das Gespräch durch offene Fragen in verschiedene Richtungen lenken kannst, solltest du deinem Azubi immer auch Raum für Rückfragen geben. Schließlich heißt es nicht umsonst Lehrgespräch.

Kontrollphase

In der Kontrollphase werden die Ergebnisse und Arbeitsschritte durch den Azubi zusammengefasst. Dabei ist es besonders wichtig, dass der Azubi seine Erkenntnisse selbst formuliert. Du als Ausbilder gibst in dieser Phase nur Hilfestellungen, z.B. bei der richtigen Formulierung von Lerninhalten.

Um die Lernfortschritte zu sichern, werden die Ergebnisse üblicherweise auch schriftlich festgehalten. Dazu eignet sich z.B. das Anlegen einer Mind-Map, oder die Nutzung eines Whiteboardes durch den Azubi. Der Kreativität sind in diesem Schritt keine Grenzen gesetzt.

Die 4-Stufen-Methode

Die 4-Stufen-Methode ist ein handlungsorientierter Ansatz und eignet sich besonders dafür, praktische Tätigkeiten unter Anleitung schnell und effizient zu vermitteln. Das Grundprinzip ist dabei ganz einfach:

Der Ausbilder (also du) macht einen Arbeitsablauf vor und der Azubi macht ihn nach. In 4 verschiedenen Stufen (daher der Name 4-Stufen-Methode) soll dein Lehrling in die Lage versetzt werden, den vorgemachten Arbeitsablauf selbstständig und sicher allein durchzuführen. Diese Stufen sind: Vorbereiten, Vormachen, Nachmachen und Üben.

Ablauf der 4-Stufen-Methode

4-Stufen-Methode Phase 1: Vorbereiten

Die erste Stufe in der 4-Stufen-Methode ähnelt der des Lehrgespräches. Auch hier bereitest du deine Arbeitsmittel vor und überlegst dir im Vorfeld, welche Lernziele du wie erreichen möchtest.

In der Prüfungssituation selbst begrüßt du zunächst deinen Azubi und steigst in das Thema ein. Anschließend erklärst du ihm die Lernziele und wie ihr vorgehen werdet. Auch hier ist es wichtig die Motivation deines Azubis zu wecken und eine angenehme Lernatmosphäre zu schaffen. Dazu solltest du deinem Azubi gleich zu Beginn zeigen, welche neue Fähigkeit er am Ende der Einheit erworben haben wird und in welchen Arbeitsbereichen sie für ihn relevant sein wird.

4-Stufen-Methode Phase 2: Vormachen

In der zweiten Stufe der 4-Stufen-Methode führst du den Arbeitsprozess einmal Schritt für Schritt vor. Dabei zeigst und erklärst du, was bei der Durchführung zu beachten ist und warum es gut ist auf diese Weise vorzugehen.

Dein Azubi hört und schaut hier erstmal nur zu und fragt nach, wenn er etwas nicht verstanden hat. Durch Zwischenfragen wie “Hast du das verstanden?” kannst du sicherstellen, dass die Aufmerksamkeit deines Azubis während der Vorführung bei dir bleibt.

4-Stufen-Methode Phase 3: Nachmachen und erklären lassen

In der dritten Stufe der 4-Stufen-Methode tauschen du und dein Azubi die Rollen. Nun ist es an deinem Lehrling die gezeigten Arbeitsschritte nachzumachen und mit eigenen Worten zu erklären. Du hörst ihm dabei aufmerksam zu und korrigierst bei Bedarf mögliche Fehler.

Deine Rolle als Ausbilder in dieser Phase

Natürlich musst du auch bei Gefahren eingreifen, die durch eine fehlerhafte Ausführung der Arbeitsschritte entstehen können. Ansonsten solltest du jedoch eine passive Rolle einnehmen. Nicht jeder Fehler muss sofort behoben werden. Es kann sich durchaus lohnen, zu beobachten, ob der Auszubildende den Fehler selbst bemerkt und korrigiert, anstatt direkt einzugreifen.

Wie heißt es so schön: Aus Fehlern lernt man!

Dennoch solltest du dich durch Kontrollfragen (z.B. “Warum war das nötig?”) vergewissern, ob dein Azubi auch verstanden hat, was er da macht und warum. Wenn er seine Sache besonders gut macht, vergiss nicht, ihn darauf anzusprechen. Lob an der richtigen Stelle wirkt sich positiv auf die Motivation der Auszubildenden aus und zeigt den Prüfern, dass du pädagogisch und fachlich fit bist.

4-Stufen-Methode Phase 4: Üben

In der 4. Stufe der 4-Stufen-Methode geht es darum, dass dein Azubi das Gelernte durch Üben festigt. Das bedeutet, der Azubi führt alle Arbeitsschritte selbstständig, ohne deine Hilfe noch einmal durch. Anschließend reflektierst du zusammen mit deinem Lehrling was schon gut geklappt hat, was man noch verbessern kann und was in weiterführenden Lerneinheiten darauf drankommen wird.

Du solltest in dieser Stufe auch die Gelegenheit nutzen zu überprüfen, ob die Lernziele, die du zu Beginn der Lerneinheit formuliert hast, erreicht wurden.

Durchführung: Die richtige Themenwahl

Welche Methode eignet sich für welches Lernziel?

Welche Methode für deine AEVO Prüfung die richtige ist, hängt von deinem gewählten Thema ab. Je nachdem, ob dein Unterrichtsgegenstand eher theoretischer oder praktischer Natur ist, eignet sich die eine oder andere Methode besser.

Grundsätzlich gilt: Die 4-Stufen-Methode eignet sich besonders gut um praktische (oder auch psychomotorische) Lernziele zu erreichen. Das Lehrgespräch ist dagegen geeignet, theoretische (also kognitive und affektive) Lernziele zu erreichen.

Welche Faktoren sollten bei der Themenwahl berücksichtigt werden?

Bei der Themenwahl solltest du darauf achten, dass du den Lerngegenstand und die Methode selbst sehr gut beherrschst. Dann kannst du ihn auch gut unterrichten. Es nützt dir nichts, wenn du ein Thema wählst, das in einer anderen Prüfung gut funktioniert hat, für dich aber neu ist.
Lass dich also nicht von Aussagen anderer Prüflinge verunsichern und vertraue auf deine Fähigkeiten.

Eine Faustregel für die Themenwahl, gerade für die 4-Stufen-Methode lautet: Das Beibringen eines Lerngegenstandes dauert in etwa fünfmal so lange, wie das eigene Durchführen. Was auch immer du lehren möchtest, sollte bei perfekter Ausführung also nicht länger als 3 Minuten dauern.

pexels tirachard kumtanom 601170

Was sind Beispiele für Themen in der praktischen Prüfung?

Es gibt viele verschiedene Themen für die 4-Stufen-Methode und das Lehrgespräch, aus denen du auswählen kannst. Natürlich solltest du ein Thema wählen, das mit deinem Beruf zu tun hat. Am besten schaust du dir deinen Arbeitsalltag genau an: Welche Arbeitsabläufe kommen immer wieder vor? Genau diese eignen sich für die praktische AEVO Prüfung.

Beispiele für Themen, die sich für das Lehrgespräch eigenen, sind u.a.:

  1. Eine Rechnung schreiben
  2. Ausfüllen eines SEPA- Überweisungsscheins
  3. Einen HTML-Code schreiben
  4. Lieferschein verstehen
  5. Anlegen von Personalakten
  6. Gast beim Check-In betreuen
  7. Kasse auswerten

Beispiele für Themen, die sich für die 4-Stufen-Methode eignen, sind u.a.:

  1. Das Einpacken von Geschenken
  2. Das Durchführen einer Wareneingangskontrolle
  3. Das Austauschen einer Druckerpatrone
  4. Das Anrichten einer Käseplatte
  5. Das Wechseln einer Festplatte
  6. Das Pflegen und Warten von Werkzeugen
  7. Das Verpacken eines Pakets

Fazit

Egal, du dich nun für das Lehrgespräch oder die 4-Stufen-Methode entscheidest, alles steht und fällt mit einer guten Vorbereitung. Wichtig ist, dass du dein Thema gut kennst, realistische und überprüfbare Lernziele formulierst und in der Prüfung einen kühlen Kopf bewahrst. Wenn du unsere Tipps beachtest und dich gut vorbereitest, sollte einer erfolgreichen Prüfung nichts mehr im Wege stehen! 🙂
Wenn du mehr über die AEVO Prüfung wissen willst und auch üben möchtest deine Prüfungsangst in den Griff zu bekommen, dann schau gern einmal in unseren Prüfungstrainer rein.

Das könnte dich auch interessieren

AEVO Prüfungsfragen kostenlos: jetzt online vorbereiten

Überblick AEVO Ausbilderschein: Die wichtigsten Fragen

AEVO Prüfung: Diese 6 Fehler solltest du vermeiden!

Erfolgreich in die schriftliche AEVO Prüfung : Diese 4 Themen musst du können!

AdA Prüfungsvorbereitung: So kommst du erfolgreich durch alle 3 Teile der mündlichen Prüfung

Ausbildungsrahmenplan: 6 häufig gestellte Fragen und was du darüber wissen musst